(Click on links, death to false metal)
Every Song From Iron Maiden’s Number Of The Beast Album Played At Once
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Every Song From Iron Maiden’s Number Of The Beast Album Played At Once
“Gut möglich, dass diese blitzgescheite Manie dem Mysterium des Seins am ehesten gerecht wird.”
Es ist sogar sehr wahrscheinlich, ich werde demnächst auch einmal ausführen, warum, im weiteren Verlauf vielleicht überhaupt alle intellektuellen Probleme lösen, wie es Otto Weininger ursprünglich vorgehabt hat, glücklicherweise bin ich aus dem Selbstmordlebensalter heraus.
I found a new page <3 Gira announces The Glowing Man, which was released 3 weeks ago, is likely to be the last Swans album at least “in this version/iteration of the band”, which was forseeable because with The Seer (2012) and To Be Kind (2014) they were again exploding into transcendence/into the beyond; the archaic, wild, basic convulsions, the Dionysian, got contrasted with a basic, reduced, fragmented Apollonian framework structure, the lyrics imploding in form and exploding in meaning and associations, respectively establishing a plateau out of its own intensity, similar to the last string quartetts of Ludwig Van, the Seer looks into the infinite and the message which lies there is to be kind; before entirely collapsing over itself The Glowing Man now presents the equivalent to the White Land, the Salt Lake Desert, the return to base, to innocence, the starting point again, tiny figures appear within the landscape, they barely move, but will learn to and feed and grow, again, the next iteration within the hypercycle is going to set in, ever eccentric, ever moving towards the center and the heart of it all, death to false metal. And I am going to write a note about this very important band which expresses so much about what everything is about and “what is a mind for”, I was always thinking/associating what Beckett has done in literature and Francis Bacon has done in painting Swans have done in popular music (the subversion of the subject along the barely visible lines of pre- and postindividual forces which constitute and, then, reflect the subject into the Hyper Subject, the Menschheitssubjekt, the objective subject), although the actual depth of their genius has not yet ever been truly discovered.
When I was walking through the Praterallee before some thoughts came to my mind about the incompleteness theorem, set theory, theory of everything, info-cognition, reality as a language, Zeno’s paradoxa, Cantor’s mathematical innovations, internal vs external consistecny of and within systems, the nature of consciousness, the nature of language, metalanguage, Chomsky vs Wittgenstein, whether there is a heart of it all or finally an evolutionary (or degenerative) interplay of heterogenous sets at the deep structure, also concerning human intelligence taken as ability to carry out manipulations within symbolic systems and then whether there is an underlying structure to “symbol systems” or they are also, at the core, heterogenous, etc. and how all of this is connected. I eagerly wanted to read David Foster Wallace` book about Cantor on this behalf after I would be at home again, but now I am doing nothing, not even thinking in any relevant fashion. Maybe later. Maybe I listen to Nervosa next, because they’re furious and cute. It is hot in Vienna today. Anyway, my network is apparently getting ever more dense and robust. That will feel good.
“Wir wissen nicht, was der Endzweck der Dinge ist, was die Wechselfälle des Lebens für einen Sinn und für ein Ziel haben sollen, warum die Guten so oft erniedrigt werden und die Schlechten so oft triumphieren. Ja, wir wissen nicht einmal, wieso die Guten so oft triumphieren und die Schlechten so oft erniedrigt werden! So geht es uns, die wir uns vor der Strahlenmauer befinden. Da ist der Raum, in dem wir uns bewegen, in dem die Gesetze der Physik gelten, als ein bräunlicher Nebel legen sich die über alles und hüllen alles ein und verwirren alles. Hinter der Strahlenmauer ist das Reich der Metaphysik. Der metaphysische Nebenraum. Ich frage mich, wie es in dem wohl aussieht. Welche Bewegungen dort mit den sichtbaren Bewegungen und Ereignissen im physikalischen Hauptraum, also dem unserem, korrespondieren. Ich denke mir für einen Moment, ein ganzer Haufen Zwerge – oder so etwas Ähnliches – schuftet dort, mit einem angestrengt gesenktem Haupt und einem angestrengt gesenktem Blick. So auf die Art, lass uns in Ruhe, sprich uns am besten nicht an; wir müssen hier unserer Arbeit nachgehen; wir wissen nicht, wozu wir diese Arbeit machen und was das Ziel unserer Tätigkeit ist, nichts wissen wir; wir wissen auch nicht, ob wir gezwungen sind, unserer Arbeit nachzugehen oder ob wir sie freiwillig machen; vielleicht ist die Antwort auf diese Frage, ob wir unsere Arbeit freiwillig machen oder auch nicht, nicht einmal unterwegs verlorengegangen, im Dickicht der auf der Strecke gebliebenen Antworten auf Fragen, wahrscheinlich existiert diese Frage gar nicht und so auch nicht die Antwort. Wir führen hier Bewegungen aus, die dann die physikalischen und auch die mentalen Bewegungen und Prozesse in eurer Welt sind, darüber hinaus wissen wir nichts. So kann ich mir das vorstellen. Hätte damit dann aber den Verdacht, dass es sich bei dem metaphysischen Nebenraum auch nur um einen Schauplatz handelt, der vom Absoluten abgetrennt ist, so wie der unsere; um ein bloßes Duplikat unseres physikalischen Hauptraumes. Ich nehme jetzt an, ein Zirkel spreizt sich und spannt mit dieser Bewegung die zahllosen Räume auf, die Dimensionen. Im Kreismittelpunkt des Zirkels findet sich die Ewigkeit, die echte, ewige Überschau über die Prozesse. Von dort aus kann es beobachtet werden, wie sich die Ereignisse über das Medium der Zeit verteilen, sich die Dinge formen und verändern, dabei über Ursache und Wirkung miteinander verknüpft sind, wobei gleichzeitig unsere beschränkten kognitiven Fähigkeiten immer weniger in der Lage sind, diese Verknüpfungen zu erkennen, je weitläufiger und somit interessanter sie sind, dabei also das ausmachen, was man unsere Schicksale nennt. Das ist das Reich der Übersicht und der Freiheit. Das mit Gott gleichzusetzen ist. Von dem ich nicht weiß, ob es, ob er existiert. Das mit dem Spalt allerdings weiß ich. Vor uns fällt der Raum ab, in einen Spalt, einen Abgrund hinein. Wenn wir das jetzt einmal aus einem Winkel von neunzig Grad betrachten, sehen wir da also in unserem kognitiven Gesichtsfeld beziehungsweise unserer Wahrnehmung eine abfallende Raumfläche, die einen Spalt bildet, auf der anderen Seite, der Seite des Wahrgenommenen, eine Fläche. Die ist dann der Schleier, hinter dem das Objekt der Wahrnehmung liegt. Man weiß nicht, ob sich irgendwo ganz unten, in den Tiefen, der eine Raum, der abfallende des Subjekts, mit dem anderen Raum, den senkrecht aufschießenden des Objekts vereinigt; wahrscheinlich aber nicht. Der Spalt wird zwar immer enger, doch er bleibt vorhanden, ist strukturell. Es ist der Spalt, der unsere Wahrnehmung von den Objekten der Wahrnehmung beziehungsweise von der Möglichkeit der vollkommen transparenten Selbstwahrnehmung trennt. Der Spalt ist das, was man als Willensfreiheit bezeichnen kann, als die Freiheit der Wahrnehmung, der Spalt ist das Verhältnis, über das sich der Mensch nicht als vollkommen identisch mit sich selbst begreift. Über das die von ihm geschaffenen Institutionen nicht vollkommen identisch sind mit sich selbst. Über das die gesamte von ihm geschaffene Kultur nicht vollkommen identisch mit sich selbst ist. Die allein deswegen geschaffen wurde, weil der Mensch und seine Wahrnehmung und seine Möglichkeiten niemals vollkommen identisch sind mit sich selbst. Also aufgrund des Spalts. Searle weist nach, dass ohne den Spalt, ohne die (Illusion der) Willensfreiheit, ohne die Nicht-Identität des Menschen mit sich selbst, gar keine Kultur und keine Institutionen nötig wären, da wir in jedem Augenblick von selbst wüssten, was wir zu tun hätten. Aufgrund der Möglichkeit zum seltsamen und unproduktiven Denken erwächst also das alles. Der Spalt markiert also das Territorium des seltsamen und unproduktiven Denkens. Ich finde es gut, wie das alles zusammenhängt. Es lebe der Spalt!”
(Buch vom seltsamen und unproduktiven Denken #dermetaphysischenebenraum)
Ich habe hier bereits mehrmals das in mir herumlodernde Interesse bekundet, Literatur zu machen, die so aussieht, als könnte sie von einem anderen Planeten kommen (sehr fremdartig und doch sehr vertraut, da sie tiefer oder zumindest anderswo im Universum angesiedelt ist und von dort aus einen Blickwinkel auf das Sein errichtet), sowie, Literatur zu verfassen, die aus dem „Metaphysischen Nebenraum“ kommen könnte (mit dem Metaphysischen Nebenraum war ein Ort gemeint, in dem die Bewegungen, die wir hier in der Welt, durch den Schleier der Maya wahrnehmen, rein und unverfälscht, skelettartig, stattfinden, als Bewegungen „an sich“). Im Moment weiß ich nicht mehr so ganz, was ich davon halten soll, die Sache ist ja eh in etwa in dem Sinn erledigt, vielleicht überlege ich mir bald was Neues; allerdings verbinde ich die Realisierung einer solchen Art von Literatur unweigerlich mit der von Beckett. Beckett war mir der wichtigste Hirte für all das, was ich nach „Yorick“ in Angriff genommen habe. Ich habe immer gefunden, bei Beckett, wie auch bei Kafka, hat man Literatur, die von einem anderen Planeten kommen könnte, und die gleichsam im Metaphysischen Nebenraum stattfindet, an einem anderen Ort, an dem die konkreten Bewegungen in der Welt abstrakt stattfinden. Sam, das Weltauge, das auf die Existenz blickt und der Mund von Nicht-Ich, der seufzt. Die Sprache hat bei ihm das höchste Niveau. Runter durch die Wortfläche, sage ich mir immer, sich vertiefen, damit man eine Etage tiefer fällt, eine Wortfläche und eine Sinnschicht tiefer, bis man schließlich an der letzten Stufe anlangt vor dem lodernden Feuerkern, oder aber dem Urschlamm der reinen Existenz, die dann nicht mehr ausgesagt werden können.
Die Geschichten, die Hamm im „Endspiel“ zu erzählen trachtet, oder „Ein Stück Monolog“ sind solche letzten Texte, die als Signifikanten als Signifikat nur mehr den Urschlamm haben, „Der Namenlose“ wiederum die letzte Stufe in eine höhere Welt; „Wie es ist“ taucht dann wieder aus dem Urschlamm auf. Alle seine Werke seien ein Versuch gewesen, das Dasein darzustellen, hat Beckett einmal gemeint, wobei sein Eindruck war, „nur an der Oberfläche gekratzt zu haben“, „Wie es ist“ hat er als seinen wohl gelungensten Versuch angesehen. Was mich ganz unabhängig von dieser Offenbarung, die ja nicht überraschend kommt, seitdem ich es mit der Literatur probiere, brennend interessiert, ist ja genau dasselbe, eben Formen zu finden, das Dasein darzustellen, und dabei neue Bezirke zu erforschen, neue Formen aufzuwerfen aus dem Urschlamm, einfach so, weil ich davon besessen bin, Probleme zu lösen, die ansonsten kaum wen in dieser Intensität interessieren. – Man kann über Beckett nicht schließen, ohne etwas über seinen Charakter gesagt zu haben” (etc.)
When I was little one of my plans was that I wanted to write a novel with reference to The Stranger about a guy who goes to the US and deliberately kills someone just to get sentenced to death, and executed. I did not completely figure out the meaning revolving around this archaic idea back then, maybe there was an uneasiness that Camus is superficial and does not work on the last layer, the terminal layer of all things (and ideed, the last, terminal layer of all things and of all vision is NOT the absurd but is to directly gaze into the chaosmos and amalgamate with the chaosmos). Well, later in the Book of Strange and Unproductive Thinking I came to think about it again and finally did it.
(Maybe the philosophical associative chain would go like this: The Stranger is hollowman establishing some perspective on man, although there is some stringency to his acts they lack cohesion and are weak and confuse; whereas the Hyper Stranger who deliberately goes to the US to kill someone to have himself killed would be a hollowman who establishes a plateau, his own territory, his own island, therefore become more, and actually, autonomous in contrast to the Stranger, who is not (it is just that his true essence is revealed in the end, if I remember that correctly). Thinking along these lines I wonder about the possibility of the Ultra Stranger, and what he might do, The Ultra Stranger! That the Ultra Stranger is now going to haunt my mind and I would have to examine the Ultra Stranger comes as a mixed blessing, it will distract me from my three dozen other intellectual projects which are worked through in my head at the moment, and every day an additional one seems to come around, yet finally it will make my network more dense, glorious and adapted to the last, the terminal layer of reality, and as far as I can see there is no other possibility to achieve that. Btw when I think of Camus the message of his books actually is that human relations ARE meaningful and it is the concept of the absurd which is the delusion. Existentialism is inevitable, but nihilism is not, it is, eventually, a personal choice, or a personal failure, When I tried it with philosophy as a teenager my first contact was Sartre, I found it, both as literature and as philosophy, interesting, but unsatisfying, somehow simple, simplistic, and ultimately untrue. Before that, when I was 15 years old, I wrote a manifesto for a global movement to overcome all problems, it was born out of a joke but also reached into the serious, years later I realized that I was actually outlining an approach for a Theory of Everything in search for a deep structure behind mathematics, economics, the human realm, and being in general. The core message was that every entitiy, whether virtual, platonic or actual, embodies a certain quality named Fucking Scrambled Eggs (referring to an insider joke between me and some friends of mine at that time), this is the deep structure of all reality and shows how everything is connected. In order to actually understand that you of course first have to trespass Sartre, Camus, the absurd, and some other things lol)
“Ein Blick von Menschen solchen Formats auf heutige Philosophen ist beschämend. Welche Geringfügigkeit der Person! Welche Alltäglichkeit des politischen und praktischen Horizonts! Wie kommt es bloß, dass die bloße Vorstellung, einer von ihnen sollte seinen Rang als Staatsmann, als Diplomat, als Organisator großen Stils, als Leiter irgendeines mächtigen, kolonialen, kaufmännischen oder Verkehrsunternehmens beweisen, geradezu Mitleid erregt? Aber das ist kein Zeichen von Innerlichkeit, sondern von Mangel an Gewicht. Ich sehe mich vergebens um, wo einer von ihnen durch auch nur EIN tiefes und vorauseilendes Urteil in einer entscheidenden Zeitfrage sich einen Namen gemacht hätte. Ich finde nichts als Provinzmeinungen, wie sie jeder hat. Ich frage mich, wenn ich ein Buch eines modernen Denkers in die Hand nehme, was er vom Tatsächlichen der Weltpolitik, von den großen Problemen der Weltstädte, des Kapitalismus, der Zukunft des Staates, des Verhältnisses der Technik zum Ausgang der Zivilisation, des Russentums, der Wissenschaft überhaupt ahnt. Goethe hätte das alles verstanden und geliebt. Von den heutigen Philosophen übersieht es nicht einer.”
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes
Aber ICH verstehe das alles! Und ICH übersehe das alles! ICH! ICH! ICH! ICH! HAHAHAHAHAHA! http://www.philiphautmann.at/problems-and-perspectives-in-contemporary-world-order/
“Tolstoi ist durchaus ein großer Verstand, „ auf-
geklärt” und „sozial gesinnt”. Alles was er um sich sieht, nimmt
die späte, großstädtische und westliche Form eines Problems an.
Dostojewski weiß gar nicht, was Probleme sind …
(Tolstoi) gehört irgendwie zu Marx, Ibsen und Zola. Seine Werke sind nicht Evangelien, sondern späte, geistige Literatur.
Dostojewski gehört zu niemand, wenn nicht zu den Aposteln des Urchristentums. Seine „Dämonen” waren
in der russischen Intelligenz als konservativ verschrien. Aber
Dostojewski sieht diese Konflikte gar nicht. Für ihn ist zwischen
konservativ und revolutionär überhaupt kein Unterschied: beides
ist westlich. Eine solche Seele sieht über alles Soziale hinweg.
Die Dinge dieser Welt erscheinen ihr so unbedeutend, daß sie
auf ihre Verbesserung keinen Wert legt. Keine echte Religion
will die Welt der Tatsachen verbessern. Dostojewski wie jeder
Urrusse bemerkt sie gar nicht; sie leben in einer zweiten, meta-
physischen, die jenseits der ersten liegt. Was hat die Qual einer
Seele mit dem Kommunismus zu tun? Eine Religion, die bei Sozial-
problemen angelangt ist, hat aufgehört, Religion zu sein. Dostojewski aber lebt schon in der Wirklichkeit einer unmittelbar bevorstehenden religiösen Schöpfung. Sein Aljoscha ist dem Verständnis aller literarischen Kritik,
auch der russischen, entzogen; sein Christus,
den er immer schreiben wollte, wäre ein echtes Evangelium ge-
worden wie jene des Urchristentums, die gänzlich außerhalb aller
antiken und jüdischen Literaturformen stehen. Aber Tolstoi ist
ein Meister des westlichen Romans — Anna Karenina wird von
keinem zweiten auch nur entfernt erreicht — , ganz wie er auch
in seinem Bauernkittel ein Mann der Gesellschaft ist, Anfang und Ende stoßen hier zusammen. Dostojewski ist ein Heiliger, Tolstoi ist nur ein Revolutionär.
Das Christentum Tolstois war ein Mißverständnis. Er sprach von Christus und meinte Marx. Dem Christentum Dostojewskis gehört das nächste Jahrtausend”.
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, II., S. 235ff
Philip Hautmann Tolstoi, Krieg und Frieden, habe ich als Jüngling mal zu lesen versucht, habe aber auf Seite 400 oder so damit wieder aufgehört, weil mir das Aristokratengeschwätz nach dieser Weile zu sehr auf die Nerven gegangen ist. Anna Karenina habe ich nur als Film gesehen, aber ich habe mit diesen unwichtigen Charakteren und jenen unwichtigen Problemen, die da vorgeführt werden, nicht wirklich was anfangen können. Freilich mag die Leistung Tolstois darin liegen, die tiefe Ernsthaftigkeit unwichtiger menschlicher Probleme darzustellen, sicherlich liegt sie darin, und ich werde ihn irgendwann mal genauer lesen; aber bei Dostojewski hat man halt mal die tiefschürfendsten Probleme und selbst die siebte Nebenfigur von hinten links präsentiert sich uns in einem rätselhaften Leuchten, während bei Tolstoi einen alle auf uncoole Weise nerven bzw. ihr fahles Licht über uns werfen. Und so hat man bei Dostojewski den tiefen inneren Zusammenhang und Zusammenhalt der Welt; bei Shakespeare hingegen die Vorführung von lauter vollkommen unwichtigen Problemen, zufällige Wellenkräuselungen dort, wo das Flüssige das Feste zu berühren versucht, und die dann wieder verschwinden, ohne irgendwas zu hinterlassen; Probleme, die daraus entstehen und darin wieder vergehen, dass die Menschen zu dumm sind, um authentisch miteinander zu kommunizieren, oder aber halt zu brutal, als Stücke auf einer Bühne, die aber nicht die Bühne der Welt ist. In den Sonetten war Shakespeare zutiefst spirituell, insgesamt aber eben so, als wie wenn die Welt und die Überwelt getrennte Sphären wären, zwischen denen keine eigentliche Kommunikation möglich ist, und so zerfällt das eine in Sinnlosigkeit und auch das andere, und, wie ich bereits einmal erwähnt habe, kann ich mit den Sonetten von Shakespeare nur bedingt was anfangen, vielleicht eben auch deswegen. Bei Dostojewski hingegen hat man das Aufgehen des Personalen in der Welt, im Transpersonalen; auch wenn Raskolnikow mit seinem ursprünglichen Approach nicht völlig unrecht hat und die Brüder Karamasow zu Unrecht verurteilt werden, ist die Läuterung, durch die sie hindurchgehen, das, was sie tatsächlich personalisiert und letztendlich bedeutsam macht. Einer hat mal gemeint, Dostojewski sei der größte Schriftsteller der Neuzeit, ein anderer hält Shakespeare dafür; man kann natürlich einräumen, Shakespeare war ein Engländer in der Dämmerung der Neuzeit und konnte daher nicht die Vollständigkeit und Reife aufweisen wie Dostojewski als Russe des 19. Jahrhunderts, aber Giganten wie Shakespeare und Dostojewski erheben sich über Zeit und Raum und haben auch ihren Ursprung nicht dort, sondern im Hyperraum und in der Zeitlosigkeit, und was sie uns präsentieren, sind sie in ihrem vollständig verwirklichten Potenzial; ja, es erscheint schwierig, genau zu ermitteln, wie das Zeitliche in das Zeitlose hineinreicht und sich gegenseitig durchdringt, der Scherz mit der Herangehensweise vom Tod des Autors aber auf jeden Fall hat bereits wieder das Zeitliche gesegnet, er war zwar, im geistesgeschichtlichen Verlauf, notwendig, aber irrelevant.
Ein Schriftsteller muss spirituell sein, sonst wird das niemals wirklich was; und wenn er eine einigermaßen mieselsüchtige Weltsicht hat, wie Kafka oder Beckett, so waren Kafka und Beckett als Personen spirituell und in ihrem Verhalten ihren Mitmenschen gegenüber, so wie Wittgenstein als Existenzphilosoph keine ethischen Sätze aufgestellt hat, da das logisch nicht möglich ist, aber eben ethisch gelebt hat und so eben etwas objektiviert hat und ein Beispiel gegeben hat, und so ist die Art, wie Kafka, Beckett und Wittgenstein ihr Leben gelebt haben ebenso bedeutsam wie ihr Werk. Vielleicht sollte ich in dem Zusammenhang Paul Coelho lesen; dass die Halbintelligenten über ihn lästern und ihn verächtlich machen ist vielleicht ein gutes Zeichen, wenngleich es natürlich auch so sein kann, dass sie damit recht haben und auf den Grund der Sache getaucht und das Wesen der Sache tatsächlich erfasst haben, so wie es bei ihnen ja hin und wieder der Fall sein kann; Spengler ist zwar auch kein vollkommen Intelligenter, aber schon ein deutlich schwierigerer und kapriziöser Fall, da muss man sich schon in was hineinversetzen und sich meditativ versenken, wenn man versuchen will, den Wahrheitsgehalt seiner zahlreichen und mannigfaltigen Aussagen zu bestimmen. Die Lektüre von Khalil Gibran hat mich immer wieder komisch berührt, der Prophet, der Narr und auch der Liebesbriefwechsel zwischen ihm und May Ziada, die er dann seltsamerweise innerhalb von 19 Jahren nie persönlich treffen wollte; wer so anbiedernd schreibt und Prophet sein will, ohne auch nur irgendwelche echten Herausforderungen an die Herde zu stellen, an dem muss irgendwas faul sein. Bhagwan hat einmal ausgeplaudert, Khalil Gibran, der herzerwärmende Dichter, sei, vor allem Frauen gegenüber, cholerisch und unbeherrscht gewesen und habe sie auch geschlagen. Ich weiß ja nicht, ob das stimmt, aber immer wenn ich Gibran gelesen habe, habe ich etwas derartiges vor Augen gehabt und in der Melodie seiner Worte so was wie das Klatschen von Ohrfeigen auf den Gesichtern von Frauen vernommen; ein aufgeblasenes Ego, das dauernd platzt, und ein artifizielles, das sich dann eben immer wieder in derartigen Explosionen entlädt, innerlich hilflos. Ich kann mich natürlich auch irren, aber ich glaube, Khalil Gibran ist keiner, der das Chaos tatsächlich beherrscht und einen eisernen Ring schmieden kann, in dem er das Chaos bezwingt, den hochzeitlichen Ring der Ringe, den Ring der Wiederkunft. Dostojewski konnte das, Kafka auch, Beckett auch.
GIF: Der hochzeitliche Ring der Ringe, der Ring der Wiederkunft
Die chinesische Religion, deren große »gotische" Zeit um 1300 — 1000 liegt und den Aufstieg der Dschoudynastie umfaßt, will mit äußerster Vorsicht behandelt sein. Angesichts der flachen Tiefe und pedantischen Schwärmerei der chinesischen Denker vom Schlage des Konfuzius und Laotse, die alle im ancien regime dieser Staatenwelt geboren waren, scheint es sehr gewagt, auf eine Mystik und Legende großen Stils am Anfang überhaupt schließen zu wollen, aber sie muß einmal dagewesen sein...
Wir wissen jetzt, daß es entgegen der allgemeinen Annahme ein mächtiges altchinesisches Priestertum gab.i) Wir wissen, daß im Texte des Schuking Reste der alten Heldensänge und Götter- mythen rationalistisch verarbeitet und so erhalten geblieben sind; ebenso würden das Chouli, Ngili und Schiking noch sehr vieles offenbaren, sobald man sie mit der Überzeugung prüft, daß hier viel Tieferes vorliegen muß, als Konfuzius und seinesgleichen begreifen konnten. Wir hören von chthonischen und phallischen Kulten der frühen Dschouzeit, von einem heiligen Orgiasmus, wobei der Götterdienst von ekstatischen Massentänzen begleitet war, von mimischen Darstellungen und Wechselreden zwischen dem Gott und der Priesterin, woraus sich vielleicht ganz wie in Griechenland das chinesische Drama entwickelt hat.
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Band 2, S. 350f.