Jahresrückblick und Erläuterungen zum absoluten Geist in der absoluten Form

Ich habe mir dieses Jahr einverleibt vor allem: die Philosophie Kants und die Geschichte und Essenz der Sowjetunion, als eines Staatsgebildes, das auf Philosophie, oder zumindest etwas dazu Ähnlichem begründet werden sollte. Ich habe auch erledigt die Philosophien von Spinoza und Leibniz, was weniger Arbeit war, da diese Philosophien nicht so umfangreich sind. Ich will aber Leibniz mir noch intensiver anschauen, und habe mir im Roten Antiquariat auch den Doppelband mit seinen politischen Schriften gekauft, vor allem muss ich seine Schriften über China lesen. Ich bewundere die Intelligenz von Leibniz und ich mag ihn auch als Schriftsteller, auch wenn er kein poetischer Schriftsteller ist, sondern ein (sehr guter) rationaler. Ich habe mich in diesem Jahr hinsichtlich der Poeten und Schriftsteller zu Baudelaire und zu Ibsen geäußert, außerdem was gesagt zum Surrealismus und zur Pop Art, und zu den Poetes Maudites, zu denen neben Baudelaire auch die M.I.A. gehört. Außerdem habe ich endlich alles zum Thema Schönheit (und Gil Elvgren) gesagt.

Da mein Geist der Raum selbst ist, muss er alle geistigen Gebilde und alle Phänomene und alle Interpretationsmöglichkeiten der Phänomene umfassen, sie in sich einbauen und sich unterordnen. Das Ergebnis wird sich gut anfühlen. Und es wird sein der absolute Geist in der absoluten Form.

Während zB bei Hegel der absolute Geist sich auffächert in Kunst, Philosophie und Religion, sollen beim absoluten Geist in der absoluten Form solche Segragationen nicht mehr bestehen. Die Rede des absoluten Geistes in der absoluten Form soll Kunst, Wissenschaft, Philosophie und Religion/Ethik in einem sein. So wie die Mathematik dazu da ist, quantitative Verhältnisse in der Welt exakt zu bestimmen, soll der absolute Geist in der absoluten Form dazu da sein, die Qualitäten und die qualitativen Verhältnisse in der Welt zu bestimmen; möglichst so exakt wie die Mathematik das tut. Dazu ist eine große Reinheit des Geistes notwendig.

Das Problem des absoluten Geistes (das auch Hegel nicht lösen konnte) ist, dass der absolute Geist mit der Tiefe der Welt konfrontiert ist. „Die Welt ist tief, und tiefer als der Tag gedacht.“ Soll heißen: die Welt besteht aus einer für den Geist überabzählbaren Menge von Gegenständen, die sich in Raum und Zeit entfalten, und die niemals alle adäquat erfassbare Gegenstände der Erfahrung sein können, über die sich der absolute Geist konstituiert. Jetzt will zB Hegel das so lösen, indem der absolute Geist so durchreflektiert ist, dass er die Totalität aller möglichen Erfahrung simuliert und so das Dunkel der überabzählbaren Menge der Gegenstände, die die Welt bilden, behelfsmäßig ausleuchtet. Der Zen-Buddhismus versucht was Ähnliches und formuliert die Idee vom Satori. Trotzdem hat Hegel eine Vorstellung vom Ende der Geschichte notwendig, an dem allein letztendlich alles aussortiert werden sein kann. Der Zen-Buddhismus hingegen kennt keine Geschichte: und das Satori kennt nur sich selbst, aber nicht den absoluten Geist in Form von Kunst, Philosophie und Religion; es kennt auch keine Wissenschaft. Der Geist des Ostens ist, bezogen auf unser Verständnis, weder analytisch noch dialektisch; sondern er bemüht sich darum, mit den Aporien umzugehen, die unser Dasein letztendlich begrenzen, und die in unser Dasein hineinwirken, mal näher, mal ferner von der Alltagserfahrung. Das sind jeweils die Stärken als auch die Schwächen vom absoluten Geist in der westlichen wie in der östlichen Fassung.

Daher ist es notwendig, beides (also die „westliche“ und die „östliche“ Vorstellung vom Geist) hin zu überschreiten in die vom absoluten Geist in der absoluten Form. Indem der absolute Geist in der absoluten Form der Raum selbst ist, umfasst er sphärengleich auch die Zeit und konstituiert sich in einer sowieso höheren Dimensionalität, bzw., wenn man so will, als Metaebene gegenüber dem bloßen absoluten Geist. Ganz einfach gesagt, ist der absolute Geist in der absoluten Form halt noch mal ein Level drüber über dem bloßen absoluten Geist, weil er ultradialektisch ist und weil er die Abarbeitung am Koan, über die sich das Satori konstituiert, nicht mehr nötig hat, da sich in seiner Dimensionalität die Aporien, die an den Rändern des Seins lauern, zwar nicht auflösen, aber irrelevant werden, verwunden werden. Weil der absolute Geist in der absoluten Form ultradialektisch ist, prozessiert er theoretisch schneller als die Zeit, überholt damit theoretisch die Zeit und macht sich daher theoretisch auch die Tiefe der Zeit untertan. Der absolute Geist in der absoluten Form blickt auf die Dinge und ihren Verlauf gleichsam aus dem Phasenraum heraus, einem mathematischen Raum, der alle möglichen Zustände eines dynamischen Systems abbildet. Wenn sich der absolute Geist in der absoluten Form konstituiert hat, wird alles, was in der Zukunft passiert oder wo einem die Vergangenheit einholt, ein bloßes Addendum sein zu der Gestalt, die der absolute Geist in der absoluten Form schon vorher angenommen hat. Ein „Ende der Geschichte“ ist nicht mehr notwendig.  Der absolute Geist in der absoluten Form rotiert in der Zeitlichkeit und in der Ewigkeit und umfasst beide. Während bei Hegel die Eulen der Minerva zu ihrem Flug in der Dämmerung ansetzen, ist es auf der Uhr des absoluten Geistes in der absoluten Form alle Zeit des Tages gleichzeitig. Gleichzeitig weiß der absolute Geist in der absoluten Form im Sinn des Koan, dass die Eulen nie weggeflogen sind.

Was mich ständig angetrieben hat, war die Intelligenz und das Vorstellungsvermögen immer weiter und weiter zu radikalisieren, und zu sehen, wo man dann hinkommt, beziehungsweise um hoffentlich, so es diese überhaupt gibt, bei den letzten Dingen anzukommen. Dann sollte ich, eine getriebene Kreatur, endlich Ruhe finden. Der absolute Geist in der absoluten Form ist endlich das Transzendental dazu, und so agiert der absolute Geist in der absoluten Form in absoluter Geschwindigkeit in absoluter Ruhe (da er kein Ziel mehr außerhalb seiner selbst hat). Wie gesagt, der absolute Geist in der absoluten Form wird sich gut anfühlen.

Eine gute Methode, sich bei fast allen unbeliebt zu machen, ist die Entwicklung des absoluten Geistes in der absoluten Form. Insofern der absolute Geist in der absoluten Form auch eine poetische Komponente hat, gleicht er dem Weltgeist, der luzide träumt.

Opernerlebnisse 2024

Während der Aufführung von Macbeth am 21.10. habe ich erfahren, dass der ehemalige Sänger von Iron Maiden, Paul Di´Anno, gestorben ist. Er hat auf den beiden ersten Iron Maiden-Alben – dem selbstbetitelten Debut und „Killers“ – gesungen. Die für manche die besten – wenn nicht die einzigen erträglichen – Alben der Band darstellen. Tatsächlich sind sie von dem, was nachher gekommen ist, verschieden; manche wollen sie sogar als Punkalben verstehen. Damit können Iron Maiden wenig anfangen, aber in ihrer Rauheit und in ihrem Gerumpel haben sie etwas von einer Punk-Sensibilität. Es ist gut, dass das erste Iron Maiden-Album so schlecht – im Sinn von unabgerundet – produziert ist. Es ist, vor allen Dingen, der Titelsong, eigentlich ein verdammt hartes Album, und da sieht man, es ist gut, dass nicht alles von Iron Maiden von Martin Birch fürderhin geglättet wurde, so wie das dann ab „Killers“ der Fall war. „Killers“ hat für mich tatsächlich etwas von einer Zeitkapsel und erinnert mich an das Jahr 1981, was in dem Fall eine sehr frühe Erinnerung wäre. An ein novemberliches, trübes Linz und an die Tragfähigkeit der Nibelungenbrücke; in der Unterführung zur Nibelungenbrücke (auf der Linzer Seite) könnte der Mord aus dem Titelsong stattgefunden haben. Irgendetwas leicht Elegisches, Nostalgisches, in seinem gleichzeitig galoppierenden, aber auch ein bisschen innehaltenden Vorbeirauschen und -rumpeln scheint im „Killers“-Album zum Ausdruck zu kommen. Vor allem im letzten Song, „Drifter“, der ja auch etwas von einem Festhalten und Sichvergegenwärtigen und einem Identitätsstiften im Verstreichen der Zeit, in dem man ziellos, als Drifter, mitverstreicht. Das ganze Soundgewand, für das dann eben Martin Birch verantwortlich war, hat etwas Nostalgisches und Elegisches. „Prodigal Son“ assoziiere ich immer mit einer Szene aus einer Columbofolge, wo ein Albtraum dargestellt wurde, denn auch „Prodigal Son“ hat etwas Verwehtes. „Purgatory“ – zwischen „Prodigal Son“ und „Drifter“ angesiedelt, ist hingegen ein unglaublicher Rumpler. „Twilight Zone“ gibt es nicht auf der europäischen Version von „Killers“, aber der Song hat mir damals so gut gefallen, dass ich mir eine Sonderversion besorgt habe. Auch im Refrain von „Twilight Zone“ hat man dieses Stürzen in den Abgrund der Zeit (und es ist auch ein Song über die Erinnerung bzw. über die Uneinholbarkeit). Paul Di`Anno hatte eine raue Stimme mit eingeschränkterem Umfang als Bruce Dickinson, der ihn nach „Killers“ ersetzte – und der Iron Maiden mit zu einer jener „Opern-Metal“ Bands machte, die sie bis heute sind. Tatsächlich wurden ihre Komposititionen auch teilweise recht komplex. Heute, schon seit vielen Jahren, hat man vor allen Dingen Komplexität, wo früher Rumpeln und Galoppieren herrschte. Das Verstreichen der Zeit gilt eben auch für die Band selbst. Glücklicherweise habe Iron Maiden dieses Jahr am 1. Dezember in Buenos Aires gesehen, auf ihrer „Future Past Tour“. Bei der wurde, neben dem aktuellen Album, vor allem das „Somewhere in Time“-Album von 1986 zelebriert, das eigentlich immer mein Lieblingsalbum war. Zum ersten Mal (zumindest soweit mir bekannt) haben sie dort den komplexen Übersong „Alexander the Great“ gespielt, obwohl der einer der größen Fan-Favorites ist. Wenig später, am 7. Dezember, hat der Schlagzeuger, Ncko McBrain, seinen Abschied vom Touren bekanntgegeben. So habe ich Nicko also noch einmal bei einem seiner letzten Auftritte erlebt. Nicko habe ich früher nicht so gut verstanden. Sein Schlagzeugspiel erschien mir wir ein großes Tingeltangel. Der Schlagzeuger auf den ersten drei Iron Maiden-Alben, also auch auf „Iron Maiden“ und „Killers“, war Clive Burr. Der auf eine einzigartige Weise draufhaute, einen großen Feel hatte, eine Punk-Sensibilität. Lauf Bruce Dickinson sei Clive Burr der beste Schlagzeuger gewesen, den Iron Maiden je gehabt hätte. Nicht wegen der technischen Fähigkeit – bei denen sei Nicko weit überlegen. Sondern wegen seinem Feel und seiner Attutude – die angeboren sei, die man nicht erlernen könne. Später erst habe ich eine Ahnung bekommen von der Komplexität von Nickos Schlagzeugspiel. Unglaublich, dass ich das so lange überhört habe! Aber man höre sich mal das Schlagzeugspiel auf „Where Eagles Dare“, dem Eröffner vom ersten Album, wo er mitgewirkt hat, „Piece of Mind“ an. Das zeugelt zwar nicht so viszeral, aber an allen Ecken und Enden. Paul hatte in seinem Leben nach Iron Maiden insgesamt nicht so viel Glück. Der beste Song nach Iron Maiden von ihm (obwohl ich viel davon gar nicht kenne, zugegebenermaßen), ist „Impaler“ auf dem Album „“Killers: Murder One“ von 1992. Obwohl eher ein Judas Priest-mäßiger Song, hat die Qualität vom alten Iron Maiden Material. Danke für alles, Paul.

30. Dezember 2024

Billy Budd, vertont von Benjamin Britten nach der Vorlage von Herman Melville, ist eine Parabel auf den Kampf zwischen Gut und Böse, mit den zahlreichen Abstufungen der Mittelmäßigkeit und der praktischen Beschränkungen der Existenz dazwischen. Frauen kommen in diesem substanziellen Ringen der Lebensmaechte im Übrigen gar nicht vor lol. Letzte Woche hat in einer amerikanischen Gruppe hier aber einer ausgeplaudert, dass toxische Männlichkeit unter Matrosen der Navy recht verbreitet sei, das habe er selber erlebt. Da habe ich aufgenickt, denn das kann ich mir dann schon vorstellen. Ansonsten habe ich, wenn ich mir das jetzt versuche recht zu vergegenwärtigen, toxische Männlichkeit und echte, verfestigte Frauenfeindlichkeit, so wie sie derzeit als omnipraesent postuliert werden, eigentlich nie wirklich wo erlebt. Beides erscheint mir auch als unnötig und unlogisch. Allerdings weiß ich als Großschriftsteller, so wie Melville, aber auch, dass man bei allen Dingen annehmen darf, dass da der Wurm drin sein kann (sein kann – aber nicht sein muss. Außerdem polstern die zahlreichen Abstufungen der Mittelmäßigkeit die Extreme normalerweise gut ab (daher triumphiert in Billy Budd dann auch keines der beiden tatsächlich)).

30.10.2024

Verdi-Opern ohne echte musikalische Höhepunkte: Otello, Falstaff, Macbeth (im Bild)

21.10.2024

In Entweder – Oder versucht Kierkegaard auf über 100 Seiten nachzuweisen, dass der Don Giovanni das erste Kunstwerk der Welt ist. Naja, wahrscheinlich hat er recht, so wie er ja auch mit seinem religiösen Wahn wahrscheinlich recht hat (und am rechtesten mit dem Erbaulichen, dass in dem Umstand liegt, dass wir gegen Gott immer unrecht haben).

07.10.2024

The Women of Gil Elvgren

Beauty, as it is out there in the world, and our sense for beauty, that is within us, serve to arouse sexual attraction, i.e. to foster the reproduction process. Therefore beauty is linked to the probably only inherent determination of any species, that is to ensure its own reproduction. Therein, beauty is fundamental and primordial enough to receive the praise it usually receives. Of course, beauty is also distinctly transcendent to this. Humans at least may find things of all kinds beautiful. Humans have a sublimated sense for beauty, and there are humans that have a more sublimated, or seemingly innate sense for beauty than other humans. When philosopher Immanuel Kant says, beauty is what provokes “interesseloses Wohlgefallen” in us, i.e. pure pleasure without any longing for attachment to the respective source, we may consider it correct, at least after thinking the argument through. We may consider this a “deep” and truly sublimated notion on the character of beauty. On the other hand, we may see this notion as an expression of Kant´s alleged frigidity and deem It ridiculous to strip off beauty of its primary functionality: to make us feel (sexually) attracted to something. Yet to beauty we might both, or either-or, feel attracted or relate to it with a distanced awe. Mathematicians sense beauty in equations (and consider it as an indication for their truth), physicists muse about the “elegant” universe. We may consider nature beautiful, or art, or specific forms, but that may be because “nature”, i.e. flowers or animals are beautiful to attract mating partners, and due to our sublimated sense for beauty, also we may be aware of their beauty, without feeling sexually attracted to them. Children, with their big eyes, big heads, small noses, etc. look in a way so as that we feel emotionally attracted to them. We also feel attracted to the sublime, though the sublime is not necessarily beautiful. We may be fascinated by what is ugly or fearsome. Beauty is a bit paradoxical, or two-faced, as it is both “objective”, but seems to require also a subjective note. Beauty is objective as it is the most average looking face, a face that combines the most average characteristics, that we consider the most beautiful. That is the objective beauty standard. Yet the beauty that we personally feel most attracted to, the beauty that we love, will be a beauty with undistinguishable subjective characteristics. The beauty that we love will not be a clinical beauty. It will be highly subjective, a pulsating subjectivity, vital, vivid, blossoming, overflowing. It will seem like being born anew every time we look at it, it will be poetic. The highest form of beauty is not merely the beauty we feel attracted to. It is the beauty that we love. What we love will deem us beautiful (even if it objectively isn´t). In the highest sense, beauty is linked to a pulsating subjectivity. Love is the encounter of two subjectivities. And beauty, in the highest sense, is the encounter with a subjectivity that deems us of objective importance.

When I try to think on the last things, the transcendental things, or visualise them before my inner eye, there will be a vibrant fluctuaction of images, and semi-images. That is how the metaphysical abyss looks like, when you gaze into it. Yet likely my final image of what is beauty will freeze and solidify into a woman presented by Gil Elvgren. Gil Elvgren (1914 – 1980) was the genius of pin-up illustration. Pin-ups may be seen as something to please the so-called “male gaze”, by presenting “objectified” images of women, i.e. women turned into sex objects, to gratify an aggressive male sexuality, presumably entangled with a masculine will to power. But the dominant feature of the women of Gil Elvgren is their overflowing subjectivity. With their vibrant friendliness they will kill any aggressor with kindness. They are what a human being should be: they are happy and they are self-contained in their happiness. Their subjectivity is liberated. It´s a light world they inhabitate, and with their light that shines out of them they melt anything that seems complicated or uncomfortable like ice in the sun. The world seems like a garden where the women of Gil Elvgren bloom and blossom. Their vibrant, blooming subjectivities even overpower the underlying voluptuous character of this specific world. Gil Elvgren´s pin-ups are by no means vulgar, the eroticism is tacit, the risque element is usually presented in a humorous way. Gil Elvgren´s women have personality and verve. The verve lies in their body language, their personality lies in their sophisticated facial expressions. Feminists like to muse that many men are too fearful to actually look into the face of a woman. But when he is asked about the most important characteristic a model should have for him, Gil Elvgren mentions the face, respectively a face that is highly expressive. “A gal with highly mobile facial features capable of a wide range of expressions is the real jewel. The face is the personality.”

I have some real reasons to think that beauty is feminine. However attractive they may get, men are too clumsy and unsophisticated to really be beautiful. Men want to conquer territory and occupy space. They want to thrown things around and they make a mess. The technological manipulations and the theoretical and practical artefacts that stem out from this behaviour may be interesting and intellectually pleasing (Schöner ist das Frauenzimmer, interessanter ist der Mann, rhymes Nietzsche), but beautiful they are rather not. Men lack sweetness and grace. Their curves are miserable and dismal. Above all, men do not radiate innocence. It is the innocence that makes the women of Gil Elvgren so attractive. I know women with a sense for beauty. Even they overly post images of women way more than they do of men. Taking all this into account, I finally experience that I react to the women of Gil Elvgren actually with “interesselosem Wohlgefallen”. A state of pure pleasure and bliss that becomes self-contained. What has its roots in provoking sexual attraction equally elevates and transforms into a lofty state of attachment-free delight. Eminent logician Kurt Gödel used to enjoy Walt Disney movies, especially Snow White, because, to him, it presented a world in the way the world should be. Likewise to me, my garden of delight seem to be the pin-ups by Gil Elvgren. A world populated by the women of Gil Elvgren is the way a world should clearly be.

In the Anatomy of Human Destructiveness Erich Fromm distinguishes between the Biophilic and the Necrophilic principle, similar to Eros and Thanatos in the Freudian understanding. The Biophilic is life-affirming, positive, attracted to anything that symbolisises life and its growth process, anything that is blossoming, flourishing, self-sustaining, seemingly innocent. The Necrophilic tries to abstain from all these qualities, or openly opposes them. It is abstract, distanced, overly calculating and the like in its more general features, it is attracted to decay, death, aggression and perversion further down its own spiral. The Biophilic is anti-neurotic, the Necrophilic stems out of emotional blockades, or negative emotions. Most humans share biophilic and necrophilic tendencies. Only few humans are more or less thoroughly or completely necrophilic; in The Anatomy of Human Destructiveness Fromm discusses Hitler as a respective example at great length. Yet there are also a few humans that are thoroughly or completely biophilic, as we may assume. As long as there is Being, the Biophilic will be the stronger principle than the Necrophilic, since as long there is Being, it will triumph over Nothingness. The pin-ups of Gil Elvgren are an emanation of the purely Biophilic, I would say. Gil Elvgren preferred to work with younger models at the beginning of their career. According to him, they may still carry the freshness and spontaneity that older and more experienced models lack. He valued models that were interested and enthusiastic, but said that they were “very hard to find”. The purely Biophilic and pure beauty are, indeed, hard to find, in the human swamp, in the swamp of existence. But, once they surface, they outshine the swamp. They give us the idea that we all are beautiful, biophilic, and authentic. And somewhere deeper down at least, we are. That´s why these emanations are so vital, and that is why the women of Gil Elvgren have a special place in my heart, and mind.

Whether beauty is “ontologically hard”, i.e. “out there” in the world, or just a subjective phantasma, however objective its criteria may be, is probably undecidable. That would render such speculations, in the final consequence, as mere metaphysics. That would all but close the circle, in which beauty appears as something “metaphysical” in the first place. The metaphysical is an eternal knot, or an eternal twisted loop, which relates our enigmatic subjectivity to an enigmatic objectivity, and tries to sort out the meaning of both by reflecting one in the other. The metaphysical seems to give our subjectivity objective importance and gravity, and the objective enigmatically mimicking or reflecting our subjectivity. And so does beauty.

R.I.P. Hermes Phettberg

„Ich kam nie zur Ruhe: Am Tag danach, Fr: 11:12:2015, schob mich Sir eze mit dem 57A in die Galerie „Karenina“ nach Wien 1., Opernring 21/2. Stock/Tür 12, zur Lesung der heute unvorstellbar großen Dichterpersönlichkeit PHILIP HAUTMANN.

Er las aus seinen Texten: Erstens: „Yorick. Ein Mensch in Schwierigkeiten“ (2010), zweitens: „Der uninterpretierbare Traum“ (2015) drittens: „Das Buch vom seltsamen und unproduktiven Denken“ (2015). Sir Philip Hautmann’s Hirn thront auf seinem Körper, vollbegossen mit Sperma. Unvorstellbar, dass soetwas Göttliches heute noch aufblühen kann! Philip sitzt unter seinem Hirn und schreibt sekundenpenetrant mit, was sich gerade durch sein Hirn schießt.“

Das war ein schöner, sensibler Mensch. Aus seinen lebenslangen Depressionen hat er leider erst herausgefunden, als ihn seine vielen Schlaganfälle mehr oder weniger zum Schwerbehinderten gemacht hatten. Aber da war er dann geradezu von einer Lebensgier getrieben, und wollte überall hin, trotz seiner sehr eingeschränkten Mobilität. Wenn er bei einer Veranstaltung oder sonstwo war, hat er sich nach jedem umgesehen, der reinkam, alles erregte seine Aufmerksamkeit. Also ein sehr achtsamer Mensch, von der Gumpendorferstraße; ganz anders als die üblichen Menschen-Zombies, die über die Mariahilferstraße laufen und die sich nach nichts umsehen, und deren Aufmerksamkeit scheinbar nur durch Brände oder krachende Verkehrsunfälle erregt werden und dahin abgelenkt werden kann: das ist ihr Verhältnis zur Welt. Leider konnte ich mich mit ihm kaum unterhalten, weil er ja nur mehr schlecht sprechen konnte. Aber wir haben uns verstanden und durchschaut. Ich bin ihm auch früher im Leben schon mal begegnet, in den 1990er Jahren, als er am Zenit seines Ruhmes war, denn er war kurioserweise ein Bekannter meines Freundes David, der leider mittlerweile ebenfalls gestorben ist. Ich war damals ein gottähnlich schöner junger Metaller mit langen Haaren und, bei der Gelegenheit, einer eng anliegenden Lederhose. Das hat seine Aufmerksamkeit sichtlich erregt, aber angemacht hat er mich nicht. Es hat mir auch irgendwie leid getan, dass ich ihn so, ungewollt, quasi provoziert habe, aber geben konnte ich ihm nichts, denn insgesamt hätte ich ihm gerne mehr gegeben. Naja, dafür hat er später meine Bücher bekommen. Wie es Hermes in seinen letzten Jahren gegangen ist, weiß ich nicht, da ich ihn da nicht mehr gesehen habe. Leider finde ich auch keine Fotos von ihm und mir mehr wieder, aber es waren auch keine guten Fotos, da er einfach schon sehr krank war. Zum Begräbnis kann ich nicht, da ich weit weg weile. Tut mir leid auch für dich, Eze.

Na gut, doch noch gefunden. Aber es ist kein angenehmes Foto.

Mayröcker/Jandl

Während auch die unsinnigsten und hingeworfensten Gedichte von Ernst Jandl ein unmittelbarer und starker Ausdruck von Geist sind, kommt in der Poesie der Mayröcker immer nur die Geistlosigkeit zum Vorschein. Das zwar in einem coolen Stil, der aber auch schnell satt macht und vor allem zu einer Masche wird; während bei Jandl niemals was zu einer Masche wird. Warum gibt es da draußen solche Probleme, authentischen Geist von simuliertem Geist zu unterscheiden beziehungsweise echte Gedanken von derivativen, und dieser Schlaf des Beurteilungsvermögens gebiert Monster; ich kann mich erinnern, wie einer im Feuilleton mal geschrieben hat, bei der Mayröcker würde sich die Poesie und der Gedankenstrom „wie flüssiges Gold“ ergießen. Diese Literaturkritiker immer wieder mal! Ich glaube, wo bei normalen Menschen das Hirn ist, ist bei denen auch so ein bisschen was wie flüssiges Gold.