Kurt Leider und das transzendentalphilosophische Totalgenie

Ich bereite eine Arbeit über Hölderlin vor und stolpere also beim Suchen nach Literatur darüber über eine ominöse Schrift: Studien zum Wesen des Genies in transzendentalkritischer Durchleuchtung von Kurt Leider. Zu Kurt Leider findet man noch weniger Informationen in den Archiven der Menschheit als zu Hölderlin im 19. Jahrhundert. 1902 geboren, 1988 gestorben, gründete er 1952 die Philosophische Akademie zu Lübeck und veröffentlichte Schriften zu Kant, Buddha, Schopenhauer, Nietzsche, Meister Eckhart oder Aurelius Augustinus – also mit einer Vorliebe zu transzendierenden Weltendurchschauern (wie Hölderlin) – in kaum wahrnehmbaren Verlagen, die nicht mehr existieren.

In den Studien zum Wesen des Genies in transzendentalkritischer Durchleuchtung tut er mir den Gefallen und stellt den, in der Geschichte bisher real nur so vorhandenen, Partialgenies das transzendentalphilosophische Totalgenie gegenüber. Im Gegensatz zum beschränkten Durchschnittsmenschen rührt das transzendentalphilosophische Totalgenie stets an die grenzenlosen, nicht zu überschreitenden Grenzen von Dasein und Welt, beginnt es kraftvoll und ohne Umschweife (S.1), und fährt fort: Das Totalgenie, das aus dem sich gleichbleibenden Zentrum Dasein und Welt begreift, weiß zugleich, dass Zentrum und Grenze für immer aufeinander angewiesen und bezogen sind; es weiß, dass Zentrum nie ohne grenzenlose Grenze und grenzenlose Grenze nie ohne Bezogenheit auf das Zentrum ist. Nur dadurch erfährt das Totalgenie etwas von der Unheimlichkeit des Daseins, von der Weite, Tiefe und Höhe desselben … Das Totalgenie lebt nie in einem beschränkten Raum und in einer beschränkten Zeit, sondern erfasst und erfüllt den Erdenweltraum als solchen und die Erdenweltzeit als solche, denn es kennt nicht wie der Durchschnittsmensch den Schrankenraum und die Schrankenzeit, die immer nur von einem bestimmten Standpunkt aus möglich werden, vielmehr erkennt das Totalgenie den Grenzraum und die Grenzzeit, die allein durch das Erfassen der Welt aus dem Zentrum heraus zustande kommen, um auf diese Weise zugleich von einer unheimlichen Sehnsucht gepackt zu werden, über Raum und Zeit hinauszuverlangen. Auf dieses Zentrum-Grenze-Grund-Prinzip rekurriert Kurt immer wieder, als seine eigentümliche Leistung, wie man das reine, totale Genie begreifen könne. Aus dem Zentrum einer reinen Anschauung, einer Unverfälschtheit, eilt das Genie zu den Grenzen des Bekannten, des Möglichen, und schiebt sie weiter hinaus, legt dadurch den Blick auf den Grund frei, hinter aller Erscheinung, und hinter allem Vermögen, das „große Mysterium“, das verzehrt und gebiert, begegnet allen Paradoxien, die auf diesem Weg und Vexierspiel liegen und zähmt sie. So zunächst. Dieses kommt im allgemeinen Wirken des Genies vor. Im Totalgenie erhebt sich dieses Wirken zu höchstem Ausdruck und höchster Bewusstheit. Das Transzendenzbestreben des Genies erlangt seinen höchsten Ausdruck, und gelangt endlich zur Ruhe, indem es überhaupt im Reich des Transzendentalen und Idealen ankommt. Der Genius lebt nie im Medium der Realität, weder der empirischen noch der metaphysischen Realität, sondern einzig und allein im Medium der transzendentalen Idealität und wird sich so seines Charakters als reiner Erscheinung bewusst, die nach dem unbekannten und geheimnisvollen Grunde hinverlangt. Auf der Spannung zwischen der Idealität der Erscheinung und der Idealität des Urgrundes beruht das Wesen des Totalgenies, das den Schein reiner Empirie ebenso überwunden hat wie den Schein reiner Metaphysik. Geradezu in leidenschaftlichem Protest gegenüber aller empirischen und metaphysischen Realität setzt sich das Totalgenie für die transzendentale Idealitöt der Erscheinung und für die transzendentale Idealität des Grundes fern von aller Empirie und aller Metaphysik ein. Erst mit der Eroberung der Idealität des Daseins als einer reinen Erscheinung, die nach dem unbekannten Grunde hinverlangt, hat das Leben für das Totalgenie Sinn erhalten und ist die Sinnlosigkeit allen gemeinen Lebens inmitten realer Empirie und realer Metaphysik verschwunden. (S.2)

Ja, ich sage das ja auch immer, dass ich das Gefühl habe, am meisten im Zentrum zu sein hinsichtlich der menschlichen Affären und gleichzeitig irgendwo sehr weit draußen, exzentrisch, an der periphersten Peripherie. Das ist aber dem Träger von Universalität wohl notwendigerweise wesentlich, die ja schließlich die zentralen Bereiche umfasst und die peripheren; vor allem aber, insofern die Beschäftigung mit dem Universalen die exzentrischste aller Tätigkeiten ist: insofern alle anderen mehr oder weniger mit dem Tagesgeschehen beschäftigt sind, ist der Universalisierer der Peripherste von allen (ein für den Universalisierer bisweilen schwer zu ertragendes Paradoxon). Ja, ich sage das ja auch immer – im Hinblick auf die Begegnung mit dem „rätselhaften Urgrund“ – dass es in mir so ist, als würde ich durch einen dauernden Abgrund fallen, wie Alice im Wunderland. Das ist aber notwendigerweise so, wenn man den absoluten, und durch ein Ego nicht mehr behinderten Tiefsinn in sich hat. Was soll Tiefsinn und Profundheit denn anderes sein als ein bodenloser Abgrund? Das ist, beizeiten, ein seltsames Gefühl. Mittlerweile, oder zumindest zur Zeit, habe ich mich aber daran gewöhnt und mich ganz gut darin eingerichtet. Dieses durch den Abgrund Fallen ist ja mein Wesen, das Ding an sich hinter meiner rätselhaften Erscheinung. Ich falle durch meinen Abgrund, bin aber dadurch ICH, der Grund selbst, der dadurch also so wenig dunkel und rätselhaft ist wie ich, sondern völlig klar und eindeutig und transparent. Die Himmelskörper fallen ja auch durch das Universum, sind nicht in einem absoluten Raum fixiert, und es ist gut so. Alles Empirische ist relativ; wäre es nicht relativ, wäre es auch nicht empirisch … Wo jedoch viele Standpunkte möglich sind, gibt es noch keinen eigentlichen Standort, d.h. keinen Standpunkt über allen Standpunkten, denn dies ist allein der transzendentale Standort, von dem aus die bloße Relativität ebenso überwunden ist wie alle bloße Absolutheit. (S.4) Das transzendentale Bewusstsein als das wahrhaft geniale Bewusstsein hat alle Schranken eines endlichen Standpunktbewusstseins durchbrochen und bewegt sich dennoch nicht in einem schrankenlosen Absoluten der Metaphysik, sondern rührt an die grenzenlosen Grenzen und erfasst auf diese Weise echte Wahrheit. Transzendentale Wahrheit ist Grenzwahrheit und transzendentale Gutheit ist Zentrumsgutheit, die das innerste Wesen des Totalgenies ausmacht. (S.5) Ja, das kenne ich ja auch (irgendwie): Denn das, was sich vor meinem geistigen Auge und über mein gesamtes körperliches Empfinden auftut, ist tatsächlich etwas, das stabiler und robuster und grundsätzlicher ist als alle empirische Welt, und gleichzeitig erhabener und weniger schwammig als die dunkle und abgründige Metaphysik; es ist, wenn man so will, die herausführende Zusammenführung von Physik und Metaphysik; das Alpha und das Omega des In-der-Welt-seins; die Zusammenführung aller synthetischen Erkenntnis und die damit gleichzeitige Freimachung des a priori. Kann es also sein, dass ich nicht in einem transzendenten, sondern einem transzendentalen Raum angelangt bin?

Ein Kriterium für das echte Genie ist dies, dass es sich in gleicher Weise  erhoben hat über alle reale Empirie und alle reale Metaphysik, indem es als ein neues Plateau sich die transzendentale Welt der Idealität erobert hat, die über alle Immanenz der realen Empirie und über alle Transzendenz der realen Metaphysik hinausliegt. (S.3) Wie macht das Genie das? Indem es einen ursprünglichen, reinen, guten Willen zur Wahrheit hat, und eben gerade dadurch immer schon in der Wahrheit ist. Was ist Wahrheit überhaupt? Die Antwort lautet: Wahrheit ist für das Totalgenie niemals Ziel allen Forschens, sondern Voraussetzung… (S.2). Der urtümliche Drang des Totalgenies sei ein reiner guter Wille (laut Kant dem einzigen, was ungeteilt gut ist), somit ist das Transzendentalgenie und sind seine Erzeugnisse rein und, trotz aller Paradoxien, ungeteilt und widerspruchsfrei. Aus der Zentrumstiefe des reinen guten Willens entspringt allein auch die Freiheit des Totalgenies … Für ihn gibt es keinen kategorischen Imperativ der Pflicht, der die Neigung entgegensteht. Es gibt für diesen reinen guten Zentrumswillen keinen Zwiespalt zwischen Wollen und Sollen, vielmehr will der reine gute Wille das, was er soll, und er soll das, was er will: die grenzenlose Grenze der Natur im Sinn der Idealitöt des Daseins als Erscheinung, die nach dem unbekannten Grunde hinverlangt. Begriffe wie Schuld und Sünde sind dabei dem transzendentalen Genius ebenso fremd wie Begriffe der Zerknirschung, Verzweiflung, Furcht, Angst und Zittern; denn diese Begriffe entstehen nur dort, wo Wollen und Sollen auseinandergefallen sind. Die Moral des Totalgenies ist zu einer wahrhaft reinen geworden, ebensosehr wie seine Natur, seine Kunst und seine Religion rein sind. (S.6) Insofern es transzendental ist, ist es notwendigerweise ungeteilt und widerspruchsfrei, wenngleich es scheinbar unergründlich und paradox ist, wie eben die Transzendentalien selbst. Ja, das kenne ich alles sehr gut. Ich habe auch nichts Böses und nichts Verzweigtes oder Abgezweigtes in mir. Das ist wohl offenbar so, weil die Quelle des reinen guten Willens eben rein ist.

Bezüglich des Totalgenies gibt Kurt Leider zu, dass es in der Wirklichkeit wohl noch nie aufgetreten sei: Kein faktisches Genie entspricht unserer transzendentalen Strukturanalyse vom Universalgenie, das in dieser Beziehung stets nur eine Aufgabe bleibt (S.11, zu den Beschränkungen der faktischen Genies auch S.84). Die religiösen Genies zum Beispiel sind (notwendigerweise) keine Genies des kritischen Denkens, die wissenschaftlichen nicht notwendigerweise künstlerische, Kurt Leider besitzt, trotz seiner singulären Einsichten, kein schriftstellerisches Genie und hat zu den wissenschaftlichen Genies ein so abwertendes und eigentümliches Verhältnis, dass man meinen könnte, er sei kein wissenschaftliches Genie. Ich hingegen habe unlängst wieder einmal einiges ausgeführt, zusammengefasst und vertieft von der Vereinigung allen Wissens im Geist, also dem absoluten Geist in der absoluten Form, von dem ich finde, dass es sich zu den Ausführungen von Kurt gut dazu gesellt. Das transzendentalphilosophische Totalgenie ist gleichsam ein Imperativ; gleichzeitig eine Hoffnung darauf, wie der menschliche Geist seiner eigenen Transzendentalität begegnet, sie in sich aufnimmt, sich dadurch selber durchleuchtet und so absolut wird, indem die Kompetenz seiner Vermögen schrankenlos wird: so dass er also nur mehr von definitiv anderen Wesen, die andere Vermögen haben, übertroffen werden kann (die jedoch wiederum der Beschränktheit ihrer Vermögen unterliegen). Schrankenlos wird das Vermögen der Vermögen, indem das Genie in seinem Transzendenzbestreben endlich in der Transzendentalität anlangt.

Transzendental heißt: die Bedingung der Möglichkeit von etwas; im Gegensatz zu transzendent: (die unmittelbare Empirie) überschreitend. Die unmittelbare Empirie wird, im Sinne von höherem Wissen, überschritten, indem man das Erkenntnisstreben konzentriert und (in Ermangelung eines anderen Ausdrucks) „introspektiv“ durchleuchtet, bzw. indem man sich des Raumes der Erkenntnis gewahr wird, die Möglichkeiten und Bedinungen der Möglichkeiten von Erkenntnis als Fragestellung in sein Erkenntnisstreben miteinbezieht. Durch diese Reflexion über die Reflexion besteht die Möglichkeit, dass die materiale Hyle platten Gegenständlichkeit gesprengt wird, die Erkenntnis über die Gegenstände vertieft, und die Manövrierfähigkeit des Erkennens erhöht wird. Ab einem bestimmten Punkt, nach einem mehr oder weniger langen diesbezüglichem Gärungsprozess, besteht die Ermöglichkeit der wahrhaft transzendenten, der erleuchteten Erkenntnis. Tatsächlich, wenn man das so betrachtet, geschieht die erleuchtete Erkenntnis, das Satori, weniger in der Transzendenz, sondern, wenn das Transzendenzbestreben in der Transzendentalität angekommen ist, und die Erkenntnis sich selbst zum Gegenstand gewonnen hat. Das Satori beschreibt ein Erlebnis, wo das höhere und totale Erkenntnisstreben und die Transzendenzbemühung eine stabile Grundlage erreicht haben – tatsächlich muss diese Grundlage dann eben eine transzendentale sein … (denn Transzendenz ist ja ruhelos…) … Transzendental bedeutet, im Sinne von Kant, die Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis; es ist a priori und ein Raum, in dem Erkenntnis stattfinden kann. In einem urtümlicheren Sinn sind die Tranzendentalien (wie das Schöne, Wahre, Gute) die grundlegenden Dimensionen der Existenz, die nicht mehr transzendierbar sind (hinter denen also kein „rätselhafter Urgrund“ mehr ist). Man kann, glaube ich, das, was im Osten als Satori beschrieben wird als das Äquivalent ansehen, zu dem, was im Westen als der Geist des Genies gilt. Das Genie gelangt zu reinen Anschauungen und lebt tatsächlich in einer idealen Welt der Erscheinungen. Es lebt in einem Raum, in dem sich die Erscheinungen gebären und verzehren – wenn man so will, vielleicht tatsächlich im transzendentalen Raum. Ja, ich habe etliches von dem schon mal gesagt und werde es versuchen, auch immer wieder, und besser, zu sagen; jetzt, nachdem die mögliche Erkenntnis von der genialen Erkenntnis als der transzendentalen Erkenntnis dazugekommen ist, muss ich auch das weiter ausleuchten: eine Arbeit über „Kant und Buddha“ wird wohl notwendig sein.

Die letzte Konsequenz des transzendentalphilosophischen Totalgenies nach Kurt Leider ist, dass es, in seinem radikalen Erkenntnisstreben, auf den rätselhaften Urgrund trifft, der aber, als solcher, unerkannt bleiben muss. Daher das tiefe Weh des Totalgenies. Der „Urgrund“ und die Sehnsucht danach sind aber etwas Fiktives. Natürlich gibt es ihn, so (also, als etwas Substantialisiertes), nicht wirklich. Er ist etwas, nach dem das reine Erkennenwollen strebt, welches ewig transzendent in seiner Ausrichtung ist; und somit eine Begegnung mit der Transzendenz des Erkenntnisstrebens. Der rätselhafte, formlose „Urgrund“ ist, wenn man so will, die Begegnung des Geistes mit sich selbst. Er kann daher nicht über Gegenstände identifiziert wird, da es dort keine Gegenstände mehr gibt: der Geist ist kein Gegenstand mit schönen Umrissen, sondern ein Vermögen (dementsprechend wird der „Urgrund“ auch gerne als „reines Potenzial“ begriffen, das natürlich inhärent rätselhaft und unvorhersehbar ist). Das Totalgenie wird geradezu heimgesucht von der mächtigsten Sehnsucht aller Erscheinungswelt nach ihrem Grunde, aber es verhält sich stets in Distanz dem Urgunde gegenüber, obwohl die Sehnsucht zum ihm niemals gestillt werden kann; denn nur was Erscheinung ist im Sinn der Idealität des Daseins, hat einen Grund, der jedoch niemals offenbar wird. Nur wo alles gewusst wird, dass nämlich nichts als Erscheinung ist, wird zugleich nichts gewusst vom Grunde dieser Erscheinung, außer diesem, dass er durch die Erscheinung möglich geworden ist. Dass der Grund allein durch die Erscheinung möglich geworden ist, ist das Letzte, wovon das Totalgenie etwas zu wissen vermag, niemals aber etwas von dem Was des Dass, denn dies liegt außerhalb des tranzendentalen Bewusstseins. (S.8f.) Wenn wir das allerdings so fassen, dass die ideale Welt der Erscheinungen transzendental ist, … so gibt es eben keinen besonderen Grund mehr dahinter, da hinter der Transzendalien eben nichts mehr liegt. Der transzendentale Grund ist so höchstens der geniale Geist des Totalgenies, der diese Welt anschaut und als solche erkennt. Bzw. wenn Kurt meint: Das heißt: Es gibt für uns weder eine real empirische Welt noch eine real intelligible Welt mehr, es gibt für uns keine Zweiweltentheorie, sondern die eine Welt als solche ist zur Erscheinung geworden im Sinne der Idealität des Daseins, die ihrerseits allein den Idealitäts- und nicht den Realitätsgrund möglich macht. Welt ist stets beseelte Welt, und diese stets beseelte Welt ist es, die allein den Urgrund möglich macht (S.163), so ist diese „Seele“ also der Grund, bzw. der geniale, reine Geist des Totalgenies.

Draußen, an den Grenzen, an der grenzenlosen Grenze der Naturerkenntnis (S.6), oder besser gesagt, der geistigen Erkenntnis, gelangt man Erkenntnissen, die nur mehr in etwa als Paradoxien beschreibbar sind. Eine Leere, die gleichzeitig eine Fülle ist; eine Anwesenheit, die gleichzeitig eine Abwesenheit ist; der Unvollständigkeitssatz; wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen; etc. Das ist dann die Weisheit des Tao oder des zen-buddhistischen Koan, das zum Satori führt. Das ist die tiefste Einsicht in die Erkenntnis, das ist die tiefste Einsicht in die Welt. Aber es ist eine geistige, eine den Geist betreffende, und keine Naturerkenntnis. Hinsichtlich der Naturerkenntnis gelangt man nicht zu Paradoxien, sondern immer wieder zu neuen, spannenden Resultaten. Isaac Asimov meint, die Naturerkenntnis und der Fortschritt in den Naturwissenschaften seien fraktal (bzw. gleichsam fraktal). Kurt Leider hat wegwerfende Ansichten zur Möglichkeit des wissenschaftlichen Genies; tut, in kantscher Tradition, so, als ob es das gar nicht geben könne (da es ja nicht schöpferisch-original sein könne, sondern an die Interpretation der realen Phänomene gebunden): so bleiben ihm gleichsam wichtige und grundlegende Einsichten in den Charakter der grenzenlosen Grenze der Erkenntnis als auch in den rätselhaften, verborgenen, immer verborgen bleibenden Urgrund versagt. Ich habe vom Ort der großartigen Erkenntnis als der Weißen Hütte gesprochen, wo sich erlernte Anschauungsformen – genau gesagt, die Totalität der erlernten Anschauungsformen – synthetisch auflösen und man in einem Raum von weißem Licht steht, wo die Erscheinungen und Frequenzen hie und da, auf halber Höhe als angenehme Kräuselungen im Medium vorbeiziehen – höchst interessant und höchst interessierend natürlich. Diese Weiße Hütte ist ein inneres Bild von einen Wahrnehmungs- und Erkenntnislevel, das man erobert hat. Es zieht einen dann natürlich weiter rein in die Weiße Hütte, es zieht einen in das rätselhafte Zentrum der Weißen Hütte. Soweit ich aber sagen kann, gibt es in der Weißen Hütte, so, natürlich kein Zentrum, und kein letztgültiges Mysterium, keine letztgültige Erkenntnis, wo man hingelangen kann. Denn die grenzenlosen Grenzen der Naturerkenntnis sind fraktal; die Grenzen der Natur wie der Urknall oder der Beginn der Evolution sind Phänomene der Emergenz, oder weniger als das: das Zusammenkommen von Ereigniskomponenten nach der Art einer chemischen Reaktion, das dann eine Art Explosion auslöst. Das Licht der Weißen Hütte lehrt einen, reine und praktische Vernunft und Urteilskraft zu schärfen, die Dinge zeigen sich fortwährend in deutlicherer Gestalt und klareren Umrissen. Das ist das fraktale Fortschreiten der Erkenntnis, das ist die Sicht auf die Unendlichkeit der Erkenntnis: die Unendlichkeit, sofern sie irgendwie gegenständlich erkennbar sein soll, kann das nur sein, wenn man Einsicht hat in ihren (gleichsam) fraktalen Charakter. Für mich, in der Weißen Hütte, gibt es nichts Neues unter der Sonne, und alles ist neu und furchtbar aufregend. Kurt Leider meint, jenseits des Nirwana, also der verschmelzenden Auflösung der Formen, gibt es zwar noch einen Zustand: allerdings nur mehr den des Wahnsinns, in den das Totalgenie in letzter Konsequenz verfällt (S.9f.). Ja, das kann leicht der Fall sein, wenn man die göttliche Rationalität der naturwissenschaftlichen Erkenntnis missachtet und schmäht; aber nicht bei mir und meiner kleinen, feinen, totalgenialen Welt. Da hat man im Gegensatz dazu fortschreitende und immer besser werdende Klarheit. Bei Kurt Leider ist die Erkenntnis des transzendentalphilosophischen Totalgenies „tragisch“… Dabei ist für diese konsequent zu Ende gedachte Transzendentalphilosophie – im Gegensatz zu Nietzsches berühmtem Ausspruch „Lust tiefer noch als Herzeleid“ – der Weltschmerz mächtiger als die Weltlust, denn die Lust aller Erscheinung besteht nicht zuletzt darin, den Grund dieser Erscheinung möglich gemacht zu haben, während der Grund als solcher niemals offenbar werden kann, da der Weg aller Erscheinung zum Grunde hin über das transzendentale Nirvana geht, das selbst noch keine Erlösung bringt, sondern nur den Weg zur Erlösung durch den Grund freimacht. Hier aber beginnt die eigentliche Tragödie des Daseins, der nicht selten in die Nacht des Wahnsinns einmündet. In diesem Grunde oder vielmehr an diesem Grunde als dem Urproblem und dem großen unbeantwortbaren Fragezeichen geht schließlich der Transzendentalphilosoph selbst wahrhaft zugrunde, und damit endet unsere ebenso kritisch transzendentale wie geniale Idealitätsphilosophie einer reinen Erscheinung, die stets unstillbarer Sehnsucht hinverlangt nach dem geheimnisvollen Grunde. (Schluss, S.269) Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie? Ja, ich bin glücklich, denn ich sitze einfach da, mit meiner Bongotrommel, und betreibe stattdessen die fröhliche Wissenschaft. Wenn man die ideale transzendentale Welt der Erscheinungen sieht, hat man den Grund aller Erkenntnis und aller Welt erreicht, man ist bei den Transzendentalien; indem man betrachtet, wie auf diesem Schirm die Erscheinungen entstehen und vergehen und jede wiederum ein neues Problem aufwirft, ist es zwar eine unabschließbare Sache, und kein punktualer Grund, sondern eher ein Weg, oder eben eine transzendentale Raumzeit: aber man ist darin geborgen. Und: ubi bene, ibi patria.

Das hier soll, abermals, keine Angeberei sein, sondern eine wichtige Untersuchung, was an den Grenzen des menschlichen Denkens und Bewusstseins wohl passiert.

15., 16., 18. April 2021

Ad hoc Ruminations About the Foundations of Mathematics

Intuitionism, Formalism and Realism all have strengths and weaknesses; no one has been able to find common ground. What if the common ground is simply that the ontological and the epistemological are intertwined and interrelated (which does not mean that they are interdependent), and mathematics is virtual in nature? It is about, and is originally derived from measuring quantities, yet, through its formalisation, transcendent and independent from the qualities of the universe (its „fine-tunedness“) and therein stronger and seemingly residing „above“ all physical universes. That is its hard reality. The hard reality of infinite mathematics is it (necessarily) being virtual (since infinite quantities are nowhere to be found in the physical universe). Since it is infinite, it necessarily contains paradoxes, as formalised in the incompleteness theorem. The harder pill to swallow than the incompleteness theorem is abandoning infinity from mathematics, since many calculations only make sense from assuming that infinite sets do exist; which then brings about that mathematics is synthetic, by such a „choice“. Yet, the mathematical untertaking is also analytic and finding a priori truths. As concerns the question whether mathematical truths are a priori and analytic or synthetic, philosopher Willard Van Orman Quine came up with the analyic and the synthetic in the Kantian sense actually not being so easily distinguishable anyway decades ago. With finding out mathematical truths and employing them in technology, humans are then able to alter the „quality“ within the universe, which then might call for a more profound mathematics and new mathematical truths. Are they, then, analytic or synthetic in nature? I am happy that I am more or less through with reading Heidegger, so that I can soon start writing about him. Maybe I can also work my dilettante ruminations about the foundations of mathematics out later this year. That will feel good.

Logicism, Formalism, and Intuicionism | Cantor’s Paradise

A Short Remark to Fellow Realists | by Jan Gronwald | Mar, 2021 | Cantor’s Paradise

About Numbers | philiphautmann.com

Warum ich ein Schicksal bin

Einer (offenbar falschen) Erinnerung zufolge ist es mir, als hätte einer einmal gesagt: Zum Schluss sei Nietzsche in seiner Selbststeigerungsdramatik nichts mehr übrig geblieben, als, entpersönlicht, eins zu werden mit dem Schicksal. Zum Schluss führe das Transzendenzbestreben zu nichts mehr, als, lapidar und fatalistisch, darin aufzugehen, dass man „ein Schicksal“ werde. Das sei der Weisheit letzter Schluss (vielleicht also sollte man ihn besser vermeiden: denn was bringt so was denn?). Im Schlussabschnitt von Ecce homo, betitelt Warum ich ein Schicksal bin, seinen tatsächlich in etwa letzten Worten als geistig noch Lebender, schwelgt Nietzsche dann auf jeden Fall endgültig in Phantasien von der Heraufkunft des Bösen, der Vernichtung, des Antichristentums, des Immoralismus. Das ist es, wohin sein Transzendenzbestreben und Übermenschentum ihn zum Schluss gleichsam hingebracht hat. Ja, das kenne ich alles nur zu gut! Ich habe ja auch meine Freude am Antichristlichen und dem radikal Bösen. Bands wie Blasphemy, Bethlehem, Beherit, Proclamation, Abruptum oder Archgoat, die den besonders radikalen und abgefuckten Bestial und War Black Metal bzw. Ritual Black Metal spielen oder das Splitalbum von Pure Evil und The True Werwolf geben mir schon Land und ermöglichen mir (zeitweiligen) Aufenthalt, in sehr entfernten Regionen des Seins. Besonders der Pure Evil/The True Werwolf Split ist sehr weit draußen, wo das stabile Raumzeitgitter in einen Abgrund stürzt und man dann nur mehr die absolute Wand des Nichtidentischen, die absolute Begrenzung des Seins vor sich hat. Ja, so ist das. Es ist notwendig, sich in diesen Denk- und Seinsbezirken unbeschwert aufhalten zu können, genauso unbeschwert, wie in zentraleren Denk- und Seinsbezirken. Nur dann, so vermute ich, ist man in der Lage, das Zentrum zu verstehen, von dem alle Verbindungen ausgehen; nur dann ist es einem möglich, den ganzen Schaltplan des Seins zu erfassen: Wenn man Archgoat und den Pure Evil/The True Werwolf Split versteht, wenn man zu Nether Tombs of Abaddon und allgemein dem Zeug vom Nuclear War Now! Label eine osmotische Verbindung herstellen kann! Wenn man diese Denkmöglichkeiten erfassen kann! Das praktisch Böse hingegen ist mir zu dumm, ihm fehlt die Komplexität und Ausdifferenziertheit. Es ist, zwar vielleicht labyrinthhaft verworren, aber beschränkt und endlich, und daher nichts für unendliche Geister. Nietzsche hat das Böse nicht wirklich verstanden, seine Ausführungen dazu sind von bestürzender Naivität. Ob er Nether Tombs of Abaddon oder den Pure Evil/The True Werwolf Split verstanden oder geschätzt hätte, ist zumindest nicht sicher. Der elitäre Hochmut hätte es vielleicht verhindert, der Antithese tatsächlich furchtlos ins Auge zu blicken, so wie er zu seiner Zeit und zu allen Zeiten den Armen nicht furchtlos ins Auge blicken konnte, den Tschandala, den Sozialisten und Anarchisten und der Disharmonie in der Musik. Denn so war Nietzsche. Aus dieser Ab-gespaltenheit heraus ist ihm die Selbststeigerung dann auch nur unzulänglich gelungen, indem sie immer wieder nur auf sich selbst verwiesen hat und weniger auf die Möglichkeit der Symbiose mit dem Anderen und mit der Welt, war sie gewissermaßen ein Leerlauf, der den Übermenschen immer verfehlt, dafür dann aber mit der Herrschaft und mit dem Bösen gemeinsame Sache machen will. Als paranoide Persönlichkeit hat Nietzsche mit dem Willen zur Macht und der (redundanten, zirkulären, nicht-transzendenten) ewigen Wiederkehr des Gleichen und seiner Sympathie für die Herrschaft und für das Böse, an denen er, entgegen seiner allgemeinen Gewohnheit als Denker, dann so entschieden festgehalten hat, eventuell seinen eigenen, echten Wesenskern erkannt bzw. als metaphysische Prinzipien verkannt, genauso wie er – in an und für sich krankhaftem Ausmaß – von den Armen, der „décadence“, den lebensverneinenden Kräften erschrocken war und sich dauernd von ihnen bedroht gefühlt hat, so sehr eben, dass er sich in den Immoralismus geflüchtet hat.  Der Bestial und War Black Metal hingegen sagt frei heraus, dass er gegen das Leben gerichtet ist, und er ist so obskur und seine Musik ist so schlecht, dass es zum herrschaftlichen Mainstream nie irgendeine Verbindung geben wird. Wer den Bestial und War Black Metal als Denk- und Seinsbezirke kennt und schätzt, ohne ihnen freilich bedingungslos zu verfallen, hat hingegen die Möglichkeit, den hochzeitlichen Ring der Ringe zu schmieden und seine Transzendenz so abzurunden, dass sie ein perfekterer Kreis als das Sein, ein perfekterer Kreis als die Schöpfung wird. Er ist dann definitiv draußen aus diesem Sein.

Um aber zum Eigentlichen zurückzukommen: der Gedanke, dass einem als letzte und höchste Seinsstufe nur mehr bleibt, „ein Schicksal“ zu werden. Lapidar und fatalistisch, ohne echte Persönlichkeit und Idiosynkrasie, wie es scheint: Lohnt sich der Aufwand? Wird man, vor allem, dabei nicht auf eine viel niedrigere und primitivere Seinsstufe zurückgestoßen, ist es ein unwürdiger Regress? Das Schicksal ist blind und blöde. Das Schicksal ist aber auch der Chaosmos – das Zusammenspiel von Zufall und Ordnung – und damit das tiefste und eigentlichste Prinzip der Welt. Wenn man eins wird mit dem Schicksal, hat man die größte nicht mehr hintergeh- und transzendierbare Identität mit dem Sein gewonnen; höchste Weisheit ist es bekanntlich, mit „dem Flow zu gehen“; wenn man ein Schicksal wird, geht man definitiv mit dem Flow. Man ist der Flow. Wird man ein Schicksal, so verliert man, so scheint es, nicht nur das Ego/Ich, ja, man verliert sogar die höhere Stufe des Ego/Ich: das Selbst. Die Persönlichkeitsgrenzen aufzulösen ist gut: während Depersonalisierung ein Regress ist, ist Transpersonalisierung, also eine Osmose mit dem Sein, ein Progress. Es ist gut, ein Schicksal zu sein. Dafür muss man freilich sehr viel tun, im Hinblick auf Selbstüberwindung und darauf Achten, dass die eigenen Lebensbahn Sinn macht. Man bezahlt sein Karma ab, wenn man ein Schicksal wird. Überwindet es, denn das Schicksal ist eine tiefere Macht als das Karma (indem es gar keine Macht ist, sondern eben ein Chaosmos). Ein Schicksal wird man, wenn man ein authentisches Streben hat und so, eventuell, zugrunde geht. Das erhöht dann, post mortem, das Charisma, das von einem ausgeht, denn die Menschheit braucht so etwas, um sich ihrer eigenen Authentizität zu vergewissern. Bands wie Behexen, Bethlehem oder Archgoat, die Bestial und War Black Metal spielen, sind authentisch. Sie sind so antithetisch und seltsam, dass sie sehr wohl ihr eigenes Süppchen kochen. Und eigene Süppchen zu kochen, macht glücklich. Studien zufolge sind Metal Fans glücklicher als der Rest der Gesellschaft. Das erscheint paradox, ist aber leicht nachvollziehbar unter anderem dadurch, weil ihre Musik eben authentischer und realistischer ist. Während der Gutteil der populären Musik über Statussymbole und Fake-Beziehungen und, aller-allerjüngstens, über den Feminismus singt, singt der Metal über den Satan und blickt ihm unvermittelt ins Auge und nimmt ihm so seinen Schrecken. Der Gutteil der populären Musik ist unhörbar und schlecht, allerdings nicht, wie der Bestial und War Black Metal, absichtlich. Man mag die Philosophen fragen: Warum machen sie denn nichts Normales, warum reden sie denn nicht wie normale Menschen? Nun, weil die Normalität ein schlechter Gegenstand für die Philosophie ist. Die Normalität hat man schnell verstanden; denn die Normalität besteht darin, dass viele Leute ein paar einfache Verhaltensweisen voneinander kopieren. Die Ritualmusik von Abruptum hingegen kommt von den äußersten Bezirken des Seins, die kaum kolonialisiert und umdefiniert werden. Also muss man auch die verstehen. Nur wenn man über diese Außenbezirke des Seins das Integral legen kann, sie flexibel in seinen Bannkreis ziehen kann, osmotisch, kann man wohl eine integrale und integrative Sicht auf die Totalität des Seins haben (und das ist dann der Übermensch). Weil Nietzsche das nicht gut konnte, ist er wunderlich geworden und hat zwei verschiedene Bahnen gezogen, eine progressive und eine degressive (entsprechend der gesunden Anteile seiner Persönlichkeit und der kranken), ohne den hochzeitlichen Ring der Ringe schmieden zu können, der sich nur über eine Osmose des Denkens und des Empfindens mit dem Sein ergeben kann. Eines der führenden Plattenlabel für Black Metal heißt übrigens Osmose.

Norman Rockwell

Norman Rockwell was the leading figure in America´s golden age of illustration and he is considered as one of America´s greatest artists. In the first half of the 20th century, before there was TV and a culture of visual bombardement, illustration was the primary source of visualisation and visual storytelling. Innocence was there too: traditionalism, family values, the spirit of the American pioneer was still prevalent, the dawn of a new age of modernisation, urbanisation, technological advancement etc. seemed to be, due to rising living standards, a promising one as well, resulting in a climate of optimism and a hope for reconciliation of opposites. This added up for the art of illustration to blossom, and Norman Rockwell was the finest flower to bloom through this period; and also after it. Over the course of 40 years he created more than 300 cover artworks for the Saturday Evening Post depicting not only contemporary affairs but, moreover, the spirit of the age in an unimitably charming way. Recollections of an unburdened and happy childhood, family and neighborhood affairs, communal and, finally, national topics are prevalent. In their spirit of the American pioneer, they depict people aiming at taking responsibility, engaging in innocent fantasies and hoping for something and, generally, supporting and approving each other. People approving and supporting each other: that may be the core element of the illustrations of Norman Rockwell. Bad people, including fine artists and fine art critics, have derided this as kitsch and of creating a false consciousness of an American idyll that, in such a way, would not exist. Rockwell, yet, was, in general, right with his optimism; for the more profound part, he depicts the bonds, and our sentiments for bonds, that keep us together for good. He depicts a human humanity. You know, art, at its innermost self and substance, is about creating bonds, associations that magically add up, relationships that are established from the invisible, by the faculty of our sentience, that are there for good and that create a stable network that makes a more solid and liveable world. Therein, the kitschy illustrator Norman Rockwell acutally always operated from the core of what is the spirit of art. He lived in a state of constant bliss and enchantment. Despite recurrent motives and being formulaic, his illustrations always come in the most unexpected way; like the blooming charm of his depictions the freshness of his creativity and the innocence of his perception – as well as the charmingly critical spirit – never got drained. Norman Rockwell´s idealism and his belief in the nobility of the American national character, as well as his optimism, was for real. He was America´s Ferdinand Georg Waldmüller, our Austrian painter of the Biedermeier age. After the decline of the Saturday Evening Post and illustration in a more general way, yet the uprise of minorities and of a spirit of a more critical self reflection of America, Norman Rockwell found other outfits and included issues of race. Over all the decades before, the world depicted by him had been a white world; the guideline of magazines was not to depict black Americans in any other than a subservient position so as not to probably unsettle parts of white readers; and Rockwell in general did not want to unsettle people and make them feel uneasy. The Problem We All Live With, depicting little Ruby Bridges walking her path through an outrageously racist society, did become an icon of the Civil Rights Movement – and one of Rockwell´s finest expressions of his genius of articulation and grasping the substance of social and human issues. Behind the so-called facade, Norman Rockwell frequently suffered from depression, and his second wife, Mary, succumbed to alcoholism, depression and an untimely death, not least as the burden of playing the American role model family to the entire nation became to heavy to her. Depiste being wealthy and beloved by the nation, the fine art world did not take Norman Rockwell serious and derided him. He, by constrast, and due to man´s deplorable tendency to often view the grass greener on the other side, ever more sought to be a „true“ artist and developed an inferiority complex out of being a „mere“ illustrator, which added to his depression. Rembrandt was his favorite artist; yet it were the Abstract Expressionists who, after years of starvation, caused a tectonic shift, as they finally and irrevocably put America on the global map of high art in the 1950s. Many of the Abstract Expressionists continued to have a troubled, if not short life even after they had gained fame, yet Rockwell, in a way, internally competed with them. The Conaisseur depicts Rockwell in an obvious competition with the, then, late Jackson Pollock, whom he masterly and unexpectedly imitated, seemingly setting the question about who is the greatest American painter: Jackson Pollok – or Norman Rockwell? Great art is transcendent and jenseitig, opening up a spacetime of endless imagination and possibilities and confronting man with it: in order to transcend man and evoke his higher self: and Jackson Pollock clearly was the master of his time, and one of the masters of any time in this regard. Yet art is also this-worldy, diesseitig: „kitsch“ shows a universal perspective, a global common human denominator, it shows that we are embedded and that we are, safely, „at home“, due to magical, invisible, yet humble and all-present bonds of sentience between humans and between creatures. Norman Rockwell, in his state of bliss, probably was too simple-minded to truly succeed at „fine“ art and to grasp the necessary philosophy like Pollock (silently) did. Yet the endless rooms his mind is able to always open up, with astonishing facility and freshness, his grasp upon substance and essence, and his genius articulateness, makes him governor, makes him king, in the this-wordly realm. While Pollock likely has reached an absolute peak experience of creativity and, therefore, may have lost momentum afterwards forever, I guess that Norman Rockwell was one of that kind of creatives that simply go on and continue to create, untouched by anything, and adaptable to anything, forever. He lived from 1894 to 1978. Times have become considerably more cyncial. Therefore I wonder what he would do, triumphantly, now. Norman Fucking Rockwell.