Seht, wie exzentrisch Kierkegaard in die Welt hineinragt! Da, die Silhouette der Menschenmenge am Abend, vor der untergehenden Sonne, die Menschenskyline: mal so, mal so die Kontur, eine hagere, hochaufgeschossen schiefe Figur ragt heraus! Kierkegaard! Eine hagere, hochaufgeschossene Silhouette ragt aus der Menschenskyline heraus! Eine hagere, hochaufgeschossene Silhouette ragt in die Welt hinein, penetriert das Universum, den Äther. Kierkegaard! Seht, wie exzentrisch Kierkegaard in die Welt hineinragt! Seht, wie exzentrisch Kierkegaard aus der Welt hinausragt! Seht, spürt, was für ein gewaltiger, unerklärlicher Reiz von Kierkegaard da ausgeht, was für eine gewaltige, sich schwer fassbar zu machende Sogwirkung! Eine mystische Figur! Ein zitternder, weißer, auratischer, flügelpaarähnlicher Fetzen hoch oben, gegen das Dach hin der schwarzen, existenziellen Halle! Das ist Kierkegaard! Das ist Kierkegaards Geist! Denn Kierkegaard – und darin besteht die mysteriöse Sogwirkung – ist Geist, und alles, was er tut, ist das Wirken von Geist: das hat scharfe Konturen, das hat dabei allerdings keine gewöhnlichen Konturen, das hat andersartige Konturen, die scharf sind, sich aber – scheinbar in eine höhere Dimension (oder aber/auch in des Geistes stumpfsinnige, unsinnige Tiefen?) – hinein verlieren und sich in einem unsichtbaren Feuer verzehren! Das unsichtbare Feuer der Aura! Oben, das Dach, ein geistiges Zelt, das alles aufspannt, alles das, und Kierkegaard, der uns seine Nachrichten zukommen lässt, vom Dach der Welt! Blaugrüne Erhebung im Wald, die silbernen Kugeln aus Atomen, die sich auf herballerlei Männlichkeit stürzen, beschützend der Tanz der klingenden Ionen, beschirmend mächtiger Fluten geistigen Wirkens, vor Jahrhunderten habe ich hier mein Haus gebaut und harre fortan zu jeder Stunde wässernder Mädchen Zier, mag man da nur mehr stammeln, da sich in diesen Regionen, denen Kierkegaards, die allerhand nützlichen Maximen und Reflexionen und Bauernregeln für des Lebens Weg verlieren sich; ein wirklich in die Tiefe gehendes Werk wird vom Künstler aus den entlegensten Tiefen seines Seins geschöpft; dort plätschert kein Bächlein, singt kein Vogel, raschelt kein Laub; Gotik und Romantik verschwinden; und an ihrem Platz erscheinen die Dimensionen, die Geraden, die Formen der Ewigkeit und des Unendlichen (so de Chirico), und so erscheinen bei Kierkegaard die Dimensionen, die Geraden, die Paradoxien und entfalten ihre enorme Sogkraft und ziehen uns in sie hinan. Kierkegaard ein absoluter Grenzgänger der Menschheit, der seine absolute Sogkraft und sein absolutes Charisma entfaltet: denn er zeigt uns das Absolute! Er so anziehend, weil es ein ernstes Spiel mit dem Paradoxen, dem Absoluten und dem Nichts ist, Höchstes und Elementarstes treffen sich, exzentrische Bahn, dahinter das völlig Unbekannte! Seht, wie exzentrisch Kierkegaard in die Welt hineinragt! Seht, wie exzentrisch Kierkegaard aus der Welt hinausragt! Da, die Silhouette der Menschenmenge am Abend, vor der untergehenden Sonne, die Menschenskyline: mal so, mal so die Kontur, eine hagere, hochaufgeschossen schiefe Figur ragt heraus! Kierkegaard!
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Sei die zentrale Frage der Philosophie denn nicht – womöglich? –: Was sei der Sinn des Lebens?, und das nicht auch die Frage, wo sich Philosophie und Religion treffen, so hat man bei Kierkegaard als das wohl grundlegendste Motiv: Wie lässt sich das Leben begreifen, und wie lässt sich das Leben richtig leben? (Adressat dieser Frage ist naturgemäß der Einzelne). „Mein Verdienst in der Literatur bleibt immer, die entscheidenden Bestimmungen des ganzen Existenzumfanges so dialektisch scharf und so primitiv dargelegt zu haben, wie es zum mindesten meines Wissens in keiner anderen Literatur geschehen ist, und ich habe auch keine Bücher gehabt, um mir aus ihnen Rat zu holen“, so K. in seinem Tagebuch. Das Leben, die Existenz, der Einzelne, der in Leben und Existenz geworfen ist, lässt sich durch kein System feststellen, sondern ist zugleich weniger und mehr als der Umfang des philosophischen Systems. „Ein System des Daseins kann nicht gegeben werden … System und Abgeschlossenheit entsprechen einander, Dasein ist aber gerade das Entgegengesetzte.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 252) Blicken wir also in das Leben und die Existenz, so haben wir da zumindest aber ästhetische Sphäre, die ethische Sphäre, und die Sphäre des Religiösen. Die ästhetische Sphäre bezieht sich auf die Möglichkeiten des Menschen, sich – eventuell bis zur „Lebenskunst“ gesteigert – mit der Welt in Verbindung zu setzen und sinnliche und intellektuelle Sensationen zu erfahren, und sich so in seiner Individualität jeweils an- und abzureichern. Moralisch ist die ästhetische Sphäre indifferent; vor allem aber bedeutet die ästhetische Sphäre, auch wenn der Lebensvollzug des ästhetischen Menschen bis zur Lebenskunst gesteigert ist, letztendlich ein Übergewicht und eine Heteronomie der Gegenstände des Lebens gegenüber auch dem nonkonformistischen Genießer, den sie letztendlich unter sich begraben. Die ethische Sphäre bezieht sich darauf, dass der Mensch ursprünglich nicht allein Individuum ist, sondern Gattungswesen und in die Gattung und in die – tatsächlichen wie ideellen – Regeln des moralischen Zusammenlebens eingebettet. Die ethische Sphäre betrifft die Wahl zwischen Gut und Böse. Damit sind, letztendlich, Gut und Böse Heteronomien gegenüber dem Einzelnen, und begraben den Einzelnen, der sich für das eine oder das andere, oder einmal für das eine und dann wieder für das andere entscheidet, unter sich, und das Individuum ist auch hier davon bedroht, Gattungswesen zu bleiben. In der meta-ethischen religiösen Sphäre wählt der Einzelne aber die Wahl der Wahl zwischen Gut und Böse, wird dadurch autonom, indem er eben auch die Wahl der Wahl zwischen Autonomie und Heteronomie wählt. Diese – wahre – Autonomie bezieht sich nicht mehr unmittelbar auf die Gegenstände des Lebens oder das Gesellschaftliche als konkret greifbaren Entitäten, sondern begründet sich über einem Abgrund – einem Abgrund der Existenz an sich. Es ist der Abgrund der Freiheit, allerdings auch der existenziellen Unbestimmtheit des Individuums, das im Dasein letztendlich nicht ersichtlich geborgen ist – und so kreist das Werk Kierkegaards darum, dem Individuum Bestimmung zu verleihen. Entweder – Oder kreist darum, ethische Existenz zu ermöglichen und um den Appell des (ästhetisch) besonderen Individuums, gleichzeitig im (ethischen) Allgemeinen aufzugehen; für einen gelingenden Lebensvollzug also kein bloß cooler Hipster zu sein, sondern dabei gleichzeitig das allgemeine Gesetz in sich aufzunehmen und zu verkörpern: „Die Aufgabe, die das ethische Individuum sich setzt, besteht darin, sich selbst in das allgemeine Individuum zu verwandeln.“ (Entweder – Oder, S. 828) – Subjektivität zu transzendieren bedeutet, die Subjektivität so zu erweitern, dass sie objektiv bedeutsam wird; das Objektive zu erreichen bedeutet, es subjektiv zu leben: ja, das sage auch immer wieder bei Gelegenheit. „Wenn das Ethische richtig gelebt wird, macht es das Individuum unendlich sicher in sich selbst“ (ebenda, S. 821) Die Möglichkeiten und Grenzen ästhetischer und ethischer Existenz auszuleuchten, darum geht es in den fast 1000 Seiten Entweder – Oder – das mit dem Ultimatum beschließt einer Meditation über das Erbauliche, das in dem Gedanken liegt, dass wir gegen Gott immer unrecht haben: in dem sich also letztendlich der Abgrund des Theologischen auftut, mit dem der ethisch-ästhetisch realisierte Mensch dann konfrontiert ist. Furcht und Zittern dann eine Meditation darüber über den Menschen, der nicht allein, als ethische Existenz, das rationale, allgemeine, gesellschaftlich reflektierte und legitimierte Gesetz in sich aufnimmt, sondern mit dem irrationalen oder a-rationalen Gesetz Gottes konfrontiert wird und versucht, dieses zu verwirklichen und diesem zu gehorchen – was noch ungleich schwieriger ist, aber eine – eventuell (und profan gesagt) in Form von schwerwiegenden ethischen Dilemmata – auftretende Zumutung des Daseins an das Individuum. Das dann also der Moment, in dem das Individuum mit einem dunklen Abgrund konfrontiert ist, mit der Paradoxie, damit, dass es nicht weiß, welche Folgen das Handeln hat und wie man es also vernünftig planen könnte und wie sich das Individuum dann also, hinsichtlich der Folgen, ästhetisch wie auch ethisch realisiert. Angesichts dieses Abgrundes helfe nur mehr der Sprung – in den Glauben. Der Schwindel und die Angst des Individuums vor den Möglichkeiten des Abgrundes – auf dessen Grund Gott allein innerhalb des Glaubens wartet – und seiner jemeinigen Freiheit, den Abgrund zu durchfahren, werden meditiert in Der Begriff Angst. Die Krankheit zum Tode meditiert Möglichkeiten der gelingenden wie der nicht gelingenden Existenz (wobei deren zweiten durchaus zahlreicher sind). In der Krankheit zum Tode wird der Mensch als Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit begriffen, als etwas Endliches wie Unendliches u. dergl.; das ist so unmittelbar und selbst für den Dümmsten einsichtig, dass es eventuell einer Erklärung bedarf – die immer subjektiv ist bzw. eine subjektive Ausmalung und Erfahrung, allerdings auch immer, da es sich um ein objektives Existenzverhältnis des Menschen handelt, von objektiver Gültigkeit: Sage ich – das Ewige im Menschen und sein Selbst (als das Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält) ist das Selbst als Wert. Der Mensch lebt in der Ewigkeit und in der ewigen Seligkeit nicht in einem ewigen (und noch dazu wohl sehr schnell langweilig und abwechslungslos erscheinenden) Elysium, in dem die Zeit und der Verfall keine Macht mehr hat, sondern, indem er sich seines Selbst als eines ewigen Wertes bewusst ist. Der jeweils ewige Wert ist urtümlich in jedem Selbst angelegt, muss allerdings gleichzeitig realisiert werden, was nur in dem Bekenntnis zu einem ewigen, dynamischen Prozess letztendlich möglich ist. Das absolute Bekenntnis dazu ist dann, in etwa, das religiöse Stadium. Jedes Selbst, egal ob klein oder groß, ist aber dann doch nur ein kleiner und relativer Wert, der sich in einem chaotischen, irrationalen Abgrund des Daseins insgesamt verliert, oder eben zumindest relativiert. Der Große Wert ist dann der Abgrund des Daseins begriffen als Gott. In ihm bewahren sich die kleinen Selbste und Werte, in ihm, letztendlich realisieren sie sich. Das Höchste sei, dass der Mensch erkenne, dass er „von sich aus gar nichts vermag, gar nichts“, und der Mensch erkenne umso mehr und umso dringlicher, dass er eines Gottes bedarf, je „vollkommener“ er ist – so Kierkegaard in der Rede Gottes Bedürfen ist des Menschen höchste Vollkommenheit, als eine der Reden, die Kierkegaard selbst als den eigentlichen Schlüssel zu seinem Werk betrachtet hat (die allerdings zu Lebzeiten, wie auch darüber hinaus, eher unbeachtet liegen geblieben sind). (Aber auch im Hauptwerk steht: „(N)ur im Glauben hat man eigentlich die Gewissheit, dass man was ausrichtet“ (Entweder – Oder, S. 615).) Das Selbst kann nur göttlich und ewig werden, wenn es in einen göttlichen Abgrund eingelassen ist, der das Selbst bewahrt und in dem das Selbst sich ausdrückt. Gott ist indes nichts, was gewiss ist, und theologische Gottesbeweise lehnt Kierkegaard ab: Da, wenn Gewissheit über die Existenz Gottes herrschen würde, der Glaube ja keine heroische Angelegenheit mehr sein kann, innerhalb dessen sich das Individuum (in einem freiwilligen, a-rationalen und eben moralischen Akt) heroisch realisiere. „Durchsichtig“ gegenüber der Macht zu werden, die es gesetzt hat, „durchsichtig“ zu werden in Gott ist die heroische Realisierung des Individuums und der Sinn des Lebens. Gott ist, an und für sich, keineswegs durchsichtig, sondern ein Paradoxon, das jenseits der Grenzen unseres Verstandes liege (Meditation darüber in den Philosophischen Brocken); sich zu diesem Paradoxon reflektiert zu verhalten, es in sich einzubauen, sprengt die engen Begrenzungen des individuellen (wie auch kollektiven) Geistes und des Selbst und ermöglicht die Freisetzung seines jemeinigen ewigen Wertes. „Durchsichtig“ zu werden bedeutet, dass man über die Reflexion über die Reflexion auf den Grund seiner selbst komme. In ihrem Werk über die Achsenzeit schreibt Karen Armstrong, dass einige wenige, besonders begabte Yogi schließlich einen Zustand erreichen, der sich nur mehr durch „Paradoxien“ beschreiben ließe. Das deswegen, weil die letzten Dinge eben notwendigerweise paradox sind, und Kierkegaard, kann man sagen, war auch einer dieser Yogi.
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Seht, wie paradox Kierkegaard aus der Menge herausragt! Ein paradoxer, schiefer Mensch, der den ewigen Wert des Selbst höchstmöglich erreicht und realisiert hat, indem er „die entscheidenden Bestimmungen des ganzen Existenzumfanges so dialektisch scharf und so primitiv dargelegt zu haben, wie es zum mindesten meines Wissens in keiner anderen Literatur geschehen ist“. Kierkegaards Charisma besteht darin, dass er das Absolute zum Ausdruck bringt. Laut dem zeitgenössischen Philosophen Quentin Meillassoux sei das Absolute etwas, das „völlig unabhängig vom Denken und daher gleichgültig gegenüber dem Denken, das es denkt, ist“. Am Absoluten erreicht das Denken einen „Grenzpunkt“, der es „zwingt, anzuerkennen, dass eine Macht ausgeübt wird, die ihm gegenüber gleichgültig ist, die es ohne irgendeinen Grund auftauchen lässt oder zerstört, ohne dass ihr etwas entgegengesetzt werden könnte“. (Quentin Meillassoux: Trassierungen, S. 10) Die „entscheidenden Bestimmungen des Existenzumfanges“ sind eine solche Macht, und indem Kierkegaard diese „so dialektisch scharf und so primitiv dargelegt zu haben, wie es zum mindesten meines Wissens in keiner anderen Literatur geschehen ist“ ist er absolut, und sein Charisma ist absolut (Meillassoux hingegen meint in jenem Zusammenhang das „Hyper-Chaos“, als seine Vorstellung vom Existenzgrund). Würde es einem wohl gefallen, absolut geworden zu sein (sofern man das überhaupt anstrebt, gemeinhin strebt man höchstens „Vollkommenheit“ oder „Perfektion“ an, was aber eine subjektivistische Referenz ist und zeigt, dass man vom Absoluten gar nichts verstanden hat, es (zumindest noch) nicht gestreift hat). – Ich weiß allerdings nicht, ob ein Philosoph gerne so sein möchte wie Kierkegaard! Ein Schriftsteller so sein möchte wie Kafka! Ein Maler so sein möchte wie van Gogh! Ich denke, die würden eher so sein wie der 15jährige, aus der Levante zugereiste Achmed, der auf die Frage der Lehrerin an die Kinderchen, was sie denn später einmal werden wollen, lange irritiert in die Luft starrt und eventuell einer Fliege bei ihrem abenteuerlichen Flug zusieht, bis er sich endlich nach vorne wirft und niederschreibt: „Ich will Kapitalist werden und viele Frauen ficken!“. Naja, es hat offensichtlich auch erhebliche Nachteile, wie Kafka, Kierkegaard, Wittgenstein zu sein, nicht zuletzt, was das Kapitalist sein und das Ficken von Frauen anlangt (wobei aber, soweit ich sehen kann, und bei der Strafe des persönlichen Untergangs dieser Individuen, die Vorteile überwiegen). Die transzendenten Genies, wie Kierkegaard, durchstoßen die materielle Hyle und sehen das Universum. Das ist ein großer Genuss. Aber sie sind einfach zu fremdartig, als das man sich als normaler Mensch wohl irgendwie mit ihnen identifizieren könnte. Kafka, Kierkegaard et al. sind die Fremden. Originalität und Intelligenz ist was, das man anstrebt, gemeinhin. Aber bei den Transzendenten, wie Kierkegaard et al., wird die Originalität und die Materie durch sich selbst hindurchgeschossen – und das ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Kann man sich einen Freund der Philosophie vorstellen, der ausruft: „Mann! Ich möchte so sein wie Kierkegaard!“? Oder einen Maler, der schreit: „Mann, ich möchte so sein wie van Gogh! Wie van Gogh möchte ich sein, wie van Gogh!“? Oder einen dieser zumeist (ebenfalls) grenzenlos eingebildeten Schriftsteller, der heult: „Kafka sei ich! Kafk-„ etc. Nein, das kann man sich wohl eher nicht so gut. „In Zeitungen, in Büchern, auf Kanzeln, von den Kathedern her, in Versammlungen macht sich eine Feierlichkeit geltend, eine Wichtigkeit und aber eine Wichtigkeit, als drehte sich alles um Geist, um Wahrheit, um den Gedanken. Vielleicht tut es das auch, vielleicht. Vielleicht aber dreht sich auch alles um den Broterwerb, um Karriere, vielleicht. Ist es der Broterwerb, die Karriere, was den Kandidaten der Theologie begeistert oder ist es das Christentum? Man weiß es nicht. Er nimmt den Broterwerb, er versichert, das Christentum sei es. Ist es der Broterwerb, die Karriere, was den Kandidaten begeistert oder die Wissenschaft? Man weiß es nicht. Er nimmt den Broterwerb, er wird Professor, er versichert, die Wissenschaft sei es. Ist es die Abonnentenzahl, die den Zeitungsschreiber begeistert, oder ist es die Sache? Man weiß es nicht. Er sammelt die Abonnenten haufenweis auf, er versichert, die Sache sei es. Ist es Liebe zu den Vielen, was da einen bewegt, sich an die Spitze der Menge zu stellen? Man weiß es nicht. Er nützt den Vorteil, an der Spitze dieser Macht zu stehen, das sieht man, er versichert, es geschehe aus Liebe.“ (Urteilt selbst. Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen, S. 154) Naja, einmal ist es so, dann wieder so. Irgendwas muss der Mensch ja machen, seinen Leidenschaften folgen und seine Talente entwickeln, und dann hoffen, dass ihm das was einbringt. Und die Fremden müssen ihre Fremdartigkeit ausprägen und zu voller Reife bringen, und dann hoffen, dass es ihnen was einbringt. Kierkegaard, Nietzsche, van Gogh zu sein, müsste für jeden pathologischen Narzissten wohl die Hölle sein, da sie, ausnahmsweise, tatsächlich die höchsten Fähigkeiten in sich vereinigen, dafür aber, zumindest für lange Zeit, die niedrigstmögliche Anerkennung bekommen. Freilich, darunter haben die Genannten einigermaßen gelitten, nicht unbedingt aus Geltungssucht, sondern weil das Paradoxon dabei so unglaublich ist, und die Grenzen zwar weniger des Verstandes, wohl aber der Seele zu sprengen droht. „Kannst du das aushalten? (die frohe Botschaft zu verkünden und keiner interessiert sich dafür, Anm.) Kannst du das? Das ist unmöglich. Nur der Gottmensch kann das aushalten“ (Quelle? Leider vergessen. Lol) Kierkegaard wollte ja leiden und den Kreuzesweg gehen; was aber, wenn das was leiden macht, nicht so tragisch oder erhaben ist, sondern ganz einfach so nichtswürdig und dumm; kein raffinierter Satan der Gegenspieler, sondern ein irrationaler, völlig verblödeter Azathoth im Zentrum des Universums (von H.P. Lovecraft). „Kannst du das aushalten?“ – „Die Unangepassten sind das Salz der Erde, sind die Farbe des Lebens, sind ihr Unglück, aber unser Glück“, so Elias Canetti. Kierkegaard et al., die ultrakomplexen Menschen, die Übermenschen, sind aber weniger die Unangepassten, als eben die Fremden. Aberaberaber – die Fremden sind notwendig, damit die Menschen sich selbst besser verstehen können. Die Fremden sind so umfangreich, dass sie gleichzeitig im Zentrum des Daseins und der menschlichen Existenz beheimatet sind, wie auch in dessen äußersten Randregionen. Sowohl das Zentrum der menschlichen Existenz sind kaum bevölkerte Regionen; und wenn Kierkegaard seine Ehe und überhaupt die (theoretische) Möglichkeit seines weltliches Glückes fahren lässt, weil er sich als eines von zwei, drei jeweiligen Individuen einer jeweiligen Generation begreift, so ist eine solche Schätzung vielleicht nicht ganz falsch. Die Fremden sind deswegen fremd, weil sie das Andere, das Fremde, das Paradoxe, urtümlich in sich aufnehmen und introjizieren. Indem sie so fremd sind, dass nicht außerhalb der Gesellschaft oder außerhalb ihres Zeitalters stehen, sondern außerhalb der Menschheit, sind die Fremden in der Lage, ein Außen gegenüber der Menschheit anzugeben, das gegenüber aller Relativität des jeweils Gesellschaftlichen oder Zeitgeschichtlichen absolut ist. Sie zeigen etwas Menschenmögliches jenseits des Menschenmöglichen an, und erweitern dadurch die Grenzen des imaginär Menschenmöglichen. Kierkegaard, vor allem hinsichtlich seines entschlossenen Kampfes gegen die Kirche in seinen letzten Lebensjahren, hat man vorgeworfen, die Anforderungen des Christentums so sehr in die Höhe zu schrauben, dass es jenseits des Menschenmöglichen liege, ihnen jemals gerecht zu werden – aber genau das hat ja bereits Christus getan und ist die Grundlage des Christentums. Alles Ideal zeichnet sich dadurch aus, dass es jenseits des menschenmöglich Erreichbaren liegt, und eben gerade dadurch als Imperativ wirkt – als etwas, dem das Streben gilt und das Ziel im Streben aufgeht: „Das Ziel ist nichts, die Bewegung ist alles“. Trotzdem gibt es aber eben von Zeit zu Zeit Übermenschen, die diese Ideale eben auch tatsächlich begreifen und aufstellen und – wie man sagen kann – realisieren: die dann aber eben in aller Regel ihre Ideale als Imperative begreifen und verkünden und in ihnen eher hypothetische Möglichkeiten sehen. Indem die Fremden das Andere, das Paradoxe in sich aufnehmen, werden sie, von einem Hyperraum aus betrachtet, vollständig ebenmäßig und glatt, und zum Träger des Gesetzes. Sie werden sittlich autonom. In dieser vollkommenen Autonomie geben sie gegenüber der Heteronomie der Zeit, und aller Zeitlichkeit, ein Außen an. Von Zeit zu Zeit ist es immer wieder nötig, gegenüber der Dümmlichkeit der Gegenwart, und aller Gegenwart, ein Außen zu errichten. Ein solches Außen zu errichten, das ist die urtümliche Sache der Fremden.
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Eigentümlich und beklemmend fällt natürlich der starrsinnige religiöse Fimmel bei Kierkegaard auf. Es fällt einem schwer, so was für möglich zu halten – aber bei Kierkegaard – und das erhöht sein Charisma – ist eben nichts unmöglich. Das fest ineinander amalgamierte Beisammensein von einer scharfsinnigen Intelligenz und erdrückender, irrationaler, wahnähnlich ausgeprägter Religiosität ist ja ein Markenzeichen der Familie Kierkegaard; zumindest hat man das beim Vater wie auch beim Bruder. Sörens Intelligenz ist freilich noch viel höher, es ist eine absolut freigesetzte Intelligenz: Warum also ein kindisch bis primitiv wirkendes Glaubensbekenntnis, um das die ganze Intelligenz zu rotieren scheint? Wisse aber, so du selbst keine großen religiösen Empfindungen hast, kannst du ihnen natürlich wenig anders als eher mit Befremden gegenüberstehen. So dich diese Gnade eines religiösen Temperamentes nicht ereilt hat, kannst du den heiligen Tempel nur von außen betrachten, sein inneres Sanktum bleibt verschlossen. „Ein religiös entwickeltes Individuum ist ja gewohnt, alles auf Gott zu beziehen, jedes endliche Verhältnis mit dem Gottesgedanken zu durchdringen und zu durchsäuern und es damit zu heiligen und zu veredeln.“ (Entweder – Oder, S. 571) Einem nicht Religiösen Religion und Glauben erklären zu wollen, ist wie einem Farbenblinden Farben erklären zu wollen: umrisshaft geht das zwar, nicht aber von der eigentlichen Substanz her. Ich selbst empfinde eine Hinzugezogenheit zur Religion – dem „achtsamen Befolgen der Gebote“ – allerdings eher zu den Werten der Religion, wie Demut, intellektueller und moralischer Unterwerfung, Ernsthaftigkeit, Verbundenheit und tieferes Eindringen in den Seinszusammenhang, der Vorstellung von Harmonie und Ausgleich als Prinzipien des Universums, der großen moralischen Aussage und dem Appell zur Selbstvervollkommnung, und das sich Insverhältnissetzen zu einer höheren, überlegenen Instanz, die als advocatus dei wirkt; Religion selber kann ich dabei natürlich aber nicht ganz ernst nehmen („Na klar“, sagt R., „wer kann denn Religion heute noch ernstnehmen? Da muss man ja einen Schuss haben, wenn man das heute noch tatsächlich ernstnehmen kann!“). Also kann ich den großen K. möglicherweise auch nicht ganz ernst nehme und sollte ihn beiseite tun?? Das würde meinen Feinden und Neidern sicher so passen! Ich aber bin schon gescheit genug, um zu erkennen, dass ich mich hinsichtlich des religiösen Temperamentes Kierkegaard gegenüber eben nur wie ein einigermaßen Farbenblinder verhalten, und ich im Sinne der ganz wissenschaftlichen Sorgfalt die Klappe halten sollte, bis die zugrundeliegende Hypothese eben endgültig verifiziert oder falsifiziert ist. Oh ja, ich glaube, ich sollte mich einfach verpissen und die Klappe halten, also werde ich das jetzt ganz einfach tun, mich verpissen und ganz einfach die Klappe halten. – Im Werk von Kierkegaard tritt uns Gott immer wieder wie eine verhüllte, rätselhafte Macht gegenüber, beziehungsweise: nicht einmal als eine Macht, sondern als ein abstraktes Verhältnis oder Existenzial, oder eben als Ausdruck eines Paradoxons; und seine unter Pseudonymen veröffentlichten, heute als Hauptwerke geltenden Schriften kreisen um das Gelingen oder Scheitern verschiedener Existenzmöglichkeiten im Hinblick auf dieses Verhältnis. In den, unter eigenem Namen veröffentlichten und seinem Vater gewidmeten religiösen Reden und erbaulichen Schriften hingegen hat man persönliche Meditation und (Selbst)gespräche (allerdings weniger zu Gott als vor Gott) – Kierkegaard hat diese Reden oft als den „eigentlichen Schlüssel“ zu seinem Werk betrachtet, der allerdings unbeachtet geblieben sei (wie auch weiter unten nochmal erwähnt). Dort drinnen steht dann auch zum Beispiel: „… dass das Gute seinen Lohn in sich selbst hat, ja, das ist ewig gewiss, es gibt nichts, was so gewiss ist; dass es einen Gott gibt, ist nicht gewisser, denn das ist ein und dasselbe“ (Erbauliche Reden in verschiedenem Geist, S. 45). Das kann man, wenn man so will, eigentlich auch als schwarzen Humor sehen, gleichzeitig ist es höchster Ernst (und, wie wir noch sehen werden, hat Kierkegaard ja herausgearbeitet dass der höchste religiöse Ernst ja mit Humor einhergeht und urtümlich mit ihm verwoben ist). – Kurz nach dem Tod seines Vaters, am 19. Mai 1838, notiert Kierkegaard in sein Tagebuch eine Epiphanie, in der er das gesamte Dasein in einer grenzenlosen Freude wahrnimmt. Eine religiöse Urerfahrung, ein Durchbruch zum Kosmischen Bewusstsein (wie von Richard Bucke in seinem höchst wichtigen Werk Kosmisches Bewusstsein. Zur Evolution des menschlichen Geistes systematisch beschrieben), eine Erleuchtung, die der angestrengte Wanderer endlich erlangt, ein Fingerzeig Gottes – oder eine Erleichterung, dass der Alpdruck des Vaters, gegen den der Sohn mit seinem Dandytum rebelliert hat, verschwunden ist? Auf jeden Fall, trotz der Intensität der Erfahrung, die Kierkegaard schließlich veranlasst, sein Leben auf Spur zu bringen und seinem religiösen Auftrag zu folgen, findet sie, oder irgendwas dergleichen, nach dieser kurzen Erwähnung keine weitere mehr. Mystiker wird er, genauso wie Klosterbrüder, später, ohne dass sie das so eigentlich verdient hätten, später als Ausdrücke eines unauthentischen Glaubensvollzuges beiseite tun und sich stattdessen in den Abgrund der dialektischen Ausleuchtung des religiösen Existenzverhältnisses stürzen. Aber jeder halt eben, wie er will und soll halt jeder nach seiner Fasson selig werden, und „das Ethische als das Innere lässt sich von jemand, der draußen steht, gar nicht betrachten, es lässt sich nur vom einzelnen Subjekt realisieren, das dann von dem wissen kann, was in ihm wohnt“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 483) – und so stürzt sich Kierkegaard in seine intellektuelle Realisierungsmanie der religiösen Idee und des religiösen Geistes (denn als Agent des Heiligen Geistes lässt sich Kierkegaard vortrefflich begreifen). Glaube ist ein geistiges und seelisches (oder emotionales) Verhältnis, in dem zu aller Zeit eine subjektive Leidenschaftlichkeit auf eine objektive Ungewissheit trifft, und darin ihren Glanz und ihr Elend hat. Kierkegaard, mit seiner Leidenschaft für das Paradoxe, affirmiert diese objektive Ungewissheit; Gottesbeweise lehnt er, wie gesagt, ab, da der Glaube, wenn er Gewissheit geworden wäre, kein Glaube mehr sei, und keine Leidenschaft (und kein Heroismus des Glaubensritters) mehr sei bzw. wenig Platz dafür übrig lasse. – Obwohl er diese vergleichsweise Leerstelle die ganze Zeit mit allerhand auffüllt, vor allem eben in den religiösen Reden, bleibt der Gegenstand des Glaubens, Gott, einigermaßen dunkel; wenn was beleuchtet wird, dann eher die Helle des religiösen Lebensvollzuges. Die Modernität und das zukunftsweisende Potenzial von Kierkegaard als religiösem Schriftsteller und, eben dann später, als Existenzphilosoph, liegt daran, dass Kierkegaard eine durchaus agnostische Religiosität formuliert, und sich damit, in Exzentrizität wieder ins Zentrum stellt: Was das Charisma von Kierkegaard ausmacht, ist dass er so eigenartig und merkwürdig bis eventuell verschroben auf einen einwirkt, dann aber auch wieder so klar und (in dieser Klarheit) „primitiv“, wie es eben nur sein kann bei Nachrichten, die vom Dach der Welt kommen. Sowohl der Theismus und der Atheismus beziehen sich auf nichts Gewisses und sind daher Glaubensbekenntnisse; der Agnostizismus ist, so gesehen, die einzig rational gerechtfertigte Position – mehr noch, geht Kierkegaards agnostische Religiosität geradezu in Richtung Ignostizismus bzw. positiv über ihn hinaus: also der Position, dass es nicht nur nicht wissbar ist, ob es einen Gott gibt, sondern auch, dass die Existenz oder Nichtexistenz Gottes, aufgrund ihrer Entrücktheit, gar keine Rolle für das persönliche Leben spielen würde – was wiederum eine subjektive Stellungnahme, ob die Existenz Gottes für einen wichtig ist oder nicht, nicht ausschließt, sondern sie in der Möglichkeit ihrer Subjektivität ja begründet: eine Wahl, die man treffen kann zwischen „Ist Gott wichtig für mich?“ und „Ist Gott unwichtig für mich?“ – und Kierkegaard hat eben so gewählt, dass sie „unendlich“ wichtig für ihn ist – gleichsam scheinbar berücksichtigend, dass er damit die Wahl der Wahl zwischen „Gut und Böse“ wählt. Wobei man dann eben wieder beim religiösen, meta-ethischen Stadium als dem höchsten menschenmöglichen Stadium ist. Das Leben und den Seinsgrund, gleichsam trotzig gegenüber dem Schweigen des deus absconditus als etwas Heiliges und sehr Ernsthaftes zu betrachten: das ist nicht nur gut, sondern es ist wahrhaftig die gute Sache. Vulgär all jene, die diesen tieferen Sinn der Religion nicht erkennen mögen. „Mich beschäftigen besonders zwei Dinge: 1. dass ich intellektuell im griechischen Sinn meiner Existenzidee treu bleibe, was es auch kostet, 2. dass es im religiösen Sinne so veredelnd wirke wie möglich“, schreibt er 1846 in sein Tagebuch, und 1850: „Was ich will, ist anzuspornen in der Richtung, ethischer Charakter zu werden. Wahrheitszeuge werden, leiden zu wollen für die Wahrheit, und weltlicher Klugheit entsagen zu wollen“. Es schadet nicht, Gott dafür um Hilfe anzurufen, und scheint auch wenig Basis für religiösen Fanatismus, Hartherzigkeit und intellektuelle Inflexibilität zu bilden. Die von Kierkegaard beschriebene Religiosität beschreibt ein zutiefst selbstermächtigtes Existenzverhältnis. Wie Adorno bemerkt, lassen es die letzten Gespräche des sterbenden Kierkegaard mit Emil Boesen offen, inwieweit Kierkegaard tatsächlich ein gläubiger Christ gewesen sei (Theodor Adorno: Kierkegaards Lehre von der Liebe, S. 269) (in einer höheren Dimension, von der wir, wiederum als gleichsam Farbenblinde, wieder nur den Abdruck sehen können, war er das aber natürlich, das ist ja ganz klar, und vor allen Dingen geht das ja zumindest aus den Tagebüchern hervor).
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BONNNG!! – die 1850 erschienene, sehr schöne Schrift Einübung in das Christentum ist ein mächtiger Schlag an die machtvoll unbewegte, in sich selbst ruhende, nichts Böses erwartende Glocke oben im Kirchturm. Majestätisch sieht uns die Glocke an, mit schwer herabhängenden Lidern, da – BONNNG!! – bekommt sie einen Schlag versetzt, der dann in rebellenhafter Majestät über Hof und Dächer schallt. Ein Ereignis ist eingetreten! Ehrwürdiges trifft auf Ehrwürdiges, geistige Majestät auf geistige Majestät, auch wenn die Ehrwürdigkeit der einen und ihre geistige Majestät darin besteht, dass sie frühere Ehrwürdigkeit und frühere geistige Majestät bewahrt, vielleicht, wahrscheinlich, ein wenig steril und statisch, und in prachtvolle Roben gekleidet. Wie kann man, als Mensch der Ehrfurcht vor dem Heiligen hat, da anders als Ehrfurcht haben, auch wenn es sich um morsches, aber altehrwürdiges Gebäude und Gebälk handelt? Wie hatte Kierkegaard nicht vor dem ehrwürdigen Bischof Mynster Respekt? Ja, das kenne ich und kann ich nachempfinden! Denn Statik erfüllt uns durchaus, und womöglich mehr als Dynamik, mit Ehrfurcht! Aufschießende Halle! Ehrwürdige aufschießende Halle, etwas kalte Räumlichkeit! Der ehrwürdig wirkende ältere, ernsthafte, impenetrabel wirkende Herr, mit dem teilweisen Bart, setzt sich hin auf seinen Thron, hält sich mit den knochigen Fingern an den Armlehnen fest und blickt etwas nach unten – die ehrwürdigen Hallen der Gedankenlosigkeit! Die ehrwürdigen Hallen des geistigen Stillstandes! Der relativen Empfindungslosigkeit! Eine relative Ehrfurcht flößt mir ihr ehrwürdiger, eventuell bildungsbürgerlicher, relativ ästhetischer Anblick ein, ihre leichte Kälte weht mich an und wirkt ernsthaft und erschaudernd; aufschießende Halle im Palast, in den Katakomben! Einmal im Jahr bewegt sich der ältere, in der Übergangszeit zum tatsächlich hohen Alter sich befindende Herr, er bewegt sich leicht, kaum, er verkörpert die (eventuell bildungsbürgerlich garnierte) Geistes- und Gedankenleere! Ich aber habe vor diesen Ornamenten teilweise, aufgrund ihrer äußeren Schönheit, Ehrfurcht, und will nicht streng ins Gericht damit gehen, der Mensch, der Ehrfurcht vor dem Heiligen hat, wird zögern, das zu tun. Ich habe immer alles bewundert, sagte Goethe zu Eckermann, und so bewundere ich auch die triumphalen Hallen des geistigen Stillstandes, die den geistigen Stillstand symbolisieren, wenn sie ehrwürdig wirken, erhaben, größer als ich selbst (denn das ist ja relativ und auf jeden Fall der Fall). Der geistige Stillstand und die Geistlosigkeit sind durchaus Mächte und richten, in ihrer Statik, oder idiotischen Dynamik viel aus in der Welt, der alte, geistesleere Mann auf dem Thron in der Halle ist mir ein ehrwürdiger Gegner, dem ich allein schon aufgrund seiner Ewigkeit Respekt schulde. Mit der Einübung in das Christentum nun aber ein mächtiger Schlag an die ehrwürdige kirchliche Statik! All sein Schriftstellertum sei nur um das Thema „wie kann man Christ werden?“ gekreist, so Kierkegaard in seinen Bekenntnisschriften über seine Wirksamkeit als Schriftsteller. In der Einübung kommt der Christ, der Gottmensch daher, und ist der Welt notwendigerweise Ärgernis. In seiner intellektuellen und moralischen extremen Beweglichkeit, in seinem profunden Geist-sein steht der Christ/us und Gottmensch in einer gewissen Opposition zur Welt und zu ihren Routinen. „Selig wer sich nicht an mir ärgert“, so der Gottmensch, denn letztendlich ist der Gottmensch mächtiger als die Welt, als der Geist, der die Welt beseelt und ihr Substanz verleiht. Daher seine (beseelte) Ewigkeit, im Gegensatz zur anonymen Ewigkeit, deren Raum die ehrwürdigen Hallen des geistigen Stillstandes sind. In der Zeitlichkeit aber womöglich eine Verliererfigur (die, wie Milena Jesenská es in ihrem Nachruf auf Kafka aber geschrieben hat, „im Unterliegen den Sieger beschämen“), denn: „Der Verstand steht still vor dem Absoluten“. In der Unwissenschaftlichen Nachschrift beschreibt Kierkegaard wie er sich lange uneins war, was er im Leben anfangen könne und was er im Leben wohl tauge, bis ihm schließlich aufgegangen sei, dass seine Aufgabe allein darin liegen könne, „überall Schwierigkeiten zu machen“ (S. 326). Und der Christ als Geist und als moralischer Appell macht eben überall in der Welt Schwierigkeiten. „Das Höchste ist: indem man der Welt unbedingt ungleich ist, dadurch, dass man allein Gott dient“ (Urteilt selbst. Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen, S. 198). Die Seligkeit des Christen ist gleichsam paradox, da sie nicht in Ruhe, sondern in größtmöglicher Unruhe bestehe: „Das Christentum ist die intensivstärkste, die größtmögliche Unruhe, es lässt sich keine größere denken, es will (so wirkte ja Christi Leben) das Menschendasein beunruhigen von tiefstem Grund aus, alles sprengen, alles brechen … Wo einer Christ werden soll, da muss Unruhe sein; und wo einer Christ geworden ist, da ist Unruhe.“ (so Kierkegaard zu seinem Tagebuch 1854). Richtig nach Transzendenz und Nirwana und Seelenfrieden und Gelassenheit des Glaubens hört sich das unmittelbar nicht an – aber das hat man dann eben in der Ewigkeit; Leben hingegen bedeutet Unruhe und wandernden Geist und bewegliche Seele, somit liege die Möglichkeit der Steigerung des Lebens in der harmonischen Intensivierung der inneren Tätigkeit und Empfindungsfähigkeit. „Überhaupt erkennt man die unendliche Reflexion, in welcher erst die Subjektivität um ihre Seligkeit in Sorge kommen kann, sofort an Einem: dass sie überall die Dialektik mit sich führt. Es sei nun ein Wort, ein Satz, ein Buch, ein Mann, eine Gemeinschaft, es sei, was es wolle, sobald es in der Weise eine Grenze sein soll, dass die Grenze selbst nicht dialektisch ist, ist es Aberglaube und Beschränktheit. Im Menschen lebt immer ein solcher sowohl bequemer wie auch bekümmerter Hang nach etwas ganz Festem, das die Dialektik ausschließen könnte, aber das ist Feigheit und Betrug gegen die Gottheit. Selbst das Gewisseste von allem: eine Offenbarung, wird eo ipso, indem ich sie mir aneignen soll, dialektisch; selbst das Festeste vom allem, der unendliche negative Entschluss, der die unendliche Form der Individualität ist, die Gottes Sein in ihr annimmt, wird sofort dialektisch. Sobald ich das Dialektische wegnehme, bin ich abergläubisch und betrüge Gott um des Augenblicks angestrengtes Erwerben des einmal Erworbenen. Dagegen ist es weit bequemer, objektiv und abergläubisch zu sein und damit prahlend die Gedankenlosigkeit zu proklamieren.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 163) „Wer existiert, ist beständig im Werden“ (ebenda, S. 215) Ach ja: das Rebellentum! Das Werden! Die Einsamkeit des Rebellen! Das kennt jeder zweite auf dieser Welt sehr gut, genauso wie das, was die großen Weisen sagen jeder zweite auf der Welt sehr gut weiß. Der Unterschied liegt allerdings darin, wie „intensivstark“ all das gelebt und reflektiert wird und vorexerziert, und dafür braucht man das schon die großen Weisen und die Kierkegaards selbst, die im ruhenden Auge des Tornados hausen. Hören wir, weil es gut in den Zusammenhang passt, die Worte eines anderen Heiligen und Weisen, Bhagwans:
„…Es gibt Mondsüchtige, die immer nur nach dem Weitentferntem, dem Entlegenen suchen, und sie bewegen sich immer nur in der Einbildung. Große Dichter, einbildungsstarke Menschen – ihr ganzes Ego ist ins Werden verstrickt. Einer ist da, der Gott werden will – der Mystiker…
„Der Mensch ist ein Werden. Mit dem Entstehen des fünften Verstandes, des Buddhaverstandes, des Christusverstandes, wird der Mensch zu einem Sein. Dann ist der Mensch nicht mehr Mensch, da der Mensch nicht mehr Verstand ist. Dann ist der Mensch Gott. Und nur das kann erfüllend sein, sonst nichts. Und gib dich nicht zufrieden mit etwas Geringerem!“
„… Ein Buddha ist einer, der in die Erfahrungen des Lebens, ins Feuer des Lebens, in die Hölle des Lebens eingetaucht ist und sein Ego zu seiner höchsten Möglichkeit, zum äußersten Höchstmaß ausgereift hat. Und genau in dem Moment fällt das Ego und verschwindet.“
„Es gibt sieben Türen. Wenn das Ego vollkommen ist, sind all diese sieben Türen durchschritten worden. Danach fällt das reife Ego ganz von allein. Das Kind ist vor diesen sieben Egos, und der Buddha ist hinter diesen sieben Egos. Es ist ein vollendeter Kreis.“
„…Jenseits der vierten Stufe des universalen Verstandes gibt es noch die fünfte Stufe, die letzte, wenn du sogar über den universalen Verstand hinausgehst. Denn auch nur zu denken, dass es der universale Verstand ist, ist denken. Gewisse Ideen vom Individuum und vom Universum bleiben noch in dir zurück. Du bist dir noch bewusst, dass du bist eins bist mit dem Ganzen, aber du bist und du bist eins mit dem Ganzen. Die Einheit ist noch nicht total, sie ist nicht vollendet, sie ist nicht endgültig. Wenn die Einheit wirklich endgültig ist, dann gibt es nicht Individuelles, nichts Universales. Das ist der fünfte Verstand: Christusverstand … Du bist zum ersten Mal ein Sein, Werden gibt es nicht mehr. Der Mensch ist über sich hinausgegangen, die Brücke gibt es nicht mehr … Alles ist vergangen, der Alptraum ist zu Ende.“
Bhagwan, eine Art Zarathustra, von Peter Sloterdijk als ein „Wittgenstein der Religion“ verehrt. Und von Seiten Peter Sloterdijks moniert, dass man sich mit einem Bhagwan-Zitat in der Gemeinschaft der akademischen Philosophie lächerlich mache, so lägen die Dinge. Aber was kümmert uns religiöse Schriftsteller das? Das was Bhagwan da sagt und beschreibt, den Weg vom Werden zum endgültigen Sein, das kenne ich sehr gut. Kierkegaard würde das auch verstehen. Und das was ich vorher gesagt habe, dass es darum geht, ein Außen zu konstruieren, würden Kierkegaard und Bhagwan verstehen.
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„Christi nachzufolgen bedeutet, sich selbst zu verleugnen, und bedeutet also, den gleichen Weg zu gehen, den Christus in der geringen Gestalt eines Knechts ging. Not leidend, verlassen, verspottet, die Welt nicht liebend, und nicht von ihr geliebt. Und es bedeutet also, allein zu gehen.“ (Erbauliche Reden in verschiedenem Geist, S. 235) Kierkegaard kann man in seinem Einsamkeitspathos und in seiner ausschließlichen Adressierung des Einzelnen schon vorwerfen, dass er nicht nur ein Sozialphilosoph gar nicht ist, sondern er überhaupt das Gesellschaftliche ganz vergisst. Während Marx und Engels 1848 das Manifest der kommunistischen Partei veröffentlichen, ist es bei Kierkegaard zwei Jahre später, und nach dem Eindruck der 1848er Revolution die Einübung in das Christentum. Das wurde von gewissen Seiten als eine gewisse Bizarrerie betrachtet, und schon zu seiner Zeit wurde ihm radikale Egozentrik vorgeworfen. „Ein religiöses Individuum dagegen ruht in sich selbst und verschmäht alle Kinderstreiche der Wirklichkeit.“ (Die Wiederholung, S. 83) Gehört Kierkegaard dieser Welt überhaupt an? Es gibt freilich keine Verpflichtung eines Denkers oder (religiösen) Schriftstellers, politisch zu sein; man macht sich halt als unpolitischer bzw. antipolitischer Denker bei den Politischen wohl nicht übermäßig beliebt – wenngleich deren Kritik auch ganz erhellend sein kann und auf tatsächliche Probleme des gesamten Denkgebäudes hinweisen kann. Seine Zurückweisung der Welt und Konzentration aufs Individuum und dessen „Innerlichkeit“ sei so extrem, das man bei Kierkegaard ein Kreisen um eine „objektlose Innerlichkeit“ habe, so Theodor Adorno in seiner Kierkegaardschrift: „Wächst Fichtes Idealismus aus dem Zentrum der subjektiven Spontaneität, so wird bei Kierkegaard das Ich von der Übermacht der Andersheit auf sich selbst zurückgeworfen. Weder ist er Identitätsphilosoph, noch erkennt er positives, bewusstseinstranszendentes Sein an. Weder ist ihm die Dingwelt subjekt-eigen noch subjekt-unabhängig. Vielmehr: sie fällt fort. Dem Subjekt bietet sie bloßen „Anlass“ zur Tat, bloßen Widerstand für den Akt des Glaubens. In sich selbst bleibt sie zufällig und unbestimmt. Anteil am „Sinn“ kommt ihr nicht zu. Es gibt bei Kierkegaard so wenig ein Subjekt-Objekt im Hegelschen Sinne wie seinshaltige Objekte; nur isoliert, von einer dunklen Andersheit eingeschlossene Subjektivität.“ (Theodor Adorno: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen, S. 55) (Naja, als Farbenblinder sieht Adorno Gott nicht.) Und wie Kierkegaard mit dem Weltlichen aufräumt, z.B. „Das Weltliche ist nämlich seinem Wesen nach nicht Eines, da es das Unwesentliche ist; seine sogenannte Einheit ist nicht wesentlich, sondern ist eine Leere, welche sich unter dem Mannigfaltigen verbirgt … Nur das Gute ist seinem Wesen nach Eines und ist das gleiche in allen seinen Äußerungen“ (Erbauliche Reden in verschiedenem Geist, S. 35) – Da kann man schon sagen, dass die Welt bei Kierkegaard gar nicht untersucht wird, sondern ganz einfach als eine grundsätzlich verworfene Welt – verworfen wird (Theodor Adorno: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen, S. 72). Dass sein proklamiertes Gutes eben nicht in allen seinen Äußerungen gleich ist, da christliche Nächstenliebe mehr oder weniger sein kann als der Impetus, mit strukturellen sozialen Ungerechtigkeiten und Gewaltverhältnissen aufräumen zu wollen. Das eine ist die (konservative) Nächstenliebe, das andere die (progressive) sozial wirksame Tathaftigkeit. Letzteres hat Kierkegaard höchstens auf eine eigentümliche Art und Weise verwirklicht; „Moralisches Handeln gilt bei Kierkegaard allein dem „Nächsten“ (ebenda, S. 92). Der „Nächste“ ist aber keine politische Kategorie. Kierkegaard mag da kontern: „Indes wiewohl „unpraktisch“, dennoch, das Religiöse ist der Ewigkeit verklärte Wiedergabe des schönsten Traumes der Politik. Keine Politik hat es vermocht, keine Politik vermag, keine Weltlichkeit hat vermocht, keine Weltlichkeit vermag, bis in die letzte Folge hinein diesen Gedanken durchzudenken oder zu verwirklichen: dass Menschlichkeit Menschengleichheit ist. Vollkommene Gleichheit verwirklichen im Medium der Weltlichkeit, Weltgleichheit, d.h. in dem Medium, dessen Wesen Unterschiedlichkeit ist, und sie weltlich, weltgleich, d.h.: Unterschied schaffend verwirklichen, das ist ewig unmöglich, das kann man aus den Kategorien ersehen. Denn wollte man vollkommene Gleichheit erreichen, so müsste „Weltlichkeit“ rein fort, und wenn vollkommene Gleichheit erreicht ist, so hat „Weltlichkeit“ aufgehört; aber ist es dann nicht doch eine Art Besessenheit, dass „Weltlichkeit“ auf die Idee verfallen ist, vollkommene Gleichheit erzwingen zu wollen, und weltlich, weltgleich sie erzwingen zu wollen – in Weltlichkeit. Weltgleichheit! Nur das Religiöse kann vermöge der Hilfe des Ewigen bis ins Letzte Menschgleichheit, Menschlichkeit durchführen, die gottgemäße, die wesentliche, die nicht-weltliche, die wahre, die einzig mögliche Menschgleichheit, Menschlichkeit; und darum ist auch – es sei gesagt zu seiner Verherrlichung – das Religiöse die wahre Menschlichkeit.“ (Die Schriften über sich selbst, S. 97). Und weiter: „“Der Einzelne“ ist eine Kategorie des Geistes, der geistigen Erweckung, – der Politik so entgegengesetzt wie nur möglich. Irdischer Lohn, Macht, Ehre usf. Ist mit ihrer rechten Anwendung nicht verbunden; denn selbst wenn sie im Interesse des Bestehenden gebraucht wird, Innerlichkeit interessiert die Welt nicht, und wenn sie zur Erschütterung gebraucht wird, sie interessiert die Welt dennoch nicht, denn Opfer bringen, sich opfern lassen, was ja die Folge davon sein muss, dass man nicht darauf sieht, Macht im Sinnlichen zu werden, interessiert die Welt nicht.“ (ebenda, S. 115) Die Welt interessiert sich nicht für Kierkegaard, und Kierkegaard interessiert sich nicht für die Welt. Warum auch? Adorno wirft Kierkegaard vor, „alles wirkliche Außen hat sich zu einem Punkt zusammengezogen. Die gleiche Raumlosigkeit lässt sich an der Struktur seiner Philosophie erkennen. Sie ist nicht im Nacheinander entfaltet, sondern ein vollkommenes Zugleich aller Momente, die in einem Punkt, dem des „Existierens“, zusammenfallen … im Punkt aber vermag Wirklichkeit sich nicht zu erstrecken“ (Theodor Adorno: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen, S. 82) Nun ja, wenn sich der Geist vollständig realisiert hat, fällt wohl tatsächlich die ganze Perspektive auf einen Punkt zusammen, von dem aus man, wie nahe an der zentralen Singularität eines astronomischen Schwarzen Lochs, die gesamte Geschichte des Universums sehen kann. Vollkommenes Zugleich aller Momente hat man vor dem Auge Gottes, und auch Teresa beschreibt die Gottesperspektive, wo sich alle weltlichen Vorgänge annähernd synchron wie in einem Juwel spiegeln. Was Adorno da beschreibt, ist eine Art Satori-Perspektive. Zur Satori-Perspektive gelangt man, wenn man eine unglaubliche Masse von Welt inklusive ihrer Paradoxien in sich aufgenommen hat und über synthetisierende Erleuchtung zu einem höheren Bewusstseinszustand gelangt, der, indem er jenseits weltlicher Dichotomien liegt, in seiner Essenz apolitisch sein wird. Unpolitisch und apolitisch ist nicht dasselbe, denn das Apolitische schließt das politische Engagement und die politische Stellungnahme, sogar die politische Leidenschaft nicht aus (Kierkegaard freilich erscheint nicht nur als apolitisch, sondern auch als unpolitisch, aber diesbezüglich ist man ja immer im Werden). Weiters bedeutet für Kierkegaard vollständig ausgeprägte Innerlichkeit eben nicht Objektlosigkeit oder punktförmige Perspektive, sondern: „Die Natur, die Totalität der Schöpfung ist Gottes Werk, und doch ist Gott nicht dort; aber im Inneren des einzelnen Menschen gibt es eine Möglichkeit (er ist nach seiner Möglichkeit Geist), die in der Innerlichkeit zu einem Gottesverhältnis erweckt wird, und dann ist es möglich, Gott überall zu sehen.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 395) – „Menge ist die Unwahrheit.“ (Die Schriften über sich selbst, S. 102-105) Es ist allerdings wahr, dass die Menge, einigermaßen, das Unwahre eben ist oder leicht sein kann: Individuum und Gesellschaft stehen auf jeden Fall in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander! Ein politischer Denker war Kierkegaard gar nicht, Politik beschäftigt sich aber mit der Menge und der menschlichen Vielheit und sie betrachtet den Menschen als soziales Wesen. Das ist der Mensch zwar, aber er ist eben auch ein individuales Wesen, und als solches hinsichtlich vieler Fragen seines Lebens allein, und hat auch ein Recht darauf, darin allein gelassen zu werden. Marx und Engels und andere sind sozialphilosophische und politische Denker, in ihrem Fall sogar in extremsten Ausmaß, die alle Individualität im Säurebad des Sozialen auflösen und die Innerlichkeit des Menschen, in etwa, zum „Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“ erklären. Der Weg in den das Individuum negierenden Totalitarismus ist innerhalb des Marxismus vorgezeichnet (und scheint, innerhalb des Denkrahmens, den er absteckt, auch nur schwer korrigierbar). Eine großartige Betrachtung und Reflexion des Individuums, des Einzelnen, des Menschen nicht als politischen sondern als psychologischem Wesen, hat man im Marxismus bekanntlich nicht. Inwieweit sich das bekanntermaßen tragisch bzw. verbrecherisch in der Geschichte ausgewirkt hat bzw. inwieweit man Marx und Engels dafür direkt zur Verantwortung ziehen kann, bleibt eine ewig offene Frage, von einer dementsprechenden Verantwortung freisprechen kann man sie aber nicht. Mehr noch, wohnt Vergemeinschaftungsutopien immer wieder, implizit oder gar explizit, ein totalisierendes Moment inne, und auch die Beschreibungen der glorreichen Campanellaschen Sonnenstaaten und Morusschen Utopien, sollen einem bei der Lektüre (die ich noch nicht geleistet habe, Anm.) diesbezüglich mulmig machen. Wenn (der damals junge) Adorno Kierkegaard übertriebenen Subjektivismus ankreidet, sei erinnert, dass gerade bei Adorno die (vorhandene) Gesellschaft in einem durchaus irgendwie übertriebenen Gestus als „verworfene“ erscheint bzw. auf ein System der „Herrschaft“ reduziert wird, angesichts dessen die Möglichkeit, sich von ihm zu emanzipieren, etwas kleinlaut, nur mehr in „negativer Dialektik“ liege. Ja, es gibt so etwas wie „Kulturindustrie“, hat es immer schon gegeben und wird es immer geben; sie ist auch nicht so schlimm oder verwerflich, sondern reflektiert halt auf den Menschen, wie er ist, und auf die Bedürfnisse, Wünsche und Träume die er hat. Was die großen und fremdartigen Träumer anlangt, so gibt es auch sie immer wieder: Sie versuchen, neue Bereiche und Imaginarien zu schaffen, die von den Apparaten und der „Kulturindustrie“ nicht kolonialisiert werden können. Das sind dann die tatsächlichen Orte der Freiheit. Mit der Zeit kommt dann die Kulturindustrie und kommt die akademische Industrie usw. und es kommt zu einer freundlichen Übernahme. Was allerdings die Fremden anlangt: So kann man sie zwar akademisieren und kulturindustrialisieren – aber kolonialisieren kann man sie nicht. Das Existenzverhältnis, wie es Kierkegaard darlegt, den Übermenschen Nietzsches, das Tat Twam Asi Schopenhauers, den Geist van Goghs bzw. ganz allgemein die menschliche Imaginationskraft und eben das Außen als die Spitze der Imaginationskraft kann man nicht kolonialisieren. Kierkegaard beschreibt den Menschen mit sich allein und der Raum, in dem sein Denken darüber stattfindet, ist eben gerade einer, wo die Politik und das Soziale nichts zu suchen hat. Solche Räume gibt es, solche Räume soll es geben, und Kierkegaard hat uns einen sehr stabilen und wetterfesten diesbezüglichen Raum gegeben. Eine gute Gesellschaft ist die, wo die Gesellschaft Verantwortung für das Individuum übernimmt und das Individuum Verantwortung für die Gesellschaft und die jeweiligen Rechte, Pflichten und Freiheiten von Individuum wie Gesellschaft harmonisch ausgewogen sind: Und tatsächlich sind das Kommunistische Manifest und die Einübung in das Christentum keine Antipoden, sondern gegenseitige Ergänzungen: das eine beschreibt die Verantwortung der Gesellschaft, das andere die Verantwortung des Individuums. – Kierkegaard war ein Konservativer, in der Sprache der Progressiven ein Reaktionär und er stand, wie man heute weiß, und auch damals hätte wissen müssen, nicht eben auf der richtigen Seite der Geschichte. Der Konservatismus wurde Kierkegaard dabei aber in die Wiege gelegt; und vom späteren Kierkegaard gibt es durchaus Hinweise, dass er sozialen Fragen gegenüber hellhöriger wurde. Inwieweit das innerhalb seiner allgemeinen Radikalisierung und seinem allgemeinen Feldzug gegen eine „verworfene“ Kirche und Gesellschaft, also sozialphilosophisch gesehen undifferenziert stattgefunden hat, oder besser stattgefunden haben könnte, kann man nicht wissen: Seine kurze, tödliche Krankheit trat bekanntlich mit einem Schlag ein, als er auf dem Weg zur Bank war um sein letztes Geld abzuheben. Kierkegaard ist nicht nur mit 42 Jahren gestorben, sondern ist auch gestorben an einem entscheidenden Wendepunkt seiner äußeren Lebensumstände. Die Aussicht auf ein Leben in Armut hatte er offenbar in Kauf genommen, und das gibt ihm durchaus etwas Heldenhaftes und Heiliges, unterscheidet ihn vom parasitären Bourgeois und sollte allzu vorlauten Sozialrevolutionären in einer allzu allgemeinen Verurteilung Kierkegaards relativ das Maul stopfen. Was, wenn Kierkegaard 80 Jahre alt geworden wäre? Man muss sich vergegenwärtigen, dass Kierkegaard jung von uns gegangen ist und sein Werk an und für sich besser als Torso zu betrachten ist, und zu den großen Unfällen der Geistes- und Kulturgeschichte gehören die frühen Tode von Individuen wie Mozart, Schubert, Büchner, Weininger oder eben Kierkegaard und auch Nietzsche. Kierkegaard hat allen Anschein eines Frühvollendeten, aber auch ein anderer seines Jahrhunderts, hat im Alter von nur 30 Jahren mit seinem ersten größeren Werk einen umfassenden und genialen, ein gesamtes Denkgebäude umreißenden Wurf hingelegt (danach aber eine viel weniger manische, sondern deutlich ökonomischere Schreibtätigkeit entfaltet): Kurz vor seinem Tod im Alter von 72 Jahren ist Schopenhauer von sich selbst begeistert aufgesprungen und hat gemeint, er müsse noch mindestens 90 Jahre alt werden, gemessen an dem, was er der Welt noch zu sagen habe (dazu hätte zum Beispiel auch eine gewisse Revidierung seiner Meinungen über Frauen gehört). Kurz darauf lebte er nicht mehr. In seinen letzten Lebensjahren hochgeehrt, wohnten nur einige Menschen dem Begräbnis von Schopenhauer bei. Das Begräbnis von Kierkegaard, dem Verfemten, war eine Art Massenereignis. Gwinner sprach an Schopenhauers Sarg, dass „der Sarg dieses Mannes, der ein Menschenalter hindurch in unserer Mitte lebte und gleichwohl ein Fremdling unter uns blieb, seltene Gefühle“ herausfordere (Karl Pisa: Schopenhauer. Der Philosoph des Pessimismus, S. 386)
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„Einen der höchsten Begriffe vom Menschen gibt mir die Person Kierkegaards. Ich empfehle seine Tagebücher“ – begeisterte ich mich mal vor Jahren. In der Tat aber: Wenn man sich einen bedeutenden Menschen des Geistes ansieht, sehe man sich auch seine Persönlichkeit an und evaluiere sie, denn sie ist meistens Teil seiner Gesamtaussage, seines Kunstwerks und der Moral von seiner Geschichte. Trotz all der Schwermut, die er ausgedrückt hat und die in seiner Familie ursprünglich präsent war, galt Kierkegaard als ein heiterer, gelassener Mann. Besonders gut sei er darin gewesen, andere zu trösten und ihnen, mittels seiner unerschütterlichen Heiterkeit und Lauterkeit und Lebensweisheit aus ihrer eigenen Schwermut zu helfen, so sie denn darin befangen gewesen seien. Einzelgänger, der nur einen einzigen Menschen seinen Freund nannte (Emil Boesen), führte er doch mit bis zu fünfzig Menschen an einem Tag Gespräche, während seiner Spaziergänge. Dass Schwermut und Heiterkeit in einem Menschen gleichzeitig bestehen können, ist nichts so Ungewöhnliches; beim ultrakomplexen Menschen, wie Kierkegaard einer war, ist das sogar die Regel. Wie genuin bei Kierkegaard seine Stimmungen und Haltungen gewesen seien, möge man sich fragen; inwieweit seine Anteilnahme an anderen nicht bloß der wissenschaftlichen Neugierde geschuldet war, wenn nicht des Voyeurismus des Schriftstellers auf der Suche nach Neuem u. dergl. mehr; ja, das mag man sich schon fragen, meistens aber gibt es ja ein Bündel von Motiven hinter eines jeden Menschen Handlung, und vor allem beim ultrakomplexen Menschen sind die inneren Zustände so durchreflektiert und ineinander gespiegelt, dass sie eben in ihrer gegenseitigen Spiegelung bereits urtümlich von ihm erlebt werden (das Innere des ultrakomplexen Menschen ist, wie gesagt, der unendliche Saal der Spiegel). Während aus Wunderkindern später im Leben oftmals „nichts wird“ oder sie hinter den Erwartungen zurückbleiben (insofern Genie ja weniger ein hohes Maß an Intelligenz bedeutet als ein hohes Maß an urtümlicher Kreativität, und das eine mit dem anderen meistens eben nicht einhergeht), war Kierkegaard, der von Wittgenstein als der „bei Weitem profundeste Denker seines Jahrhunderts“ bezeichnet wurde, durchaus kein wirklich auffälliges Kind und kein auffällig guter Schüler. Auch im Aufsatz glänzte er nicht durch besondere Sprachgewandtheit, wenngleich seine Aufsätze auf ihre Weise ausformulierter waren als die seiner Altersgenossen. Idiosynkrasien machten sich bei ihm freilich immer bemerkbar, wie eine analytische Schärfe und eine scheinbare Gabe, hinter die Dinge zu sehen, was seinen Ausdruck oft in einem gewissen Rebellentum und in einer gewissen, teilweise höhnischen Frechheit fand – in seiner Familie wurde er ob seiner Fähigkeit, gleichsam Dinge intellektuell aufzuspießen, „die Gabel“ genannt: Eigenschaften, die auf Genie hinweisen können, oder eben auch auf nichts, was sich später im Leben als was so Besonderes erweisen könnte, gleichermaßen. „Ich war ungefähr zehn Jahre lang Student gewesen, war doch meine ganze Tätigkeit nur wie eine glänzende Untätigkeit, eine Art Beschäftigung, für die ich noch eine große Vorliebe und für welche ich vielleicht sogar ein bisschen Genialität besitze. Ich las viel, verbrachte die übrige Zeit des Tages mit Bummeln und Denken oder mit Denken und Bummeln, aber dabei blieb es auch; der produktive Keim in mir ging in seinem täglichen Gebrauch drauf, verzehrte sich in seinem ersten Grünen.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 325) Dergleichen Bummelei kann wiederum auf einen trägen Geist hinweisen, wie aber auch – was deutlich seltener ist – auf das hohe Genie, das seine Bestimmung und seine Form noch nicht gefunden hat und dessen universaler Geist sich, seiner selbst noch nicht unbedingt gewiss, in den institutionellen Formen der Welt nicht wiederfinden kann und der daher scheinbar ein wenig ziellos herumirrt: Irreguläre Lebensläufe und „Bummelei“ in der Jugend sind für Individuen wie Kierkegaard eher die Regel als die Ausnahme. Als sein Vater starb und er seine Epiphanie hatte, machte er schließlich ernst; schloss sein Studium mit seiner unglaublichen Magisterarbeit über Den Begriff der Ironie, mit ständiger Rücksicht auf Sokrates ab, in der sich eine scheinbar bereits 300jährige Lebenserfahrung und radikale Urtümlichkeit (als etwas noch Radikaleres als „Originalität“) des Denkens ausdrückt; machte sich daran, sich zu verehelichen, um sich in den menschlichen Gesamtzusammenhang einzuordnen; löste dann, als er in großer Ernsthaftigkeit erkannt hatte, dass das gar nicht sein Platz sein könne und er die brave Regine nur unglücklich machen würde, die Verlobung wieder auf; stürzte sich in eine manische Schreibarbeit, die in Art und Umfang selbst wohl bei anderen Koryphäen und Helden der Wissenschaft eine gewisse Beklemmung hervorrufen mag; führte, nach dem Erfolg von Entweder – Oder, der sein einziger relativer Publikumserfolg zu Lebzeiten geblieben war, einen einzelgängerischen Kampf mit Gesellschaft und Kirche um die Wahrheit und Reinheit des Glaubens und des Lebensvollzuges; wurde verspottet und gedemütigt, demütigte andere und spottete; trat im letzten Jahr seines Lebens dann mit seiner Zeitschrift Der Augenblick wieder ans Licht der Öffentlichkeit, im Rahmen eines Kreuzzuges, in der er die gegenwärtige Kirche und Gesellschaft insgesamt verwarf; starb schließlich nach kurzer Krankheit heiter und ohne ersichtliches Bedauern (seine Tagebücher, die mir ursprünglich einen so hohen Eindruck von ihm gegeben hatten, seien, laut Kierkegaard-Biograph Joakim Garff in den letzten Jahren voll „monotoner Misanthropie“ gewesen (was ich so nicht unbedingt bemerkt habe, aber ich habe auch nur eine Anthologie seiner Tagebücher gelesen)). Sein Begräbnis wurde zu einer Massenkundgebung, anschließend verschwand er wieder in den Hinterzimmern des öffentlichen Gedächtnisses, dem er erst Jahrzehnte später vollständig und triumphal entrissen wurde, als er endlich „entdeckt“ wurde. Ist das die Art und Weise, wie man leben soll? Ist das die Art und Weise, wie du leben willst? Wahrscheinlich nicht, aber, insofern Kierkegaards Werk, nach Eigenaussage, dem Thema „Wie kann man Christ werden?“ gewidmet war, war es auch Kierkegaards Lebensführung. Das Leiden nahm er bewusst in Kauf, trachtete sogar danach, es noch zu steigern, denn der Weg zu Gott führe eben über den Kreuzweg. Für den Einzelnen hat er geschrieben, und den Einzelnen hat er herausgearbeitet – mit der Konsequenz, dass er im Leben ein isolierter Einzelner geblieben ist. Almosen gegeben und die Armen unterstützt hat er, wie vermerkt wurde ohne den gönnerischen bis herablassenden Gestus den man bei den meisten anderen Bürgern hatte, wobei seine entsprechenden Gaben Kleinigkeiten geblieben sind. Den Luxus, den er sich leistete, erachtete er als unabdingbar, um sich, beispielsweise in geräumigen Wohnungen, angemessen auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren zu können; zusammengebrochen ist er, als er auf dem Weg war, sein letztes Geld abzuheben: Ein Leben in Armut, um die Echtheit seines Lebensvollzuges zu bewahren, hatte er offensichtlich als Konsequenz in Kauf genommen. Eine seiner Nichten hatte er sehr gerne, bei einer anderen Verwandten musste er länger gebeten werden, zu ihr zu kommen und ihre neue Wohnung zu besichtigen, auf die sie sehr stolz war (um dann nachträglich die Durchschnittlichkeit der Wohnung zu monieren). Seinen erdrückenden, aber intelligenten Vater hielt er in Ehren und widmete ihm seine religiösen Reden, über seine einfache, aber (wie es heißt) heitere und umgängliche Mutter hat er nie auch nur irgendwas erwähnt. Inwieweit bei alldem Kierkegaard ein tatsächlicher, das heißt der Menschheit urtümlich zugewandter Heiliger war oder hauptsächlich der Konsequenz gefolgt ist, die in ihm eben angelegt war, ist vielleicht nicht ganz leicht zu sagen, leicht zu vermuten ist, dass Kierkegaard auch auf diese Frage sicher eine Antwort wüsste (der misanthropische Schopenhauer sprach von sich als „theoretischem Heiligen“, was Kierkegaard zumindest natürlich auch war, und, wie man unmittelbar an seinem Lebensvollzug sieht, auch noch deutlich mehr). Kierkegaard, der heitere, gelassene Heiler. Und Kierkegaard, der „in seinem Naturell einen Hang zum Tadeln, Niederreißen, Herabsetzen – etwas Mephisto-artiges“ gehabt habe. So allerdings sein Antipode Martensen (Nachwort zu Philosophische Brocken von Lieselotte Richter, S. 121). Über Martensen schreibt Kierkegaard-Biograph Joakim Garff: „Martensen, der Sohn eines Schiffers, und nicht Kierkegaard, der Sohn eines Krämers, entführte also die Heibergsche Siegespalme, und groß ist der Schmerz des Verlierers, in wahrhaft faustischem Sinn verzweifelt er beinahe daran. Vollends zu Verzweifeln, ja empörend war es, dass Martensen und alle anderen gebildeten Musterknaben, die Faust anbeteten, ja persönlich weder zweifelten noch verzweifelten an oder über besonders viele Dinge, sondern spekulierten und dozierten und ihre harmonisierten Gedanken in akademischen Abhandlungen niederlegten, die sie einander nur mit dem Ziel aushändigten, höhere Graduierungen zu erklimmen. Im Gegensatz zu Kierkegaard focht sie ihre fürchterliche faustische Einsicht existenziell gar nicht an, sie gingen nur umher da draußen in der Wohnung an der Brogade und übten sich in gutem Benehmen sich selbst und anderen gegenüber, so dass sie letztendlich ganz vergaßen, dass sie auch das waren: Natur, Trieb, Tod, Staub.“ Hach, immer diese Oberflächlichkeit! Was würde Menschheit ohne faustische Individuen wie Kierkegaard nur machen? Wie könnte sie sich ihrer selbst und ihrer faustischen Natur überhaupt bewusst werden? Wer aber will schon so leben wie Faust oder die faustischen Menschen? Nach seinem Tod werde er als Engel auf einer Wolke sitzen und beständig Hallelujah! Hallelujah! rufen, rief Kierkegaard am Sterbelager aus. Da er den Wert realisiert hat, hat er auch die Ewigkeit erreicht.
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„Kierkegaard, eigenartiger Schreiber, sage ich mir wieder als ich die „Philosophischen Brocken“ durchgehe; jeder andere hätte das nicht so geschrieben, wie er es schreibt, vielleicht liegt die „Ironie“ darin, denn dieser K. ist ja aber nicht jeder andere, sondern der Einzelne. Seltsame Mischung aus anziehendem und abstoßenden Stil – was hat er da eben geschrieben? Und ist es überhaupt wichtig? Ja und nein. Man wird leicht unaufmerksam bei der Lektüre, am schlimmsten bei der „Wiederholung“, aber das macht nichts, denn man kehrt immer wieder zu Kierkegaard zurück und liest ihn immer wieder (Ironie der „Wiederholung“). Vollständige Originalität und creatio ex nihilo bzw. aus sich selbst heraus, kaum referierend auf irgendwas anderes – wo hat man das schon? Man ist hier an den letzten und ersten Dingen. Wir sehen uns wieder im Kontinuum.“ So ich im Mai 2018 im ersten Präludium zu einer Notiz über Kierkegaard. Ja, das Lektüreerlebnis bei Kierkegaard gehört schon zu den eigenartigsten – und den verstörendsten der Welt. Kierkegaard ist nicht nur aufgrund seiner Gedanken, sondern auch in seiner Art, diese auszudrücken mitunter schwer verfolgbar. Eine weiträumige Umständlichkeit scheint man da immer wieder zu haben, wenn gleichzeitig Gedanken vom Dach der Welt ausgebreitet werden oder vom Dach der Welt zu uns herunter fallen. Hölle, ist das schwierig, diesem komischen Brei immer wieder zu folgen! Behindernd bei Lektüre aller Art ist es ja, dass man immer wieder abdriftet und mit den Augen liest, aber mit dem Geist abschweift, aufgrund des wandernden Geistes – aber bei Kierkegaard sind dererlei Versuchungen schlechterdings dämonisch! Ohne dass man zunächst sagen kann, warum; also versuchen wir das mal wie folgt zu betrachten: Wenn man sich den Satzfluss, das Satzflussbett bei Kierkegaard ansieht, merkt man eventuell, wie es aus kleinen, halbrunden/ovalen Einkerbungen besteht, oben und unten, die ein gewisses exzentrisches Mäandern möglich machen, aber eben auch begrenzen. Eher kleine Einkerbungen, die das Satzflussbett begrenzen, yeah! Sie begrenzen aber auch die Möglichkeiten der Explosion und der dimensionalen Erweiterung und die Möglichkeit, auf einen zuzuexplodieren; scheinen eher mal die Sprache in sich selbst zu treiben, allerdings auch begrenzt, dann fängt ein neues Mäandern an. Bei Nietzsche hat man, bekanntermaßen, die Explosion. Bei Schopenhauer hat man die großartige Ebenmäßigkeit der Sprache und die völlige Identhaftigkeit seiner Sache und seiner Sprache mit sich selbst. Kierkegaard kann nicht genau eingefangen werden, weil die Sprache und auch die Gedanken gleichzeitig mehr und weniger zu sein scheinen, als es den Eindruck hat. Oh ja! Ich glaube, so kann man sich das denken! Bei Schopenhauer hat man gar keine Farbe, sondern den Anschein einer dunklen, ernsthaften, würdigen, eventuell braunen Farbe, bei Nietzsche hat man einen Raum, in dem die Farbflecken, ein räumlich aufgeteilter Regenbogen schimmern – bei Kierkegaard hat man ständig ein dunkles Blau oder Violett als Untergrund, in den sich die Textfläche bzw. der Satzfluss einschreibt. Warum kann ich mich bei der Lektüre von Kierkegaard so schwer konzentrieren? Was ist sein Geheimnis? Nun ja, bei allem Respekt, den man gegenüber Kierkegaard dann lange nach seinem Tod hatte: Weil der Ausstoß an Gedanken oft so schwach ist! Weil es oft so unwichtig und kraftlos ist, was er zu Papier bringt! Bei allerdings – und jetzt kommt´s! – Reflexion auf dem höchsten Niveau der menschenmöglichen Abstraktion und Behandlung des gesamten Existenzumfanges von dieser Warte aus! So übt seine Rede eine enorme Sogwirkung aus, immer wieder, zieht in die Tiefe des Meeresgrabens, auch wenn da oftmals nur ein seichtes Bächlein lustig vor sich hin plätschert. Ja, das ergibt, in einer gewissen anderen Dimension betrachtet, tatsächlich eine „dialektische“ Spannung, die einen in ihren gnadenlosen Mechanismus hineinzieht. Die Exegeten sagen bei Kierkegaard: Welche Biegsamkeit der Sprache! Welche minutiöse Abhandlung von Themen und deren genauestmögliche Durchleuchtung! Aber, ah, „minutiöse Abhandlung von Themen“ und „genauestmögliche Durchleuchtung“ – der Großdenker wird sich doch nicht mit solchen Spompanadeln abgeben! Vielmehr ist zu erwarten, dass der Großdenker einen Fuß im Satz, oder zumindest Absatz, auf den europäischen Kontinent setzt und den anderen mindestens nach Amerika! „Minutiöse Abhandlung von Themen“ und „genauestmögliche Durchleuchtung“: darüber freuen sie sich – und wenn dann ein gewaltiges Genie wie ich daherkommt, dessen geistige (daher auch sprachliche) Intensität so wie die eines Atompilzes oder einer Supernova ist, tun sie so, als ob nichts gewesen wäre! Ja klar, die Dialektik! Das Sprunghafte! Das Paradoxe! Der Stilbruch! Alles Stilmittel, derer sich der Denker vom Schlage eines Kierkegaard bedient! Ja, all das kenne ich sogar sehr gut. Letztendlich hat man bei Kierkegaard eine Umständlichkeit, die wohl nur teilweise gewollt ist, in Wirklichkeit aber offensichtlich tiefer und in seinem Wesen angelegt ist. Dann die religiösen Reden von Kierkegaard! Wo man die lebendige, ganz persönliche Ansprache hat! Aber immer wieder kaum weiß, woran man ist. „Langeweile und Abstrusität“ habe man in ihnen, so Adorno (Theodor Adorno: Kierkegaards Lehre von der Liebe, S. 269). Natürlich zu „pädagogischen“ Zwecken; um darzustellen, dass der Weg des Christen kein einfacher sei; um den Leser gleichzeitig anzuziehen, in Richtung des Geheimnisses, gleichzeitig abzustoßen und davor zu warnen. Ja, das gelingt Kierkegaard recht gut, aber inwieweit es das aus Freiheit oder aus Zwang tut, weiß man nicht. Nichts aber ist furchtbarer als die Stadien auf des Lebens Weg! Habe ich mir doch beim Lesen der Stadien immer wieder gedacht: Zu den furchtbarsten Büchern, die je ein Intellektueller geschrieben hat, sind nicht nur der Ulysses und Glas von Jacques Derrida zu rechnen, sondern (eben) auch die Stadien auf des Lebens Weg! Ein sehr dickes Buch, in einer voluminösen Ausgabe, die ihre Sattheit nur so zum Ausdruck bringt – was für eine Verschwendung von Papier, denke ich mir! Im Original auf Dänisch – wer kann so eine Rede eigentlich übersetzen? Auf Seite 422 informiert er uns dann schelmisch, dass das fiktive Tagebuch, das sich eben über mehrere hundert Seite gezogen hat, von „nichts“ handle, und auf Seite 423 (von insgesamt 525) gratuliert uns sein Alter Ego Frater Taciturnus dafür, dass wir es bis hierher geschafft haben und zu den wenigen Lesern gehören, die nicht auf halbem Weg stecken geblieben wären, da die ganze Schrift so angelegt sei, dass die allermeisten „aus Langerweile nicht weiterlesen und das Buch fortwerfen werden“. Ich denke, irgendwann in der Zukunft muss ich es unbedingt noch einmal mit den Stadien auf des Lebens Weg probieren, einstweilen aber wirklich zurück in die Bibliothek damit. Die drei großen „Existenzphilosophen“ des 19. Jahrhunderts – Schopenhauer, Kierkegaard und Nietzsche – waren, ihrer Unverwechselbarkeit und Singularität scheinbar zusätzlich Ausdruck verleihend, große Meister der Sprache, und Poeten. Sagen wir halt, um die ganzen Überlegungen hier, die zu keinem wirklichen Ergebnis führen können, abzuschließen, dass Kierkegaard der Schwächste und am wenigsten poetische von ihnen gewesen sei. Gestehen wir dabei zu, so wie Adorno gesagt hat, dass Schopenhauer mit seiner Philosophie jenen Grad der Einsamkeit und absoluten Vereinzelung wie Kierkegaard niemals erreicht hat, und er daher scheinbar auch leicht und mit sich selbst identisch reden hat, während bei Kierkegaard naturgemäß alles vertrackt zu sein hat. Gestehen wir ein, dass wir zu Kierkegaard immer wieder zurückkehren werden; seine Umständlichkeit, dialektisch verwoben mit der Paradoxie seines Geistes und seiner Dunkelheit, die uns Ahnen macht, legt sich eben wie eine Schlinge um uns und zieht uns hinan. Daher müssen wir immer wieder zurück zu Kierkegaard! Und jetzt, an einem neuen Tag, wirken dieselben Schriften von Kierkegaard schon wieder ganz anders, wo gestern Dunkelheit herrschte, da heute Klarheit (oder umgekehrt). Das man Texte mal so, mal so liest, ist nichts Ungewöhnliches, bei Kierkegaard ist das Changieren aber schon exzessiv, so dass es fast magisch wirkt. Vor Magie mag man in Ehrfurcht versinken, dann sich wieder übermäßig gewahr werden, dass dahinter ja nur ein billiger Trick stecke et cetera ad infinitum. „Selbst der weiseste Heide, der gelebt hat, hat doch, wieviel weiser als der geringste (christliche, Anm.) Gläubige er im Übrigen auch war, er hat doch im Vergleich mit ihm eine Dunkelheit in seinem Innern, weil es im letzten Grunde dem Heiden nicht ewig gewiss und klar werden konnte, ob der Fehler bei ihm liege, oder ob nicht der seltene Fall möglich wäre, dass der Fehler bei Gott liege, ob Hoffnungslosigkeit nicht doch ein Zustand sei, in den der Mensch ohne Schuld geraten kann, weil Gott selbst die Schuld trägt, indem er den Menschen ohne Aufgabe lässt. Und man kann den Heiden nur damit entschuldigen, dass dies so ist, weil sein Gott selbst dunkel ist.“ (Erbauliche Reden in verschiedenem Geist, S. 293) Darüber mag man sich schon wundern, gelten doch weniger die Heiden als dunkel und unklar, sondern viel eher Kierkegaard! Ob hier unwillkürlich, unfreiwillig oder chiffriert das Zentrum das Zentrum des Kierkegaard-Problems artikuliert wird? Das bleibt dunkel.
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Poet oder religiöser Schriftsteller oder Philosoph? Kierkegaard selbst hat an sich bemerkt, und andere haben das landläufig wiederholt, welch eine offenbare Übermacht der Reflexionszwang bei ihm hatte; er hat gemeint, und es wurde von anderen landläufig wiederholt, dass dieser Reflexionszwang ihn vom (so genannten) „Leben“ getrennt habe. Das Jugend- und Erstlingswerk Entweder – Oder fängt damit an, dass einer seine unendlich alte, überalterte, scheinbar morsche und übermüdete Seele baumeln lässt. „Ich habe keine Unmittelbarkeit gehabt, habe daher, schlecht und recht menschlich verstanden, nicht gelebt; ich habe alsogleich mit Reflexion begonnen, habe nicht erst in späteren Jahren ein bisschen Reflexion gesammelt, sondern bin eigentlich Reflexion von Anfang bis zum Ende.“ (Der Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller, S. 79) Könnte man zunächst sagen: Wahres und erfülltes Leben liegt ja in der Reflexion! Lebensfülle wird ja durch Reflexion hergestellt! Schau dir Bürger an, wie sie durch den Park driften und nicht reflektieren auf ihre Umgebung: Leben die denn? Mehr noch: Die Vollendung des Lebens liegt darin, dass man in der Reflexion über die Reflexion die materiale Hyle sprengt und so frei wird, gleichzeitig von der Reflexion wie der Unmittelbarkeit und der immediacy der Erscheinung. Kierkegaard hat das getan und so sein eigenes unendliches Reich errichtet. Aber, ja, schon: inwieweit war es ein Reich auch der Sinne (also nicht bloß des Ästhetischen sondern der unmittelbaren Sinnlichkeit und Sinnesempfindung und Sym- und Empathie)? Bei seinen Spaziergängen zum Frederiksberger Park pflegte Kierkegaard die Gewohnheit, beim Eingang stehenzubleiben, den Duft der Blumen einzuatmen – und wieder umzukehren. Kann man als symbolisch sehen für den gesamten Lebensvollzug bei Kierkegaard, der sich mit dem Abbild von den Gegenständen des Lebens zufriedengibt bzw. stets bei ihnen verharrt, aber nie zu den Gegenständen des Lebens selbst kommt, oder absichtlich von ihnen zurückweicht – oder eben zurückweicht aufgrund von Angst vor impotenter Schwäche in Bezug auf einen authentischen Umgang mit den unmittelbaren Gegenständen des Lebens? Freilich auch von übermenschlicher Stärke: kommt das sinnliche Genie daher, tut bloß ein paar Atemzüge wozu wir ganze Streifzüge durch den Frederiksberger Park benötigen, um ihn zu erfahren, und kehrt auch schon wieder um. So ein Teufelskerl aber auch! So ein Poet! Allerdings scheint in Kierkegaards Poesie und seinem mannigfachen Beschreibungsreichtum und seinen weitläufigen Reflexionen über die ästhetische Sphäre es, wieder einmal, nicht leicht auszumachen, inwieweit ein konkreter sinnlicher Bezug zu den beschriebenen Gegenständen vorhanden sei. Es scheint bei aller Konturierung der beschriebenen Gegenstände die tatsächliche Plastizität irgendwo weit hinten im Zimmer, in einer stillen Ecke ihr Dasein zu fristen. Die Gegenstände springen nicht an, fließen nicht wie prachtvoller roter Wein wie bei Rumi – freilich ist das in Wirklichkeit selten, auch und nicht zuletzt in der hohen Poesie der Fall, dass man die Welt als prachtvoll fließenden roten Wein und Farbenzauber hat wie bei Rumi, und ich weiß nicht, wie intensiv die Leute und die Poeten die Umgebung überhaupt wahrnehmen, aber sich diesbezüglich in Kierkegaard hineinzuversetzen, sich seine Wahrnehmung und Empfindung vorzustellen, scheint, wieder einmal, als ein verdammtes Rätsel, wo alle Eindrücke, die man sich machen kann, sofort wieder verschwimmen und sich auflösen. Wie hat Kierkegaard eigentlich tatsächlich die Welt wahrgenommen und empfunden? Da scheint man es, wieder einmal, mit einem Paradoxon zu tun haben, das, wieder einmal, eine gewaltige Sogwirkung ins Innere/in ein möglicherweise leeres Inneres generiert. Reißender Strudel Kierkegaard! Ein weiteres Paradoxon! Von der Leidenschaft spricht Kierkegaard, als dem Kern des Religiösen, aber wo bei ihm konkret die Leidenschaft? Kann er natürlich aufspringen und rufen: Da, du Depp! Fünfzehntausend Seiten in fünfzehn Jahren geschrieben – das ist doch Leidenschaft! Ist das denn nicht Leidenschaft?! Ja, schon. Oder eben auch, aber vor allem, Reflexion und Reflexionszwang. Mehrere, teilweise fette Bücher geschrieben, tausende von Seiten, nur der Regine halber! Das sei doch Leidenschaft! Wenn das nicht Leidenschaft sei?! Das Eigenartige ist halt, dass man bei all dem kaum was über Regine erfährt, nicht einmal, wie Kierkegaard sie wahrgenommen hat, man erfährt, wie literarische Alter Egos über andere literarische Alter Egos in dieser Sache – reflektieren. Überhaupt: Regine! Warum die Auflösung der Verlobung, und dann das vieltausendseitige Schwelgen über die, an und für sich, gar nicht so bedeutende Affäre? Weil jedes Ereignis gewaltige Schlagseiten in das Leben Kierkegaards geworfen habe! So ist eben der Genius! So sagen es die einen. Weil er emotional unreif war!, so, etwas respektloser, Colin Wilson. Weiters Kierkegaards ausschweifende, fröhlich selbstanklagende Referenzen auf sein angeblich ausschweifendes Lotterleben als Student. Kierkegaard-Biograph Harald von Mendelssohn vermutet, dass er sich dabei die Syphilis zugezogen habe, deswegen auch die Verlobung aufgelöst habe, und schließlich am Rand des exzentrischen Irrsinns, ähnlich wie Nietzsche, gestorben sei. Der gewissenhaftere Biograph Joakim Garff findet bei Kierkegaard keine echten Hinweise auf ein jugendliches Lotterleben; Kierkegaards spätere Selbstanklagen seien eher wehmütige Angeberei auf etwas, dass er kaum genossen habe. Selber stellt Kierkegaard als seine Tragik das Missverhältnis eines monströsen Geistes bei gleichzeitig schwachem und gebrechlichem Leibe fest. Vielleicht war da also sexuelle Unzulänglichkeit? In der Wechselwirtschaft, dem Versuch einer sozialen Klugheitslehre, lässt er sich, bzw. sein literarisches Alter Ego darüber aus, wie langweilig das Leben sei, alle Handlungen in ihren Konsequenzen schließlich abgeschmackt: Allein die ständige bewusste Wahrnehmung von zufällig sich aufdrängenden Eindrücken, die „das Genie in seiner Ubiquität mit Leichtigkeit entdeckt“ (Entweder – Oder, S. 349) und die von keiner Theorie in ein System gefasst werden könne, sei nicht langweilig. Die „Ursprünglichkeit“ von Kindern, welche bewirkt, dass „alle abstrakten Prinzipien und Maximen mehr oder weniger (an ihr, Anm.) scheitern“, sei etwas, weshalb man „viel von Kindern lernt“ (ebenda, S. 610). Der „Reichtum einer Individualität“ bestehe in „ihrer Kraft in fragmentarischer Verschwendung“ und dem „Erzeugen und Genießen einer blitzenden Flüchtigkeit“ (ebenda, S. 180). Trotzdem: Wenn ich versuche, die Welt wie Kierkegaard zu sehen, sehe ich immer etwas Viereckiges, oder Vieleckiges, irgendetwas, das Begrenzung und schematische Begrenzung andeutet, oder so. Humor wird von Kierkegaard als ganz, ganz wichtig erachtet für das Verständnis von Religion. In seinem Buch über Latour reflektiert Graham Harman darüber, dass es ein originäres, zentrales Latour-Erlebnis wohl gar nicht geben könne. Man hoffe darauf, und glaube: Wenn man einem Philosophen persönlich begegne, sei man im Zentrum (in diesem Fall) des Latour-Erlebnisses, innerhalb der Erfüllung, Latour überhaupt erleben und erfahren zu können – aber das müsse gar nicht unbedingt der Fall sein. Vielleicht verlaufe die Begegnung mit Latour langweilig oder fragmentarisch, und man lerne aus seinen Schriften, oder aus Bemerkungen von anderen über Latour mehr. Kierkegaard selber hat das ja über die Begegnung zum Beispiel mit Schelling so empfunden. Von sich selber berichtet Kierkegaard in jungen Jahren: „Ich komme jetzt eben aus einer Gesellschaft, wo ich die Seele war, die Witze strömten aus meinem Munde, alle lachten, alle bewunderten mich ( – aber ich, ja, der Gedankenstrich müsste genau so lang sein wie die Radien der Erde)“. Yorick war ein witziger Kerl. Wie aber, fragt man sich, kann es da wohl um den Humor von Kierkegaard bestellt sein? Kierkegaard galt als heiter und gelassen, und das strahlen seine Schriften auch aus – aber wenn ich mir Kierkegaard jetzt mit seinem Humor vorstelle?? Es ist womöglich nicht so schlimm, wie der Humor von M., der sich nichtsdestotrotz immer für recht witzig gehalten hat. Aber, soweit ich sehen kann: so gut wie die meinen Scherze sind die von Kierkegaard wohl lange nicht! (Der B. hat auch immer gemeint, seine Scherze wären die besten von allen und an seine Scherze käme nichts und niemand ran (obwohl sie meistens davon handeln, dass wir alle, im Gegensatz zum ihm, „schwul“ wären, obwohl ich zugeben muss, dass er das oft immer wieder ganz gut darzustellen wusste etc.)). Und eben und vor allem Gott ist nicht so wirklich erfahrbar kein Kierkegaard, obwohl es bekanntermaßen um nichts anderes geht bei Kierkegaard als um Gott. Im berüchtigten Abschnitt VI seiner Kierkegaard-Schrift meint Adorno, die Lösung des Kierkegaardschen Existenzproblems wäre in der Versöhnung mit den stummen, sprechenden Mächten der urtümlichen Natur gelegen, anstatt in den abstrakten Abgrund des Gottes und der objektlosen Innerlichkeit zu stürzen. Dafür habe Kierkegaard dann aber doch kein Sensorium gehabt, könnte man meinen; und trotz mehrmaligem Lesen bin ich auch nicht vollkommen klar auf den Grund gestoßen was Adorno genau meint und in einem gleichsam schamvoll kurzen Klimax intellektuell beschließt. Jaja, Adorno war ja auch ziemlich abstrakt. Wie der die Natur wahrgenommen haben könnte, weiß ich auch nicht.
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„Mein Verdienst in der Literatur bleibt immer, die entscheidenden Bestimmungen des ganzen Existenzumfanges so dialektisch scharf und so primitiv dargelegt zu haben, wie es zum mindesten meines Wissens in keiner anderen Literatur geschehen ist, und ich habe auch keine Bücher gehabt, um mir aus ihnen Rat zu holen.“ Indem er das getan hat, ist Kierkegaard ein absoluter Grenzgänger des Lebens und entfaltet als solcher sein absolutes, enigmatisches Charisma. Grenzgänger des Lebens, bleibt er in seiner Vereinzelung unverstanden und entfaltet gleichzeitig sein kaum zu überbietendes Charisma, indem er so allgemein ist – und so absolut. Kierkegaard verschmäht (nicht nur die „Kinderstreiche der Wirklichkeit“ sondern auch) philosophische/intellektuelle Systematisierung und Schematik und lehrt uns ein Eintauchen ins konkrete Leben, und das lohnt sich, immer wieder wiederholt zu werden und uns hinsichtlich der Stadien auf des Lebens Weg mitgegeben zu werden – insofern er „die Bestimmungen des Existenzumfanges so dialektisch scharf und so primitiv dargelegt“ hat, hat er Schematiken entwickelt, die auch für schlaue Menschen zumeist rätselhaft sind und von ihnen nur schemenhaft wahrgenommen werden können. In Auslöschung (wenn ich mich recht erinnere) spricht Thomas Bernhard ehrfurchtsvoll von der Unmöglichkeit, Kierkegaard zu verstehen. Liessmann sagt, bei Kierkegaard bewege man sich entlang der Grenzen des Denkens. Kierkegaard selber sagt, finden wir uns denn ins Leben geworfen, so sind „(d)ie Unendlichkeit und das Ewige … das einzig Gewisse“ (Unwissenschaftliche Nachschrift, S. 210), und Aufgabe des endlichen Subjekts (das, solipsistisch betrachtet, ebenfalls das einzig Gewisse ist) ist es, sich mit dem Unendlichen und Ewigen ins Verhältnis zu setzen. Das Absolute (Gott) wird bei Kierkegaard gleichzeitig positiv wie negativ gefasst – entsprechend der Einsicht, dass das Absolute gleichsam positiv und negativ ist, vollkommen klar und paradox zugleich. In seiner lebendigen und ekstatischen religiösen Anrede ist Kierkegaard religiöser Schriftsteller und religiöser Prophet, in seinem dunklen Agnostizismus ist er Prophet der Existenzphilosophie, des Existenzialismus, sogar, wenn man will, des Nihilismus. Gott, das Absolute, ist bei Kierkegaard „nichts Äußeres“ (Die Krankheit zum Tode, S. 76), sondern eben eine Verhältnisbestimmung des Menschen; „das Selbst wird potenziert im Verhältnis zum Maßstab für das Selbst und wird unendlich potenziert, wenn Gott der Maßstab ist. Je mehr Gottesvorstellung, desto mehr Selbst; je mehr Selbst, desto mehr Gottesvorstellung. Erst wenn ein Selbst als dieses bestimmte Einzelne sich bewusst ist, vor Gott dazusein, erst dann ist es das unendliche Selbst; und dieses Selbst sündigt dann vor Gott. Das Selbstische des Heidentums ist deshalb trotz allem, was darüber gesagt werden kann, doch nicht annähernd so qualifiziert wie das des Christentums, sofern auch hier Selbstsucht ist; denn der Heide hatte nicht sein Selbst gerade Gott gegenüber. Der Heide und der natürliche Mensch hat bloß das menschliche Selbst zum Maßstab. Man kann deshalb wohl recht haben, wenn man von einem höheren Gesichtspunkt aus das Heidentum als in Sünden liegend ansieht, aber die Sünde des Heidentums war eigentlich das verzweifelte Nicht-von-Gott-Wissen, die Unwissenheit darüber, vor Gott dazusein; sie ist: „ohne Gott in der Welt sein“. (ebenda) Ein solcherartiges Neuheidentum begegnet man dann im Existenzialismus, wo man nur das Sein und das Nichts hat, und der mir bereits als Kind irgendwie kraftlos vorgekommen ist. Da hat man das Pathos des auf sich selbst zurückgeworfenen, und sich daher selbst entwerfend zu habenden Individuums, der mir schon damals irgendwie schal erschienen ist, der vielleicht temporär mal anwendbar war, aber der im heutigen Konsumenten oder Selbstoptimierer wohl nichts Geheimnisvolles anklingen lässt. Kierkegaard ist eben viel allgemeiner und universeller, da das Selbst und das Sein nicht mit dem Nichts ins Verhältnis setzt, sondern mit dem ins Absolute potenzierten paradoxen Anderen. Der Appell zu dieser Insverhältnissetzung des Subjekts zum Absoluten ist viel kraftvoller und enigmatischer als der zur Insverhältnissetzung des Subjekts zum Nichts. Auch bei Leibniz und Whitehead hat man als unbestreitbare Ausgangsbasis für ihre Metaphysik die Einzelwesen, und bei beiden hat man als Telos des Lebens weniger eine Erreichung einer göttlichen Hinterwelt oder eines existenzialistischen Nichts, sondern die Anreicherung des Subjektes durch Aufnahme von möglichst viel Welt und seine Selbstvervollkommnung durch Selbsttranszendierung über seine Insverhältnissetzung zu dem, was über das Subjekt hinausgeht und zum Absoluten. Bei Kierkegaard lautet das Ziel: durchsichtig werden in Gott. „Glaube ist: dass das Selbst, indem es es selbst ist und es selbst sein will, durchsichtig in Gott gründet.“ (ebenda, S. 78) Über diese „Durchsichtigkeit“ des Subjektes ist viel philosophiert werden, da es gerade als das Dunkelste und Unklarste erscheint, was sie sein soll. Jaspers sagt: „Kierkegaard und Nietzsche (…) gehen nicht gegen die Reflexion an, um sie zu vernichten, sondern um sie zu überwinden dadurch, dass sie sie selbst grenzenlos vollziehen und beherrschen. Der Mensch kann nicht, ohne sich selbst zu verlieren, zurückgehen in eine reflexionslose Unmittelbarkeit, sondern er kann den Weg nur zu Ende gehen, um, statt der Reflexion zu verfallen, vielmehr in ihrem Medium auf den Grund seiner Selbst zu kommen.“ (zitiert in: Annemarie Pieper: Sören Kierkegaard, S. 141) Das bedeutet: der Grund, den man über die Durchsichtigkeit erreicht, wird eben subjektiv wahrgenommen, und wer Durchsichtigkeit nicht erreicht hat, sieht die Durchsichtigkeit dementsprechend auch einigermaßen mit den Augen eines Farbenblinden an. Und bei Heinrich von Kleist hat man: „Nun, mein vortrefflicher Freund, sagte Herr C…, so sind Sie im Besitz von allem, was nötig ist, um mich zu begreifen. Wir sehen, dass in dem Maße, als, in der organischen Welt, die Reflexion dunkler und schwächer wird, die Grazie darin immer strahlender und herrschender hervortritt. – Doch so, wie sich der Durchschnitt zweier Linien, auf der einen Seite eines Punktes, nach dem Durchgang durch das Unendliche, plötzlich wieder auf der anderen Seite einfindet, oder das Bild des Hohlspiegels, nachdem es sich in das Unendliche entfernt hat, plötzlich wieder dicht vor uns tritt: so findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein, so, dass sie, zu gleicher Zeit, in demjenigen menschlichen Körperbau am reinsten erscheint, der entweder gar keins oder ein unendliches Bewusstsein hat, d.h. in dem Gliedermann, oder in dem Gott. – Mithin, sagte ich ein wenig zerstreut, müssten wir wieder vom Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen? – Allerdings, antwortete er, das ist das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt.“ (Über das Marionettentheater in: Heinrich von Kleist: Das große Lesebuch, S. 320) „So ihr nicht werdet wie die Kinder…“ könnte man meinen; der transzendente Mensch fühlt sich mit dem Kind in aller Regel hochgradig verwandt, und Kierkegaard („Ich rede am liebsten mit Kindern; denn von ihnen darf man doch hoffen, dass sie einmal Vernunft-Wesen werden; die aber, die es geworden sind – herrjemine!“ (Entweder – Oder, S. 29)) meint: „In jedem Kind ist etwas Ursprüngliches, welches bewirkt, dass alle abstrakten Prinzipien und Maximen mehr oder weniger daran scheitern.“ (ebenda, S. 610) – das Kind als der reine Mensch, an dem das System der Hegelschen Dialektik scheitert, und der Zustand der reinen Anschauung, zu dem man kommt, wenn man durch alle Hegelsche Dialektik und Theorie durch ist („Auch ich habe wohl zu früh in den Kessel geguckt, in den Kessel des Lebens und der geschichtlichen Entwicklung, und bringe es wohl nie zu mehr als ein Kind zu werden“, (ebenda, S. 36)): „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott“, so Werner Heisenberg. Auf dem Grund schlägt man ja realiter nicht auf, und, allgemein: indem der Mensch eine Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit ist, von Selbst und Nicht-Selbst etc. kann er nicht „harmonisiert“ werden. Auch die großen Mystikerinnen Teresa von Avila und Marguerite Porete berichten beide davon, dass man, hinsichtlich der unio mystica, das göttliche weiße Licht tatsächlich nur einmal oder ein paar Mal im Leben sehe, dann falle man wieder in seinen, freilich hohen und erleuchteten, aber eben auch relativ zeitlichen Bewusstseinszustand wieder zurück – totale unio mystica könne es erst nach dem Tod, mit dem Eingehen in das himmlische Paradies geben. Fernöstliche „Mystik“ setzt auf Bedürfnislosigkeit, in der sich, so sie erreicht werden kann, das Einswerden mit sich selber verwirklichen kann. Der Zen-Buddhismus konfrontiert uns mittels des Koan mit rein verstandesmäßig nicht auflösbaren Paradoxien um intuitives Verstehen von Welt und Selbst vollständig zu ermöglichen und einen absolut fluiden und gereinigten Geist zu erzeugen. Ich selber sage, man muss versuchen, das Andere in sich aufzunehmen, um seine Begrenzungen zu erweitern und sie schließlich zu transzendieren. All das setzt aber auch, und vor allem, große Anstrengungen und ein Durchwälzen von enormen Wissensmassen voraus. Irgendwas scheint bei der annähernden Erreichung des Absoluten immer zu fehlen, und Kierkegaards religiöser Mensch scheint weder der diesseitigen noch der jenseitigen Welt tatsächlich anzugehören, sondern irgendwie in der Luft zu hängen. Andererseits, und vor allem aber, realisiert sich die Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit vollständig ja nur in der stetigen dialektischen Auseinandersetzung von Zeitlichkeit und Ewigkeit, von Absolutem und Relativen, von Selbst und Anderem etc. Das ergibt dann die Unruhe bzw. eben das pulsierende Herz und die großen Ebenmäßigkeit und Ausgeglichenheit im Hyperraum, in einer höheren Dimension, zu der das Tor Menschen wie Kierkegaard eben aufstoßen. Der transzendente Mensch gehört selbstverständlich nicht allein der höheren Dimension an, er bewegt sich genauso durch die üblichen zeitlichen und räumlichen Dimensionen wie auch durch die spirituelle Dimension und erlangt von dieser Warte aus ein viel intensiveres, und akkurateres, Bild von den räumlichen und zeitlichen bzw. den weltlichen Dimensionen als die rein weltlichen Menschen. Transzendenz ist, wenn man so will, in sich gebrochen, da sie nur in der Reflexion auf die Immanenz verwirklichbar ist, die ebenfalls in sich gebrochen ist, ergebend dann eine Art Möbiusschleife, wo sich Harmonie und Verdammnis, Samsara und Nirwana, Zeitlichkeit und Ewigkeit in ihrem ewigen gegenseitigen Fluss treffen. In der zeitlichen Dimension mag, mit der Weisheit des Alters, immer mehr Ruhe und Weisheit eintreten. Humor ist das, was den religiösen Menschen auszeichne, so Kierkegaard. Indem der Mensch eine (unauflösbare) Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit ist, ist er auch in einer Aporie gefangen, einer Aporie von Zeitlichkeit und Ewigkeit. Ironie reflektiert auf das Paradoxe, Humor hingegen auf die Aporie. „Humor ist wenn man trotzdem lacht“: Und der religiöse Mensch nimmt seine letztendliche Gefangenheit in der Aporie „mit Humor“. Auch ein anderer genialer Mensch und Weiser, Lemmy von Motörhead, soll gesagt haben: „Das Wichtigste im Leben? Ein Sinn für Humor! Wenn du den Humor verlierst, bist du erledigt. Dann kannst du dir genauso gut eine Kugel durch den Kopf jagen.“ Das ist das tiefste Geheimnis, und das Geheimnis des Gottmenschen. „Das Christentum ist die Lehre vom Gott-Menschen, von der Verwandtschaft zwischen Gott und Mensch“ (Die Krankheit zum Tode, S. 119), und der Gott-Mensch nimmt die Zumutungen Gottes eben mit Humor, und bewahrt bzw. bestätigt dadurch seine innere Freiheit und Lebendigkeit. „Geistesbildung im Verhältnis der Absolutheit und Kindlichkeit zusammengesetzt ergeben Humor.“ (Unwissenschaftliche Nachschrift. S. 743) Der wahre Tyrann ist erst dann zufrieden, wenn er die innere Freiheit des Menschen, den er drangsaliert, vernichtet hat; wenn der drangsalierte Mensch dem Tyrann gegenüber seine innere Freiheit und Lauterkeit, sein persönliches Zentrum, seinen Humor bewahrt, hat man wieder den Sieger oder eben den Verlierer, der „im Unterliegen den Sieger beschämt“. Kierkegaard zeigt auf, wie dieses innere Zentrum bewahrt bzw. überhaupt erst geschaffen werden kann. Als Lemmy Kilmister gestorben ist, gab es wenig Zweifel daran, dass ein Gott gestorben sei. Und Kierkegaard war ein Prophet Gottes.
Verwendete Literatur:
Adorno, Theodor: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen. Mit einer Beilage: Kierkegaards Lehre von der Liebe, Frankfurt am Main, Suhrkamp 1962
Garff, Joakim: Kierkegaard. Biographie, München/Wien, Hanser 2004
Kierkegaard, Sören: Die Krankheit zum Tode, Hamburg, Europäische Verlagsanstalt 1984
Kierkegaard, Sören: Die Schriften über sich selbst / Über meine Wirksamkeit als Schriftsteller, Gesammelte Werke, dreiunddreißigste Abteilung, Düsseldorf/Köln, Eugen Diederichs Verlag 1951
Kierkegaard, Sören: Die Wiederholung. Die Krise, Hamburg, Europäische Verlagsanstalt 1984
Kierkegaard, Sören: Entweder – Oder, München, DTV 1975
Kierkegaard, Sören: Erbauliche Reden in verschiedenem Geist, Gesammelte Werke, 18. Abteilung, Düsseldorf/Köln, Eugen Diederichs Verlag 1964
Kierkegaard, Sören: Erbauliche Reden 1850/51 / Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen / Urteilt selbst Gesammelte Werke, 27., 28. Und 29. Abteilung, Düsseldorf/Köln, Eugen Diederichs Verlag 1953
Kierkegaard, Sören: Philosophische Brocken, Hamburg, Europäische Verlagsanstalt 1984
Kierkegaard, Sören: Philosophische Brosamen und Unwissenschaftliche Nachschrift, München, DTV 1976
Kierkegaard, Sören: Stadien auf des Lebens Weg, Gesammelte Werke, 15. Abteilung, Düsseldorf/Köln, Eugen Diederichs Verlag 1958
Kleist, Heinrich von: Das große Lesebuch, Frankfurt am Main, Fischer 2011
Liessmann, Konrad Paul: Kierkegaard. Eine Einführung, Hamburg, Junius 1993
Meillassoux, Quentin: Trassierungen, Leipzig, Merve 2017
Pieper, Annemarie: Sören Kierkegaard, München, Beck 2000
Pisa, Karl: Schopenhauer. Der Philosoph des Pessimismus, München, Heyne 1988
Wesche, Tilo: Kierkegaard. Eine philosophische Einführung, Stuttgart, Reclam 2003
NAUGHTY NUNS: VINTAGE NUN PORN FROM THE CLASSIC TALE ‘THE NUN’ & MORE (NSFW OR CHURCH)