Das transzendente Genie, das alles umfasst und alles überschreitet und so wie David Lynch eines ist, muss durch alles hindurch und sich und seine Botschaften in seinem Durch-Alles-Hindurch-Wollen beständig transformieren und einige Schichten tiefer fallen, hinein ins Mysterium und in Richtung des Zentrums von allem. Kollabiert unter seiner eigenen Schwerkraft und mit der es alles einsaugt zu einem Schwarzen Loch, schickt das Material durch ein enges Wurmloch und schmeißt es, durch sich selbst hindurchgejagt, in einem Weißen Loch in einer bisher unbekannten Region im Universum wieder raus! Ja!! So ist das eben einfach!! Und immer wieder von Neuem! – Twin Peaks: The Return, hat mit der ursprünglichen Serie von vor 25 Jahren so wenig zu tun, dass es einen einfach umhaut! Wer hat schon eine Kraft der Imagination wie David Lynch? Das kommt in ein paar Millionen Fällen vielleicht einmal vor! (Chrysta Bell nennt ihn den möglicherweise kreativsten Menschen, den es je gegeben habe.) Die abstrakte Intensität und die Seele der alten Serie durch sich selbst hindurchgetunnelt, findet Twin Peaks: The Return im Hyperraum der alten Serie statt (oder so irgendwie). Die Welt ist viel älter und schrecklicher geworden, freilich, und hat nur mehr wenig Einladendes und Reizvolles zu bieten – traurig das! – gleichzeitig ist sie aber auch flacher und von einer höheren Perspektive des Welt-Auges aus betrachtet. Um es wieder einmal zu sagen, gibt es keine objektive Möglichkeit, zu sagen, ob das Leben an sich und objektiv ein Wert oder ein Unwert ist: alles hängt davon ab, ob man gesund ist oder krank geworden ist. In The Return ist die überwiegende Mehrheit der Menschen krank, es gibt auch Gesundheit und Heilung und verborgene Talente, wie in der ursprünglichen Serie, das Beklemmende an The Return ist, dass es eine Welt zeigt, die einigermaßen, und als offenbare Annäherung an das letzte Wort, von Idioten bevölkert ist, eine Tschechowsche Welt, eine Hölle auf Erden, wie man sie auch z.B. in True Detective hat, oder zumindest ein ewiges Purgatorium. Empathie mit dieser Schöpfung ist da nicht mehr so leicht möglich. Es ist keine, bei all ihrem Beklemmenden unter der Oberfläche, ulkige, urige, heimelige Welt mehr, und selbst die Natur lädt zu keiner Teilnahme mehr ein, und es gibt keine herrlichen Bäume mehr. Einige Öffnungen und Ritzen gibt es, wo das Licht durchdringt, und der Kirschkuchen als Friedensstifter hat auch einen Auftritt, doch man weiß nicht, ob das Gute (wie auch das Böse) nicht insgesamt eher noch eine Persiflage sind, und der dramatische, substanzialisierte Kampf zwischen Gut und Böse und Weißer und Schwarzer Hütte nicht auch nur eine unwichtige Kräuselung ist inmitten der eigentlichen, alles bestimmenden Macht, der kosmischen Indifferenz. – Natürlich ist es so, dass das Szenario zu einem erheblichen Teil unter der Herrschaft der Schwarzen Hütte steht und die Entwicklungen in Amerika, und anderswo, seit dem ursprünglichen Twin Peaks, keinen so guten Verlauf genommen haben. Natürlich ist es so, dass Menschen und die Schöpfung insgesamt, einigermaßen schwer auszuhalten sind, und das neue Twin Peaks einfach einigermaßen realistisch und der Realität geschuldet ist. Man meint halt, die höhere Perspektive des Welt-Auges steht für die höhere Klarheit und Abgeklärtheit und mit der Klarheit nimmt die Kälte zu. Die Annäherung an das Indifferent-Werden ist eine Übung wohl im Geiste des Zen, oder der Transzendentalen Meditation, wie Lynch sie betreibt und propagiert und deren Ziel es ist, zum Einheits-Bewusstsein vorzudringen und zum Herzen und zum Zentrum von allem. Der Charakter des Mysteriums und des Zentrums von allen ist so, dass es immer da ist und sein Antlitz ständig ändert, entsprechend jeweils dem, was einem gerade vor den Geist kommt und zu dem man einen Bezug aufbauen kann, der, wenn möglich, sich durch Empathie und Intensität auszeichnen sollte; genau gesagt, ist das Zentrum von allem das Herstellen eines solchen intensiven, die stoffliche Hyle transzendierenden, sprengenden Bezuges. Das große Mysterium und das Zentrum von allem, kann man wohl sagen, ist die Kommunion und das Mit-sein mit den Dingen! Dementsprechend ist das Himmelreich eine umfassende Kommunion von Mensch und Tier und Natur – der Schöpfung insgesamt – im Zusammensein mit Christus, den universellen Vereiniger. Zu Kommunion und Mit-sein mit den Dingen sind nicht alle Menschen gleichermaßen fähig, und Swedenborg sagt, die Hölle sei in Wahrheit eine Einrichtung der göttlichen Gnade, da die Seelen, die darnieder fahren, zur Kommunion, zum Erleben, zum Schaffen von Bezug, eh nicht in der Lage sind, sondern das Paradies für sie kann nur sein das Ausleben ihrer Wut, ihrer Paranoia und ihrer Gemeinheit – nicht aber des liebevollen Bezugs und der Anteilnahme! In der „Philosophischen Untersuchung über das Wesen der menschlichen Freiheit“ wendet sich Schelling gegen den Pantheismus, da der Pantheismus impliziere, dass Gott und die Kreatur gleich seien, in Wahrheit seien sie aber verschieden, Gott sei das Gute, und die Kreatur könne nur versuchen, sich Gott anzunähern, indem sie das universelle Gute anstrebe, sie sei aber immer davon bedroht, in ihren kreatürlichen Eigenwillen und die Selbstaffirmation hinein- oder zurückzuzufallen, der das Potenzial für das Böse sei. Schelling schreibt: „Gottes Wille ist, alles zu universalisieren, zur Einheit mit dem Licht zu erheben, oder darin zu erhalten; der Wille des Grundes aber, alles zu partikularisieren oder kreatürlich zu machen. Er will die Ungleichheit allein, damit die Gleichheit sich und ihm selbst empfindlich werde.“ Gott erhebt sich über den dunklen Grund des blinden Dranges, des Willens, des Eigenwillens, und zeigt das Licht an. Somit ist die Natur an sich notwendigerweise gespalten und das Böse, der kreatürliche Eigenwille, der Natur inhärent (und, trivial gesagt, könnte man das Gute ja nicht identifizieren, wenn es das Böse als Gegenpol nicht gäbe). Daher ist die letzthinnige Transzendenz, kann man vielleicht sagen, das Indifferent-werden gegen den Kampf zwischen Gut und Böse, unter Wahrung des Mit-seins und des Bezugs. Grant, der mich vor Kurzen wieder an Schelling und dessen „Philosophische Untersuchung“ erinnert hat, sagt auch irgendwie, alles sei eine Art Möbiusschleife, das ganze mit der Natur, dem Geist, der Schöpfung. Lynch hat das auch irgendwie begriffen. Vollständig begreifen und durchdringen kann man das nicht, eben wegen der Möbiusschleife. Und so ist auch die Transzendenz, die auf die Immanenz reflektiert, eine Möbiusschleife.
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One Year Later, I Can’t Stop Thinking About Twin Peaks: The Return
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