Jessica Simpson, 9, entdeckt, dass alles auf der Welt ein Herz hat

Projektbeschreibung

Die neunjährige Jessica Simpson lebt im frühen 19. Jahrhundert auf der Insel St. Helena und hat einen IQ von 200. Als radikale, aber hyperempathische, zartfühlende und besorgte Außenseiterin handelt es sich bei ihr um ein werdendes Menschheitsgenie, das in der Lage ist, Lösungen für spirituelle Menschheitsprobleme anzugeben. Sie spricht („singt“) zur Natur, die sie liebt (in Form einer Blume), dass sie nach einer lebenslänglichen Verzweiflung und Depression über ihre Mitmenschen und im Rahmen einer lebenslänglichen Introspektionsleistung endlich herausgefunden hat, dass „alles auf der Welt ein Herz hat.“ Damit hat sie ein ethisches Ideal und damit den ultimativen Schutzraum für sich und andere errichtet. Ihr Freund, der Kaiser, ebenfalls ein Genie, allerdings ein weltliches, kommt hinzu, versucht sie zu verstehen, so gut er es eben kann, und klärt sie über die Welt auf. Anschließend blicken sie beide in den Weltraum, zum Exoplaneten Sei, dessen Bewohner dereinst das Leben auf der Erde ermöglicht haben und die sich nunmehr – als die höchste und vollkommenste Form, die einem Lebewesen möglich ist – in beseelte elektromagnetische Felder verwandelt haben, die sich ihre nunmehr ereignislose Zeit damit vertreiben, indem sie sich Klowitze erzählen.

Die Szene ist aus einem längeren Prosatext aus dem „Buch vom seltsamen und unproduktiven Denken“ von Philip Hautmann entnommen, das alle möglichen Texte, Reflexionen und Essays beinhaltet. In dem konkreten Text geht es um eine „analeptische Schau“ auf die Menschheit, ein Eintauchen in die Tiefen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit. Einige Stationen der Menschheitsgeschichte werden dabei herausgegriffen.

Das Stück

Handelnde Personen:

Jessica Simpson

Der Kaiser

Zwei Schauspieler/Pantomimen/Stimmen im Hintergrund, von denen einer im weiteren Verlauf die Rolle des Kaisers übernimmt

Spartanisch eingerichtete Bühne, die eine Wiese im Distrikt Blue Hill, dem entlegensten Gebiet der Insel St. Helena darstellt. Jessica Simpson auf einer Rasenmatte mit einer Blume. Rechts in der Mitte ein Baum. Links in der Mitte eine blaue Ausbuchtung („Blue Hill“). Hinten links ein Barhocker (auf dem der Gouverneur sitzt). Hinten rechts ein Bett (in dem Jessica Simpson ihre Erleuchtung erfährt). Meeresrauschen als Groove zum Vortrag des Textes. Jessica Simpson im Vordergrund, im Hintergrund die beiden Schauspieler, die die Dialoge szenisch unterstützen.

Stimme des Erzählers:

…Ich sehe, ich habe meine analeptische Schau hier nicht auf eine unbedingt trächtige Quelle gerichtet, also schauen wir halt mal dorthin, wo das Schiff mit der lustigen Person gerade einige Tausend Seemeilen weit vorbeifährt, und da haben wir glücklicherweise einen der entlegensten Orte der Erde, die kleine Insel St. Helena. Im Distrikt Blue Hill, wiederum dem entlegensten Gebiet der Insel, auf einer weiten Wiese, allein, betrachtet die kleine Jessica Simpson eine endemische Kleine Glockenblume mit nachdenklichem und sympathetischem Ausdruck. Nach einer guten Weile richtet sie sich mit dem Oberkörper auf und singt:

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Jessica Simpson:

Ach, Kleine Glockenblume, wer außer mir und dir und den anderen lieben Blümelein hier weiß, dass sich in deinem Anblick das ganze Universum spiegelt? Wer von euch weiß, dass die Natur ein Spiegel ist des allmächtigen Prinzips des Lebens und der Liebe, das den Kosmos durchwaltet? Sieh, wie die Welt aus dem göttlichen Prinzip der Liebe erschaffen ist und erhalten wird, was für eine endlose Weite die Welt ist; wie das Meer teilt sich die Sicht des Beschauers auf alles, was er in der Welt erschaut, weiter, weiter öffnet die Schau eines jeden Dinges die Grenzen der Welt ins Unendliche, wie Moses das Meer teilte, so öffnet das Bewusstsein der Liebe, die Gott ist, das Auge um in jedem Ding das All zu sehen, und das All wiederum ist das Reich der Liebe. Das weißt du und die heimische Lobelie und all die Glockenblumengewächse und jedes Wesen der Natur; seitdem ich dieses Geheimnis durchschaut habe bin ich euresgleichen. Eine kleine Blume bin ich, eine Wiese, ein Baum, ein Wald, als ein Garten Eden werde ich einst wiedergeboren, das gute Prinzip wird meine Organe, meine Seele bilden. Doch aber was mache ich hier, habe ich mich oft gefragt. Der Vater säuft sich bewusstlos, der Bruder der größte Idiot der Insel, die Mutter sieht meine Zeichnungen immer nur schief und neidisch an und fragt mich knurrend, was mir das eigentlich bringen würde, so gescheit zu tun.

(Szenische/pantomimische Darstellung der Familie durch die beiden Schauspieler im Hintergrund) heu4

Ich lauschte dem Rauschen des endlosen Meeres was es mir zu erzählen hat, doch stumm blieb es in dieser Hinsicht wie mein kleiner Zeh. Der Gevatter des Meeres, der Himmel, spiegelt sich in ihm und umgekehrt, ewig liegen beide in ihren Träumen und sagen uns nichts. Da sind die Menschen. Als ich vor Jahren eine Pfütze vor mir fand, steckte ich neugierig meinen Finger hinein, der bis übers erste Fingerglied nass wurde. Ich konnte kaum sprechen, doch betrachtete ich den Finger – plötzlich schreckte ich auf, denn ich konnte erkennen: So tief geht die eigentliche Zwischenmenschlichkeit des durchschnittlichen Menschen! Etwas Entsetzliches durchfuhr mich mit ungeheurer Intensität, ein schwarzes Etwas tat sich vor mir auf in Form der Pfütze, wie ein augenloses Etwas blickte es mich an. Die Eltern verstanden von alldem nichts, aber die augenlose schwarze Pfütze hat mich viele Momente immer wieder angestarrt und angegähnt. Schon früh begann ich zu beten zu Gott dem Herren: Herr, mach sie wissend, dass auch sie haben ein Herz! Ein Herz das empfindet! Und intensiver betete ich darum, mein eigen Herz nicht zu verlieren, dass sich in mir nicht der Zynismus breitmacht, das Nihil, angesichts all dessen, was um mich herum vorgeht und was scheinbar ich allein empfinde. Das erachtete ich als die größte Bedrohung. Ich sprach mit den anderen Kindern darüber, ich fragte Mary, mit der ich mich am Besten verstehe, ob sie sich auch jeden Abend intensive Gedanken machen würde darüber, ob das was sie am Tage getan hat, sittlich rein sei. Ob ihre Gedanken ethisch ohne Einwand seien und sie darum bete, dass der Herrgott ihr stets ein reines Herz bewahren möge. Ach, ich fühlte, sie verstand nicht richtig. Früh begannen mich die anderen Kinder-

Stimmen der beiden Schauspieler aus dem Hintergrund:

„Das Wesen vom Mond“

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Jessica Simpson:

-zu nennen und mich zu hänseln – Gott möge ihnen den Weg zur Tugend weisen, wenn sie älter und reifer, erwachsen werden sollen sie ein Baum des Friedens sein. Doch was hat es mit den Erwachsenen auf sich? Wie ist es um die Erwachsenen bestellt? Letztens hat der Gouverneur gesprochen, ein braver Mann ohne Tadel, ich saß auf meinem Platz, lauschte dem guten Gouverneur, ein guter Mann, fürwahr, nach kurzer Weile habe ich den Strom seiner Wörter vor mir vorbeifließen sehen, dann ging an der Stelle eines jeden Wortes eine Klappe auf in eine andere Sphäre, wo ein anderes Wort stand, das mit dem gesagten in einer emotionalen Verbindung stand, wie ich erkannte, sogleich aber verschwanden die Klappen sowie die Wörter und ein wogendes Meer erschien, wo verschiedene Wörter und Zeichen über nahe wie auch weite Strecken miteinander verbunden waren, ein Sinnmeer, doch nach einigen Augenblicken lösten sich auch die Verstrebungen auf und das Meer wurde zu einem Licht, das zu schwingen begann und inmitten der Schwingungen schien es mir, als würde ich tiefer verstehen. Ich stand auf, zündete eine Kerze an und ging zum Gouverneur, drückte sie ihm in die Hand und legte auch die andere Hand des Gouverneurs um die Kerze und schloss die beiden seiner Hände mit einer liebevollen, warmen Geste um die leuchtende Kerze. Der Gouverneur und die anderen Anwesenden haben gesagt, ich hätte somnambulant gewirkt, tatsächlich befand ich mich in einem Zustand des Friedens und eines rätselhaften inneren Einklangs, innerhalb dessen ich angenommen hatte, der Gouverneur würde verstehen. –

Stimmen der beiden Schauspieler aus dem Hintergrund:

Das Wesen vom Mond! flowers17

Jessica Simpson:

-haben sie alle gelacht, meine Verwandten versicherten allen, sie wüssten nicht, weshalb ich mich immer wieder auf so merkwürdige Art und Weise verhalten würde, die Mutter sah mich wie immer schief an und knurrte, was mir mein gescheites Tun eigentlich bringen würde. (Szenische/pantomimische Darstellung der Szene beim Gouverneur durch die Schauspieler im Hintergrund) Ach, ich betete abermals intensiv zum Herrgott, Herr und Gott! Lass mich mein Herz nicht verlieren! Beschütze es von den satanischen Mächten der Gleichgültigkeit, denn schon sah ich während des Betens einen Raum vor mir aufgehen, von dem ich mir klar wurde, dass es ein Bild meines Geistes war. Luzifer lockte mich hinein, mit satanischem Grinsen, in einen dunklen Raum mit steinernen Wänden, ich begriff: Das ist die mögliche Zukunft meines Geistes, der sich von meinem Herz ablöst und der für sich genommen in den Sphären des Nihil, des in sich selbst abgeschlossenen Zynismus über die Welt sein Dasein fristen wird, bis er abstirbt und anschließend in einem endlosen kalten Universum herumirren wird, für alle Ewigkeit, als gerechte Strafe. Lass sie, die Menschen erkennen, dass sie ein HERZ haben, ein HERZ! Auch die guten Menschen wie der Gouverneur, sie wissen nicht was sie tun, sie wissen nicht, wer sie sind, wie Gespenster ihrer selbst wandeln sie durch die Welt auf Pfaden, die keine Tiefe haben und die immer nur von einem festgelegten Ort zum anderen weisen. Lass mich mein Herz bewahren, indem ich nie vergessen möge, dass sie ein Herz haben, dass sie das Gesetz des Herzens in sich tragen, dass diese Herzen schlafen und imstande sind zu erwachen und sich über die Welt zu legen. Gestern aber geschah es: Einer dieser furchtbaren Tanzabende, zu denen ich immer mit muss. Ich wohne im Körper einer Neunjährigen, doch bewege ich mich ungelenkig und grotesk durch die Gegend, da ich immer das Gefühl habe, über zwei Meter groß zu sein. Dennoch, wenn sie mich zum Tanzen zwingen, führe ich intuitiv geschmeidige Bewegungen aus, die freilich ganz anders sind als die der anderen, Tanzschritte und Choreographien, die niemand kennt außer mir, da ich hinhöre, was das Universum mir eingibt. Gestern führte ich anstelle des Tanzes einige Yoga-Übungen aus. Gefragt, was das denn solle, wollte ich ihnen erklären, das Yoga ein Weg sei, Geist und Körper zu vereinen, das Bewusstsein seiner selbst zu stärken und zu Harmonie, Ausgleich, sowie einer abgeregten Konzentration zu finden, etwas, das die Menschen des Okzidents bitter nötig hätten –

Stimmen der beiden Schauspieler aus dem Hintergrund:

HAHAHA das Wesen vom Mond! So ein Unsinn würde doch nie unter den Menschen des Okzidents Fuß fassen! Das Wesen vom Mond! Das Wesen vom Mond!

(Szenische Darstellung der Ereignisse beim Tanzabend im Hintergrund)

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Jessica Simpson:

-platzte es aus allen heraus. In der Nacht, als ich in meinem Bett lag, versuchte ich ruhig zu bleiben und rasch Schlaf zu finden, nach kurzer Weile aber begann ich stumme Schreie auszustoßen, gegen die ich mich wehrte, konvulsivische Zuckungen durchfuhren meinen Körper, schließlich entfuhren mir Artikulationen der schrecklichen Wehklage und des unausgesprochenen Schmerzes, ich begann mit meinen Beinen auf und ab zu schlagen, mich gegen etwas zu wehren. Ich starrte in die Finsternis und sah Linien nach vorne schießen und sich verbinden. Ich erkannte, das ist mein Geist, er droht kristallartig fest zu werden und schon schossen Eiszapfen die Linien herab, aus einer dunklen Öffnung flogen sodann riesige schwarze Unheilsvögel auf mich zu, inmitten eines ganzen Schwarms von schrecklichen schwarzen Unheilsvögeln sah ich mich, die mit entsetzlicher Geschwindigkeit an mir vorbeizogen, mein Körper drohte zu sprengen. Schon schien es, dass mich die Unheilsvögel in einem Überschlag zu Boden warfen, dort aber faltete ich die Hände zum Gebet, schloss die Augen, und sah vor mir und nahm mit allen Fasern meines Körpers wahr, wie der Turm von Babylon einstürzte, mächtiges Donnern und Grollen rollte heran. Langsam und ächzend und von unten weg sah ich den riesigen Turm von Babylon einbrechen, majestätisch, doch mit zunehmend hilfloser Majestät als die unteren Stockwerke mit dem Flächenausmaß von vielen Hektar verschwanden und zu Staub und Chaos wurden, in dem der einstürzende Turm mehr und mehr verschwand und das zu mir hinaufrollte. Links wie rechts stürzte ein Sprühregen von sinnlosem Material in die Vision, geradeaus kam die Sintflut auf und auf mich zu. Konvulsivisch und mit einem stummen Schrei schlug ich meinen Kopf an den Fußboden, ohne dass ein Wille meinerseits diese Bewegung angeleitet hätte, doch mit aller Kraft, die nur möglich war. Da aber teilte sich die Vision! Licht brach der Länge nach hervor, durch das Szenario des grenzenlosen Unheils, in einer Ritze, die jedoch plötzlich aufsprang und sich weitete.

(Licht erfüllt den Raum, eventuell durch einen anschwellenden Ton unterstützt)

Das Licht begrub die Schreckensvision unter sich, strahlte auf mich zu, ich erhob meinen Oberkörper und sah mich mit geschlossenen Augen ganz in das Licht getaucht. Ich sah mir zu, wie ich lächelte. Die Vision, in der mich das Licht anstrahlte, schien endlos zu dauern. Ich wog meinen Kopf nach links oben, hob die Hand an um mir langsam durch das Haar zu fahren, inmitten des Lichts, dann wog ich den Kopf nach rechts, ich sah mich lachen, lachen, mit mehreren Stimmen lachen, chorartig, kaskadenartig, mein Lachen stürzte in das Licht und wurde langsam von mir fort, in das Universum hineingetragen als ewige Schwingung, die sich mit dem Grundton des Alls vereinigte. Ich hob die Arme seitwärts, ballte die Fäuste, warf den Kopf lachend nach hinten, und begann langsam die Arme um mich zu schließen und das Licht in mich hineinzudrücken. Schließlich legte ich langsam die Arme um mich und das Licht drang ganz in mich ein. Es war mir wärmer geworden und ich sah vor meinem geistigen Auge, wie ich strahlte, nunmehr ewiglich. Das war mir nun ganz klar! Ich wiegte den Kopf lächelnd ein wenig, dann stand ich langsam auf und legte mich ohne Hast ins Bett, wo ich mich nach kurzer Weile noch einmal aufrichtete um mir klarzumachen, was ich endlich begriffen hatte: Nämlich, dass alles auf der Welt ein Herz hat! Alles, und alle, haben ein Herz! In tiefem Frieden schlief ich ein. Und heute stand ich auf und wusste: Aufrecht und mit einem Lächeln werde ich fürderhin ganz von selbst durch die Welt schreiten! Lass sie mich nur mit ihrem Unrat bewerfen, das Licht, das mich durchströmt, wird es auflösen und zum Verschwinden bringen. Seid barbarisch wie ihr wollt: Ich werde die Lippen zu einem Lächeln hochziehen und die Ergebnisse eurer Dummheit wegwischen, wie mit einem Schwamm. Denn in mir waltet jetzt die Liebe, die die Sterne bewegt.

(Szenische, pantomimische Darstellung der nächtlichen Ereignisse durch die Schauspielerin im Hintergrund)

Da kommt der Kaiser, einer der klügsten und fähigsten Köpfe Europas. Mir kommt vor, manchmal, wenn ich etwas zu ihm sage versteht er es. Hayho, Kaiser! Deine Untertanin Jessica erbietet dir untertänigsten Gruß!“

(Einer der beiden Schauspieler aus dem Hintergrund tritt jetzt nach vor zu Jessica und spielt den Kaiser)
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Der Kaiser:

– Hayho, Jessica Simpson! Von bedeutenden Dinge hörte ich dich eben reden. Welche Gedanken wälzte dein fähiges Hirn?

Jessica Simpson:

Kaiser! Ich habe gestern endlich begriffen, dass alles auf der Welt ein Herz hat! Ich meine: Ich habe diese Erkenntnis vollständig in mich aufgenommen, ich wurde schließlich zu dieser Erkenntnis! Ich meine: Ich fühle, dass ich diese Erkenntnis für immer in mich aufgenommen habe, diese räuberische Welt kann sie mir nicht mehr nehmen oder sie verändern! Einer Festung gleiche ich, einer uneinnehmbaren, hinter der sich die einzige aller Wahrheiten verbirgt. Kaiser! Was meinst du dazu? Hat nicht alles auf der Welt ein Herz?

Der Kaiser:

Ja, auch ich liebte meine Josephine von ganzem Herzen. Was für ein Schmerz es war, sie aus Gründen der Staatsräson aufzugeben! Vor allem aber meinen Sohn, den Franz. Das kleine Wesen habe ich geradezu vergöttert, meinten die Leute, und das stimmte. Schade, dass ich nunmehr von ihm getrennt bin.

Jessica Simpson:

Siehst du, Kaiser? Auch du hast ein Herz! Ein Herz, das liebt, ein Herz, das leidet. Oh, wie ich fühle, ständig blüht innerhalb von Augenblicken eine Blume nach der anderen in meinem Herz auf. Wie aber kommt´s, dass du Millionen hingemordet hast?flowers18

Der Kaiser:

Ehrenwerte Jessica Simpson, nicht jeder ist so umfangreich wie du. Genau gesagt: So gut wie niemand. Liebe ist eine Kraft, die das Atom der Gesellschaft zusammenschweißt: die Familie; Sympathie hält ein Kollektiv zusammen und Gleichgültigkeit ist das eigentliche Schmiermittel der Menschenwelt … Ich wollte den Franzosen die Weltherrschaft geben. Etwas anderes wäre mir auch gar nicht übrig geblieben, denn die anderen europäischen Großmächte haben mich fortwährend bekämpft und versucht mich zu vernichten, was sollte ich also anderes tun, als die Macht Frankreichs auszubauen? Vor allem England verhielt sich von Grund auf intransigent. Einen kurzen Moment hätte es gegeben, nach der Schlacht bei Marengo, wo ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte erreicht worden wäre und somit die Grundlage für eine stabile europäische Ordnung. Aber dieser Moment wurde von niemandem genutzt, weil das niemand wollte. Dieses Gleichgewicht war ohnehin zu fragil. Und so war ich gezwungen, ständig Krieg zu führen … Nach Indien wollte ich in der letzten Konsequenz, weißt du! Das Ziel aller großen Welteroberer, von Alexander dem Großen angefangen! Jahrzehnte nach meinem Tod werden dann die Deutschen nach Indien wollen, den Grundstein dafür im Bau der Bagdadbahn legen. 1913 werden auch die Österreicher versuchen, im darniederliegenden Osmanischen Reich Fuß zu fassen und in der Bucht von Antalya eine ökonomische Kolonie zu errichten. Da werden sie vom großen deutschen Bruder aber sofort und brüsk zurückgepfiffen werden, das hier ist unseres, wird der deutsche Bruder ausrufen, und wir sind mächtiger als ihr, also habt ihr euch fortzuscheren – nichts werden sie ihnen abgeben wollen und nicht den kleinsten Anteil davon werden sie ihnen zukommen lassen! Ja, selbst wenn es um marginale ökonomische und strategische Fragen geht hört sich eine Freundschaft auf, das kenne ich sehr gut. So viel also zum Thema Liebe!

(Szenische Darstellung im Hintergrundwiese7

Jessica Simpson:

Und das Ziel der Weltherrschaftspolitik bleibt immer Indien? Wer Indien beherrscht, der herrscht über die ganze Welt?

Der Kaiser:

Aber nein, das ist sowieso immer ein Irrtum gewesen, wie so oft in der Politik. In der Zukunft wird imperiale Politik in der Form auftreten: Wer die Leittechnologien beherrscht und das Zentrum der technologischen Innovation ist, hat die Hegemonie über die Welt. Und später, wer den Weltraum beherrscht. (Sterne beginnen zu flimmern)

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Stimme des Erzählers:

Der Kaiser und Jessica blicken an dieser Stelle in den Weltraum. Ihr Blick haftet sich an den Exoplaneten Sei im Sternbild Schwan; der Kaiser als einer der höchsten Geheimnisträger weiß, wie alle Geheimnisträger, dass die Bewohner von Sei einst die Grundlagen für das Leben auf der Erde geschaffen haben, Jessica über ihren intimen Kontakt mit der Natur wird es eines Tages auch noch herausfinden. Die Bewohner von Sei haben sich mittlerweile längst in intelligente, miteinander kommunizierende elektromagnetische Felder verwandelt, der Kaiser und Jessica fixieren gerade eine Region auf Sei in der junge elektromagnetische Felder sich zeitversetzt Klowitze erzählen –

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(Das ursprüngliche Vorhaben)

„Lieber Philip,

vielen Dank für Deinen Beteiligung an unserem Wettbewerb zum Thema „Willkommen in meinem Schutzraum“! Wir haben 73 Projektvorschläge erhalten und die Auswahl ist uns nicht leicht gefallen.

Deine Projekteinreichung „Jessica Simpson, 9, entdeckt, dass alles auf der Erde ein Herz hat“ passt leider nicht in unseren Wettbewerb, da es kein AutorInnenwettbewerb ist und wir ein klares Konzept zur theatralen Umsetzung vermissen. So interessant der Text selbst ist, er sprengt unser Format und wir können uns nicht vorstellen, dass er in einem 20 Minuten-Format umsetzbar ist.

Daher müssen wir Dir diesmal leider absagen. 

Mit besten Grüßen“