Versuche zu Alice Schwarzer

Machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen – und für die Tiere und die Natur gleich dazu.

Alice Schwarzer, 2010

Wenn man die EMMA eine Weile mitverfolgt, bemerkt manfrau, dass das gesamte Denken und Empfinden (und ausgedrückt dann eben in ihrer beklemmend eindimensionalen und hauptsächlich aus Drohgebärden bestehenden Sprache) von Alice Schwarzer um Macht, (sexuelle) Gewalt, Erhöhung und Erniedrigung, (realen, zwischenmenschlichen) Sadomasochismus, Vergewaltigung, Missbrauch und Kastration kreist. Und um vorgetäuschte Persönlichkeiten. Von wegen: Männer würden vorgeben, für Frauen nur das Beste zu wollen; aber alles, was sie in Wirklichkeit wollen würden: sei sie zu beherrschen. Männer seien permanent damit beschäftigt, das andere Geschlecht beherrschen zu wollen, und voller Nervosität, dass ihnen das, aufgrund von dessen Spontaneität und Eigenmächtigkeit, nicht gelingen könnte. Wie sie auf dieses Männerbild und diese Fixierung auf Vorgetäuschtheit wohl kommt? Eigentlich sind Männer ja nicht so. Aber manfrau tendiert halt dazu, andere so einzuschätzen, wie manfrau selbst ist. Kein Wunder, dass sie sich mit Putin solidarisiert. Dessen Psychologie ist ja ähnlich.

Wenn man die EMMA eine Weile mitverfolgt, bemerkt manfrau: In der Seele der EMMA kommt manfrau schnell von A nach B, und wieder zurück. Recht viel mehr Stationen gibt es da nicht. Man hat da nur ein obsessives, neurotisches Ohnmachtsgefühl und einen paranoiden Opferkult auf der einen Seite und einen Größenwahn und Allmachtsansprüche auf der anderen. Dazwischen gibt es nichts. Keine Harmonie, keinen Ausgleich; also das, wo sich das eigentliche Leben, die Normalität abspielt. Dazu sagen sie dann Feminismus. Ein krankhaft schwaches, instabiles, störungsanfälliges Ego hat man da – das als unglaublich stark, glorreich, grandios und als so unantastbar dastehen will, dass keineR auch nur auf die Idee kommen könnte, daran zu rütteln oder auch nur anzustreifen. Das ist auch notwendig: Denn wenn man auch nur ein bisschen daran anstreift, bricht alles wieder zusammen und es tut so, als ob es einem höchst aggressiven Brandbombenanschlag ausgesetzt sei, von einer Bomberstaffel von oben, im Zuge eines erbarmungslosen Krieges, den das Patriarchat gegen eine führt. Kein Wunder, dass sich die EMMA mit Putin solidarisiert. Dessen Psychologie ist ja ähnlich.

Im Zusammenhang mit diesem krankhaft schwachen Ego ist EMMA darauf fixiert, dass es das Männliche und das Weibliche gleichsam als Essenzen gibt. Zumindest wird sie hochgradig nervös, wenn irgendwas diese Essenzhaftigkeit – und die Stabilität, die diese Essenzhaftigkeit verleiht – subvertieren könnte. So zum Beispiel der Genderdekonstruktivismus Butlerscher Prägung oder die Heuristik der Genderfluidität der neuzeitlichen Tunten. In denen wittert die EMMA eine letale Bedrohung der Frauen und des Feminismus. Nicht, dass die EMMA mit der Ablehnung davon ganz oder wesentlich unrecht hätte. Aber wenn Alice Schwarzer als zweitwichtigste weibliche Intellektuelle Deutschlands gilt, müsste ihr doch ein geschmeidigerer, raffinierterer Umgang mit anderen intellektuellen Positionen möglich sein, anstelle von einer panisch-apodiktischen Abwehrhaltung, die sie dann stets hegt und pflegt. Ob die Essenz FRAU die bessere Essenz ist als MANN lässt die EMMA immer offen, in einem gleichsam beredten (scheinbar brütenden) Schweigen (vielleicht ist sie nicht darauf aus, dass das so wäre; vielleicht will sie das schon, kann aber nicht daran glauben: daher die Intransigenz, mit der sie ihren Feminismus formuliert, als innere (und äußere) Abwehr dagegen).

Die EMMA lebt davon, sich dauernd bedroht zu fühlen. Und zieht ihren höchsten Genuss daraus, anderen zu drohen und auf andere bedrohlich zu wirken. Dabei geht es dauernd um Macht. Und wenn man die EMMA eine Weile mitverfolgt, merkt manfrau: um absolute Macht, die man entweder hat oder nicht. Wenn man (bzw. in dem Fall: frau) keine absolute Macht hat, hat frau keine und lebt absolut bedroht durch die absolute oder auch nur relative Macht anderer. Und wenn frau keine absolute Macht hat, sei das nicht nur relativ, sondern absolut ungerecht. Die EMMA hasst alles, oder findet es zumindest bedenklich, wenn irgendwer anderer Macht oder Einfluss hat als sie. Junge Influencerinnen zum Beispiel, vor allem wenn sie Werbung für Damenunterwäsche machen o. dergl. Das vermittle ein falsches Frauenbild, auch wenn Frauen gerade ein solches Frauenbild lieben (unter anderem, da es ihnen maßlose Macht verleiht über Männer: allerdings in einer Weise, über die die EMMA keine Macht hat und an der sie nicht beteiligt ist). Frauen haben sich aber einzureihen als keusche Soldatinnen hinter Frau Generalissimus Alice Schwarzer, damit die ihren ewigen, letztendlich persönlich motivierten Krieg, ihr ewiges Machtspiel gegen das Patriarchat und gegen die Männer führen kann. Weil sie so beleidigt ist, dass sie selbst kein Mann ist. Bzw. die dem Mann angeblich zuteilwerdenden Privilegien nicht hat, wie vorgeblich die totale Macht über die ganze Welt u. dergl. mehr. Kein Wunder, dass sich die EMMA mit Putin solidarisiert. Dessen Psychologie ist ja ähnlich. Und der lebt auch dauernd im Krieg.

Im Zuge des Erfolges der durch den Feminismus vorbereiteten #MeToo-Bewegung segelt manfrau derzeit mit dem Wind, wenn manXfrau sich als Opfer deklariert, das jetzt einzufordern berechtigt sei. Und im Zuge dessen scheinen einige transaktivistische Tunten recht aggressiv zu sein und recht weitreichende Forderungen zu stellen. Diese TransaktivistXn scheinen sich auch eher mit heterosexuellen Männern zu solidarisieren, hingegen auf Homosexuelle und auf Frauen vorwiegend herabzublicken. Das wirkt kontraintuitiv, ist aber doch naheliegend: denn heterosexuelle Männer haben mehr Macht. Und das, was die aggressiven Tunten wollen, ist auch Macht. Aus scheinbar (bzw. nach außen hin vorgegebenen) defensiven Motiven, in Wahrheit wohl aber eher aus offensiven. Denn es gibt Menschen, die lieben die Macht, und die Selbsterhöhung; und die Möglichkeit, auf andere herabblicken zu können. Vor allem wenn es sich um narzisstisch und histrionisch gestörte Tunten handelt, die sich für eine Art supersexy genderfluide Übermenschen halten.  Da ist ein Kollisionskurs unvermeidlich zu gewissen Femistinnen – Feminazis, female supremacists oder eben den EMMA-Frauen – hinter deren eigenen Anliegen sich genau dieselbe Motivation verbirgt. Radikale Transaktivistxn und TERFs lieben sich oder ziehen einander zumindest magisch an, da (zumindest einige unter ihnen) einen Außenfeind brauchen und auch gar nichts anderes als das wollen. Sie sind daran interessiert, dass ihre Feindbilder bestehen bleiben. Würden ihre Feindbilder umfallen, würde sich herausstellen, dass sie selbst der Feind sind.

Alice Schwarzer hat auch was gegen den Frauentag jedes Jahr am 8. März. Denn woher kommt der? Von der Frauenbewegung auf jeden Fall nicht. Dieser skurrile 8. März komme von den Sozialisten – genau gesagt: er kommt also nicht von ihr selbst – und ist somit ein Witz; der reinste Hohn; eine galante Geste – und wie jede Galanterie gönnerhaft, ja eigentlich verächtlich. Denn gerade die Frauenbewegung entstand bekanntermaßen Anfang der 1970er Jahre im Westen nicht zuletzt aus Protest gegen die patriarchale Linke. Frauenbewegungen gibt es bekanntermaßen seit Jahrhunderten, und die Frauenfrage wurde schon im Mittelalter gestellt (z.B. zur Zeit von Christine de Pizan). So gönnerhaft, das zuzugeben, und auch, dass die Idee zum internationalen Frauentag von den Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas aus dem Jahr 1908 gekommen ist, ist sie aber nicht. Da sie zu eigentlich verächtlich ist gegen Eine Linke, die zwar noch die letzten bolivianischen Bauern befreien wollte, die eigenen Frauen und Freundinnen aber weiter Kaffee kochen, Flugblätter tippen und Kinder versorgen ließ. Wo die Frauen also täglich ein, zwei Stunden Hausarbeit machen und den Rest des Tages vor dem Fernseher verschimmeln, zwischendurch halt vielleicht ein paar Flugblätter tippen, bevor sie sich – nachdem es sich um Linksextreme handelt – wieder den nächsten Ofen zusammenpicken: während die bolivianischen Bauern im Schweiße ihres Angesichts, bemüht, beladen, entrechtet – etc. Wenn die Freundinnen der Sozialisten was anderes gewollt hätten, hätten sie es ja nur sagen brauchen, oder eben revoltieren. Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März!, spricht also Alice. Und fordert (denn ohne (großangelegtes) Einfordern kann sie ja auch nicht sein): Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen – und für die Tiere und die Natur gleich dazu. Freilich begibt sie sich mit dieser idiotischen Forderung doch ganz in die Nähe der Sozialisten! Deren schmutzige Fantasien lauten ja auch: machen wir die antikapitalistische Revolution, führen wir den Sozialismus ein – und dann kommt jeden Tag der Weihnachtsmann! Dann leben wir im Schlaraffenland! Und alle wilden Tiere werden friedlich etc. Kein Menschenfreund, der tatsächlich eine_x_R ist, würde daherkommen mit: Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen – und für die Tiere und die Natur gleich dazu; eher ist das was für getarnte Misanthropen. Das kann nur jemand, der sich für andere Menschen bestenfalls nicht interessiert.

Wenn eine Frau aus eigener Kraft Erfolg hat, begeistert sich die EMMA dafür und berichtet dann darüber (und man sieht: sie identifiziert sich gerne damit). Das ist einer Frauenzeitschrift auch angemessen. Aber sie tut das immer mit unglaublich gerührten, beinahe tränenerfüllten Kinderaugen, mit der sie diese erfolgreichen Frauen dann anblickt (oder hat das zumindest bei den erfolgreichen deutschen Fußballerinnen und ihrer Trainerin bei der letzten EM getan). Das ist einerseits gut, denn das scheint die einzige Gelegenheit, bei der die EMMA zärtlich ist. Andererseits ist es verwirrend. Abgesehen davon, dass es ja nicht in einem Fall unter einer Million einmal passiert, ist es eine so große Sache auch wieder nicht, wenn eine Frau (oder ein Mann) erfolgreich ist, und gegen alle Widerstände einen eigenen Weg gegangen ist, der sich als der richtige erwiesen hat. Es sind diese gerührten Kinderaugen, mit denen die EMMA erfolgreiche Frauen anstaunt, die „gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg gehen“, die letztendlich was Beklemmendes haben. Die Gesellschaft ist ja seit Jahrzehnten zumindest nicht mehr so; nur die EMMA ist seit Jahrzehnten so. So als ob die EMMA letztendlich in einer frühen menschlichen Entwicklungsphase arretiert ist. Sich von einem übermächtigen und irrationalen Erwachsenen unterdrückt fühlt – dabei aber kurz vor dem großen Durchbruch steht, kurz davor ist, aus dem Gefängnis auszubrechen und es dem Erwachsenen dann endlich zu zeigen, dass sie auch was kann, oder noch mehr kann. Wenn die dreijährige, ansonsten todherzige Ana immer zum Schreien und Quengeln anfängt, weil sie vom Papa nicht alles bekommt, was sie will, fragen wir sie dann immer im Scherz, ob sie später einmal Feministin werden wird.

Wenn in irgendeinem Winkel der Welt Frauen schlecht behandelt werden, schreibt die EMMA darüber, und vergisst dann nie die Frage hinzustellen Und wo bleibt der deutsche Aufschrei?? oder Und warum unternimmt die Regierung nichts dagegen?? Das ist gut, und zu so was ist der Feminismus ja da. Trotzdem provoziert sie damit dann immer auch Fragen bei ihren eigenen Leserinnen, was die deutsche Regierung denn dagegen tun sollte oder was sie diesbezüglich für ein Mandat hätte? Die EMMA setzt aber eben gerne die eigene Gesellschaft ins Unrecht – denn sie liebt es, die Gesellschaft vor sich herzutreiben. Oder, im Speziellen, die deutsche Außenministerin Baerbock, die eine „feministische Außenpolitik“ (lmao) machen will, die der EMMA aber nicht feministisch genug ist. Um die Gesellschaft vor sich hertreiben zu können, stellt die EMMA und stellt Alice Schwarzer immer wieder politische Forderungen, die im Hinblick auf ihre Vernünftigkeit und Angemessenheit oder dem Gegenteil davon über die Zeit hinweg wie ein random walk erscheinen. Manfrau fragt sich bekanntlich immer wieder, ob Alice mit ihrem Feminismus in den 1970er Jahren steckengeblieben ist. Aber ihr Feminismus ist ja nicht auf Entwicklung angelegt, sondern ist eher eine fortwährende statische Berechnung, damit das eigene instabile Gebäude nicht zusammenkracht. Im Hinblick auf das dauernde Einfordern hat man da also einen polternden Machtmenschen, der immer wieder in Fettnäpfchen der Unvernunft und der Inadäquanz tritt; der sich wie eine Elefantenkuh durch den gesellschaftlichen Porzellanladen bewegt. Eine die Nähe der Boulevardmedien suchende attention whore, die Prostitution und Pornographie verbieten will, weil da nicht Frau nicht eindeutig oben ist (der Mann freilich auch nicht) und vor allem, weil sie damit Männer bestrafen und kastrieren kann – und Frauen, die „mit dem Feind“ kollaborieren, gleich dazu.

Es gibt da Frauen und Feministinnen, die nicht finden, dass Alice Schwarzer für den Feminismus stünde. Alice Schwarzer stehe in erster Linie für sich selbst. Das ist wohl so. Aber: der Feminismus ist Teil ihres Selbst. Das muss man ihr schon lassen. Und der Feminismus ist ja, im Großen und Ganzen, gut und notwendig. Daher ist es gut, dass es Feministinnen gibt, und es ist gut, dass es Alice Schwarzer gibt, die Frauenanliegen ihre nicht unterzukriegende Stimme leiht. Sollte sie einmal gestorben sein, müsste man ihr feministisches Mundwerk sicher extra erschlagen. Ob sie überhaupt stirbt, ist fragwürdig: denn Alice Schwarzer strotzt nur so vor Vitalität. Für einige Frauen – im erweiterten Sinne sogar für alle Frauen – machen die Narrative und die Kampfanleitungen der EMMA sicher Sinn. Wie ein Bollwerk richtet sich die Schwarzer auf gegen die woken Wahnsinnigen aus Berlin-Kreuzberg und ihre artifizielle Lebensweise, die diese allen aufdrängen und mit der sie alles verseuchen wollen. Ein „Halt!“ der tapferen, ehern und aufrecht stehenden Polizistin und Hüterin des Gesetzes, die gewisse Biotope vor anderen schützt, hat man da.  Die Schwarzer benennt unangenehme Aspekte am Islam. Zwar tut sie das nicht in einer Weise, die einer Völkerverständigung zuträglich wäre; aber Völkerverständigung oder Verständigung zwischen den Geschlechtern ist ja auch nichts was die Schwarzer will. Was sie will, ist Ärger machen; überall und permanent. Wo Alice Schwarzer ist, da gibt es Ärger. Und Ärger finde ich selber ja gut. Ärger ist mir was durchaus Willkommenes. Ich bin zwar harmonieorientiert und hänge am Ideal einer harmonischen Gesellschaft, aber ich mag (zu diesem Zweck) auch das Disruptive. Ich haue mich gern mit diversen Arschlöchern auf ein Packl und dann freuen wir uns, wenn es eine Menge Ärger gibt. Und, aus diversen Perspektiven betrachtet, ist Alice Schwarzer ein ganz gutes, ganz brauchbares Arschloch. Damit will auch ich ihr alles Gute wünschen und gratulieren zu ihrem 80. Geburtstag!