Toni Schmale/Gedanken zur Skulptur

Die Skulpturen von Toni Schmale, die derzeit gemeinsam mit denen von Bruno Gironcoli in der Albertina Modern ausgestellt sind, finde ich ganz gut. 

Dabei habe ich es noch immer nicht geschafft, etwas über die Skulptur (oder die Fotographie) an sich zu schreiben. 

Skulpturen haben ein nicht so großes metaphysisches Potenzial wie die Malerei und gelten ihr gegenüber als untergeordnete Kunstform. Tatsächlich ist man in der Malerei als Künstler über die leere Leinwand mit dem metaphysischen Abgrund der eigenen Imagination konfrontiert – ahnungsvolle, unauslotbare Tiefe. Bei der Skulptur stellt man hingegen halt was hin. Das muss auch gekonnt werden. Bei der Skulptur fehlt aber die Möglichkeit, dass man über die bloß vorhandenen noch scheinbar zusätzliche Dimensionen aufzeigt, in denen ein tieferer Sinn auferscheint. In der Skulptur hat man die Möglichkeit (so) nicht, eine Welt darzustellen, durch die noch eine andere Welt hindurchscheint.  Das ist das Charisma der großen Malerei, und der großen Kunst. 

Skulpturen schaffen aber die Möglichkeit, der Materie zu begegnen. Die Materie ist etwas physikalisches, nichts metaphysikalisches, was Plumperes. Aber die Materie erscheint in der Rätselhaftigkeit des Raumes. Skulpturen schaffen Möglichkeiten, der Materie in ihren unerwarteten Möglichkeiten zu begegnen. 

Es ist eine stille Versammlung, in die man mit der Skulptur tritt. Diese stille Versammlung erzeugt dann eine rätselhafte, metaphysische Stimmung. Man begegnet einer Welt, die zwar nicht metaphysisch dämmernd und hyperdimensional ist wie in der Malerei, sondern man trifft auf etwas sehr Konkretes.

In ihrer Konkretheit und in ihrer Direktheit ist die Skulptur eine schweigende Manifestation. Eine schweigende Manifestation hat im glücklichen Fall etwas von einer Epiphanie. Also, wenn man so will, der Erscheinung von etwas Höherdimensionalen in unserer niedrigeren Alltagsdimensionalität. Das ist dann der metaphysische Hauch der Skulptur. 

Die Skulpturen von Toni Schmale hauchen mich sogar metaphysischer an als die von Gironcoli.