THEATERSTÜCK
Für 2 Schauspieler und 1 Publikum
Von Philip Hautmann
Aufblende. A sitzt an einem Tisch und blickt ins Publikum. Es vergehen einige Minuten. Plötzlich kommt B von hinten links hereingestürmt, auf A zu. Er bleibt in ca. zwei Metern Entfernung von A stehen. A und B sehen sich an. Daraufhin stürmt B wieder zurück, hält kurz vor dem Bühnenausgang spontan inne, kehrt wieder um und stürmt wieder auf A zu und bleibt wiederum in ca. 2 Metern Entfernung von A stehen, der sich B wiederum zuwendet. A und B sehen sich an.
Das Publikum lacht.
B stürmt wiederum plötzlich von A weg, hält vor dem Bühnenausgang spontan inne, kehrt wieder um und stürmt auf A zu, wie vorher. A und B sehen einander an.
Das Publikum lacht.
B stürmt wiederum plötzlich von A weg, hält vor dem Bühnenausgang spontan inne, kehrt wieder um und stürmt auf A zu, wie vorher. A und B sehen einander an.
Das Publikum lacht.
A (etwas krawutisch): Ja, was ist denn nun eigentlich?
Das Publikum zerkugelt sich. Einige Leute im Publikum lachen laut und kichern anschließend intensiv eine Weile fort.
B setzt sich nach einer Pause neben A an den Tisch. Beide blicken nun etwas indigniert ins Publikum.
Das Publikum schüttelt sich vor Lachen.
A und B wenden ihre Köpfe einander zu und blicken sich gegenseitig etwas indigniert an.
Das Publikum wiehert vor Lachen.
A und B wenden sich wieder voneinander ab und blicken wieder etwas indigniert ins Publikum.
Das Publikum brüllt vor Lachen. Als das Lachen etwas abschwillt
A und B fallen plötzlich, aber synchron nach außen weg von ihren Stühlen auf den Boden.
Woraufhin das Lachen im Publikum wieder stark anschwillt.
A und B winden sich auf dem Boden, stoßen unverständliche, kindliche Geräusche aus. Schließlich kriechen sie aufeinander zu und langsam übereinander hinweg. Sie befühlen und betasten einander dabei in einer Mischung aus Zärtlichkeit und Aggressivität, dem ambivalenten Charakter der Sexualität und der menschlichen Zuneigung Ausdruck verleihend. Schließlich richtet sich B auf und setzt sich an den Tisch, während A etwas verzückt am Boden liegen bleibt.
A (in möglichst unpassendem, affektiertem Ausdruck):
„Welcher Lebendige,
Sinnbegabte,
Liebt nicht von allen
Wundererscheinungen
Des verbreiteten Raums um ihn
Das allerfreuliche Licht –
Mit seinen Strahlen und Wogen
Seinen Farben
Seiner milden Allgegenwart
Im Tage.
Wie des Lebens
Innerste Seele
Atmet es die Riesenwelt
Der rastlosen Gestirne
Die in einem blauen Meer schwimmen,
Atmet es der funkelnde Stein,
Die ruhige Pflanze
Und der Tiere
Vielgestaltete,
Immerbewegte Kraft –
Atmen es vielfarbige
Wolken und Lüfte
Und vor allen
Die herrlichen Fremdlinge
Mit den sinnvollen Augen
Dem schwebenden Gange
Und dem tönenden Munde.
Wie ein König
Der irdischen Natur
Ruft es jede Kraft
Zu zahllosen Verwandlungen
Und seine Gegenwart allein
Offenbart die Wunderherrlichkeit
Des irdischen Reichs.
Abwärts wend ich mich
Zu der heiligen, unaussprechlichen
Geheimnisvollen Nacht –
Fernab liegt die Welt,
Wie versenkt in eine tiefe Gruft
Wie wüst und einsam
Ihre Stelle!
Tiefe Wehmut
Weht in den Saiten der Brust
Fernen der Erinnerung
Wünsche der Jugend
Der Kindheit Träume
Des ganzen, langen Lebens,
Kurze Freuden
Und vergebliche Hoffnungen
Kommen in grauen Kleidern
Wie Abendnebel
Nach der Sonne,
Untergang“
B: Sagen sie das meinem Arsch!
Das Publikum tobt vor Lachen.
Abblende
(2009)