Mearsheimer über den Sinn des Lebens

Er, Mearsheimer, glaube zutiefst daran, dass der Sinn und Zweck der Welt und des Daseins in der Verwirklichung ethischer Prinzipien liege. Was sei der Mensch? Ein eigener Kosmos, in dem sich Raum und Zeit entfalten würden. Raum – das seien die urtümlichen individuellen Anlagen des Menschen; Zeit – das sei der Modus der Entwicklung und Entfaltung dieser Anlagen. Das Ineinandergreifen von Raum und Zeit – das nenne man Seele. Was sei die Seele? Die Seele sei das Medium, in dem das Universum an den Menschen den Appell richte, die individuelle Wahrhaftigkeit zu verwirklichen und zu erlangen. Wie erlange der Mensch Wahrhaftigkeit? Indem er die Schönheit des Universums erkenne. Wie erkenne er die Schönheit des Universums? Indem er sich als Teil des Universums begreife. Wie könne der Mensch Teil des Universums sein? Indem er im Universum wirke. Wie könne der Mensch im Universum wirken? Durch seine Handlungen. Handlungen zögen Folgen nach sich, die den Menschen überdauerten, so wie ein Stein, ins Wasser geworfen, Wellen schlage, die sich rasch und unübersehbar ausbreiteten. Schlechte Handlungen würden schlechte Folgen zeitigen. Gute Handlungen würden gute Folgen zeitigen. Was gute Folgen zeitige, das sei wahrhaftig. Indem er wahrhaftig sei, gehe der Mensch im Universum auf. Indem er im Universum aufgehe, gehe der Mensch im Tod nicht unter. Indem der Mensch im Tod nicht untergehe, lebe er ewig. Das sei der Sinn des Lebens, so Mearsheimer.

(aus Yorick – Ein Mensch in Schwierigkeiten)