Bei Houellebecq haben die Figuren, auch wenn sie katastrophal sein mögen, Gravität und seine Welt ist ernstzunehmend. Bei Despentes haben ihre Figuren keine Gravität und ihre Welt ist nicht ernstzunehmend. Die Welt, wie sie tatsächlich ist, ist eine eigenartige Mischung aus beidem. Bei Houellebecq hat man, obwohl keinen großen Intellektuellen, Genie, mithin die Fähigkeit, über die Beschränkungen der rein logischen Intelligenz zu tiefen, penetrierenden, authentischen Einsichten zu gelangen, beim literarischen Genie zumeist einen melancholischen Blick auf die Welt, auch wenn er oftmals sehr komisch sein kann, der beseelt, veredelt und Sinn verleiht (auch wenn es sich um die (Spiritualisierung der) Abwesenheit von Sinn handelt). Despentes ist eine oberflächliche Kuh, die nichts veredelt und die die Seele aus allem aushaucht. Aber finde ich ihr Motörhead T-Shirt gut, wenngleich ich mich hin und wieder frage, wie viel davon authentisch ist und wie viel davon PR; mich hin und wieder frage, würde ich jetzt aus der Hüfte schießen „Hey Virginie, findest du spontan so wie ich, dass „Sacrifice“ doch eine der besten Nummern von Motörhead sei?“, was würde sie da sagen, oder kennt sie das „Sacrifice“ Album eigentlich? Will ich nicht ausschließen, vielleicht kennt sie sogar das wenig bekannte aber goldige „Locomotive“, womöglich aber auch nicht, aber das ist ja auch nicht der Punkt – Lemmy wandelte nur mit Großmut und Edelsinn durch die Welt und er hat den Hardrock beseelt und spiritualisiert und ihm Sinn verliehen; einer innerlich verödeten, destruktiven Soziopathin wie Despentes ist das anzunehmenderweise zu hoch etc.