„Ein Heavy-Metal- und Rap-Musical voller (selbst)bewusst schlaksig-tapsiger Tanz- und Gesangseinlagen, dargeboten von Laiendarstellern mit teils recht eigenwillig-eindrücklichen Gesichtern – über die Kindheit von Jeanne d’Arc, basierend auf einem modernen Mysterienspiel aus dem Jahre 1910?! Ganz genau. Und so findet in JEANNETTE zusammen, wovon man nie glaubte, dass es tatsächlich etwas miteinander zu tun haben könnte: die (scheinbar) religiös-vergeistigte und die (oberflächlich) humoristisch-groteske Seite von Bruno Dumont. Hier, bei diesem spirituell durchaus ernsthaften, minimalistisch-bizarren Camp-Gustostück, kann man endlich einmal sagen: Das habe ich so noch nie gesehen.“ (Stadtkino Wien)
WOW, wie dieser Film drei Elemente enthält, die für mich so wesentlich sind: Tanzende/singende/springende Kinder, deren Seelen gleichzeitig älter sind, als die Zeit selbst, Heavy-Metal-Musik, sowie das Streben nach Heiligkeit – der Gernot hat gemeint, wir sollen uns diesen Film rasch ansehen, da er unglaublich schlecht läuft, meistens seien nur drei, vier Leute im Publikum: und tatsächlich waren dann neben dem Gernot und mir nur noch irgendeine Alte im Saal, wobei der Michi dann auch noch dazugekommen ist – scheint zu unterstreichen, dass Leute wie Jeanne d`Arc, die ganze Nationen und Großgefüge spirituell zusammenhalten, dabei gleichzeitig meistens radikale Außenseiter und Einzelgänger bleiben. Die Geschichte der Jeanne d`Arc z.B. mit Heavy-Metal-Musik zu vermengen, mag gekünstelt wirken von der Intention her und paradox im Ergebnis, ist es aber nicht; die scheinbare Heterogenität sei vielmehr ein Tribut an die Vielschichtigkeit und Tiefengestaffeltheit der Welt, die tief ist, und tiefer als der Tag gedacht, und ergibt somit eine vollkommen homogene Perspektive, einen perfekten Kreis, eine vollkommen Sphäre. Der Über-Humor ist die Methode, der Welt (und ihrer Psychose) mit vollkommen tiefsinnigem Ernst und in spiritueller Feierlichkeit begegnen! Ein achtjähriges Kind, das versucht, ultratiefe Moral zu verwirklichen (also Moral, die über das gegebene menschliche Maß hinausgeht und so einen neuen Markstein in der Geschichte, eventuell sogar der Evolution der Moral errichtet)… da verschlucke ich mich fast vor Begeisterung, und fühle mich erinnert an meine Jessica Simpson aus St. Helena… (wobei ich am nächsten Tag dann in eine gewisse Depression verfallen bin, zusätzlich zu dem, mit was ich sonst zu kämpfen habe, als es sich irgendwie aufdrängt, dass die Geschichte des Verwirklichers ultratiefer Moral, der nicht nur ein Hyperset bildet, sondern sich gleichzeitig auch von der Menschheit abnabelt, im Leben mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht so gut ausgeht). Der Text, der verfilmt und vertont wurde, stammt von Charles Péguy, der bei uns kaum bekannt ist, und den ich also lesen muss.
Jessica Simpson, 9, entdeckt, dass alles auf der Welt ein Herz hat