In Memoriam Liliana Alam

I recognised that Liliana Alam passed away last year. Once we got into a fight and she kicked me off her friend´s list but we befriended each other again. I printed out her whole novel (The Exposition of Mastery) and mentioned her in my Book of Strange and Unproductive Thinking and I stole and translated a poem from her. This is very sad.

WEAPON

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Der Flughafen: menschenleer wie nur irgendwas, so wie es sich gehört. Dort vorne biegt sie um die Ecke und kommt in entschlossenem und wiegendem Gang, die stöckelschuhbeschuhten Füßchen eines vor das andere entlang einer imaginären Linie vor ihrer Körpermitte setzend den leeren Gang mir entgegen und singt:

Wenn du nichts fühlst, so besitzt du alles!

Wenn du alles besitzt, so fühlst du!

Nenn das Ego eine Illusion

  • Und so wird alles zu einer Illusion!

Die Show, die Lügen, das Spiel,

Der ganze Pomp, die Umstände, sowie all die Leichtigkeit…

Doch! Ohne es – da ist nichts mehr übrig!

Kein Rückgrat, kein Rahmen, Hände nicht, Beine nicht!

Wenn ich dich deiner Illusionen entkleide,

Wenn du mich meiner selbst entkleidest,

Was wird dann von uns noch übrig sein?

Wie kann das Nichts glänzen, scheinen?

Das aber ist: wirklich.

Du fühlst das,

Genauso wie ich es tue.

Ach, doch dieses Gefühl kann uns nicht nähren noch kleiden

Und diese Lügen gereichen der Liebe zur Schande.

Die Käfige unserer Welt, sie sind erbarmungslos

Ihre Drähte, ihr Stahl blank, trocken, materiell.

Die Matrix hat keinen Ausgang!

Ihre Gänge, die scheinbaren Ausgänge zirkeln wieder zurück zu Punkt A.

Ändere das! Ändere es! Ändere es! Revidiere die Osmose!

Schlag dir einen Weg durch ein Wurmloch

Zu einem Jahrhundert, das lange der Vergangenheit angehört!

Denn das alles, alles mit uns, hat sich schon vor langer Zeit ebenso ereignet

An einem beliebigen anderen Ort, mit beliebigen anderen Namen!

Fühle: Nichts!

Nichts!

Nichts?

Nichts, es ist mein!

Vielleicht kannst du mir einen Ausweg aus der Illusion zeigen.

Doch welche Wahrheit würden wir dadurch gewinnen?

Vielleicht kannst du mir den Weg zeigen.

Vielleicht hast du einen Weg geschlagen, dort wo ich scharfe Messer geworfen habe.

Du hast mich missbraucht, ermordet und vernichtet.

Ich danke dir dafür!

Jetzt ist sie mir schon den halben Weg entgegen, von rechts zieht ein Kerl ohne Unterleib vorbei, der auf einem rollenden Koffer sitzt und sich mit Bügeleisen in den Händen nach vorne angelt; sagt der teilnahmslos:

Nichts, schöne Frau, nichts und niemand

Ist jemals geboren, noch stirbt er.

Da draußen gibt es allein eine willkürliche Bewegung von Teilchen

Die sich zusammenschließen und sich wieder entkoppeln.

Das ewige, planlose Chaos

Das jedoch der ewige Friede ist,

Der ewige Friede.

Allein wir sind es, die all dem Bedeutung beimessen,

Die Lust und Schmerz erzeugen

Und sie für eine Realität halten.

Und uns vor dem ewigen Chaos fürchten,

Und das Chaos für eine negative Textur der Realität halten.

Doch allein das Chaos ist Friede.

Begreife: Nichts und niemand wird geboren, noch stirbt er.

Nichts und niemand wird geboren, noch stirbt er.

Alles allein eine ewige Verwandlung.

Vertrau mir: Ich bin Doktor der Quantenmechanik!

Und jetzt aber komme ich ins Spiel! Ich stehe am Ende des Ganges, sie kommt immer näher lächelnd auf mich zu, der Nullbeinige ist an mir vorbeigezogen; ich öffne die Arme und singe:

Ach Nullbeiniger! Leider! Ich fühle mich in keiner Weise eins und verbunden mit dem Quantenschaum und den Faxen, die der Quantenschaum macht; abgesehen davon, dass es den Quantenschaum so vielleicht gar nicht gibt! Tatsächlich werden wir geboren, sterben, empfinden Lust und Schmerz, das ist das Kreuz, auf das wir genagelt sind! Eben deswegen, weil das real ist, haben manche das Zen- und das Tao-Ding entwickelt, die mich in mancher Hinsicht ansprechen, in anderen Aspekten allerdings abstoßen. Wie aber auch immer, diejenigen, die in den Urschlamm getaucht sind und aus dem Dreck des Urschlammes wieder hervorgekommen sind, siegreich, mit den Konzepten wie Zen oder Tao, waren solche, die zweifelsohne die Matrix gesehen haben, das Über-Alles, den Chaosmos, denn der Genius zeichnet sich dadurch aus, dass er die Matrix sieht. Die Möglichkeit einer subjektiven Wahrheit von objektiver Gültigkeit. Wenn du in die Matrix schaust, treffen Laserstrahlen, Sternenlicht, Supernovae und Gammastrahlenausbrüche dein verdammtes inneres Auge! Schau, wie die Blume entsprießt, in Sekundenschnelle wächst und blüht und schon wieder vergeht. Alles in Sekundenschnelle. Und schon eine neue Blume, und noch einmal dasselbe. Und dann: Was für eine umso größere Schande, was für eine größere Desillusion ist die nackte Wirklichkeit, wenn man sie im Anschluss an diese Erfahrung betrachtet, in der man sich gefangen sieht, schließlich ist man ein Mensch, oh weh! Da ist ganz und gar nichts Magisches, alles ist rational und geordnet. Es kann sein, vielleicht, dass, wenn du in die Realität schaust, einen riesigen menschlichen Mund siehst, weit offen zu einem stummen Schrei, vor deinem geistigen Auge. Möglicherweise riecht der Mund seltsam, zumindest aber nicht ausgesprochen seltsam, denn das ist die Realität. Zwischen einem Punkt A und einem Punkt B ist da eine fixe Distanz. Fünf Meter; fünfzig Meter; fünfhundert Meter. Fixe Distanzen: das ist die Wirklichkeit. Und als dir das bewusst wird, löst sich dein betrachtendes inneres Auge von alldem schon wieder ab, rutscht ab wie auf einer nassen, glitschigen Scheibe, in das Andere, die Anderwelt von neuem. Ist das die Beschaffenheit deines Geistes, so bist du ein Exzentriker, ein Außenseiter. Gelingt es dir, dieses Spiel zu gewinnen, aus dem Urschlamm einen weißen Palast zu errichten mit unzähligen, stets neu zu entdeckenden Räumen und geheimen Gängen, all dies in helles, doch mildes Licht getaucht, so bist du der Genius oder aber die heilige Frau. Ich habe gesprochen.

Stirb als Mensch. Erstehe neu als Unsterblicher. Das ist der Punkt des Quantenaufstiegs, sagt sie jetzt direkt vor mir angekommen und in selbstbewusstem Ausdruck, die Hände in die Hüften gestemmt, den rechten stöckelschuhbeschuhten Fuß nach außen vor mir stehenbleibend. Wir verstehen uns.