„Hervorragende Kunstwerke zu machen ist für gewöhnlich eine beschwerliche Arbeit. Doch im Modernismus wurde nicht nur das Herstellen, sondern vor allem das Betrachten von Kunst noch anstrengender, musste man sich die Befriedigung und die Freude, die die beste neue Kunst vermitteln kann, mühsam erringen. In den letzten mehr als einhundertfünfunddreißig Jahren waren die beste neue Malerei und die beste neue Skulptur (und die beste neue Dichtung) zu ihrer Zeit für den Kunstliebhaber eine Herausforderung und eine Prüfung, wie sie es früher nicht gewesen waren. Doch gibt es den Drang sich auszuruhen, wie es ihn immer gegeben hat. Er ist eine permanente Bedrohung der Qualitätsmaßstäbe. Dass dieser Drang auszuruhen sich in immer anderer Weise ausdrückt, bezeugt nur seine Dauerhaftigkeit. Das Gerede von der „Postmoderne“ ist eine weitere Ausducksform dieses Dranges. Und es ist vor allem eine Art, sich dafür zu rechtfertigen, dass man weniger anspruchsvolle Kunst bevorzugt, ohne deswegen reaktionär oder zurückgeblieben genannt zu werden (was die schlimmste Befürchtung der neumodischen Philister der Avantgarde ist).“
(Modern und Postmodern, 1980)